Eine Studie attestiert nun einem Nahrungsergänzungsmittel, die Lebenserwartung alternder Mäuse um etwa zehn Prozent verlängert zu haben. Die Forscher sehen das Nahrungsergänzungsmittel zudem als mögliche zukünftige Alternative zu kohlenhydratreduzierten Diäten.
Ein Forscherteam unter der Leitung von Michael Ristow, Professor für Energiestoffwechsel an der ETH Zürich, hat bereits in früheren Studien zeigen können, dass ein Überangebot von Zucker die Lebenserwartung von Fadenwürmern deutlich beeinträchtigt, und dass eine Verminderung des Zuckerabbaus lebensverlängernd wirkt. In Säugetieren erwies sich jedoch eine derartige Blockade des Zuckerabbaus als unwirksam.
In der jetzt veröffentlichten Studie, einer Kollaboration von Forschern der ETH Zürich, der Universität Jena sowie drei Instituten der Leibniz-Gemeinschaft, verwendete Ristows Team Glukosamin, welches den Zuckerstoffwechsel bremst. Glukosamin erhöhte bei Fadenwürmern die Lebenserwartung um durchschnittlich etwa fünf Prozent. Nachfolgend fütterten die Wissenschaftler alternde, 100 Wochen alte Mäuse, entsprechend dem menschlichen Alter von etwa 65 Jahren, kontinuierlich mit glukosaminhaltiger Nahrung. Zur Kontrolle verglichen sie die Lebensdauer dieser Tiere mit Mäusen, die Nahrung ohne Glukosamin erhielten. Die natürliche Lebenserwartung der mit Glukosamin gefütterten Tiere stieg im Durchschnitt um knapp zehn Prozent, was einer Steigerung der menschlichen Lebenserwartung von etwa acht Jahren entsprechen würde. Zudem wiesen die Mäuse einen verbesserten Blutzucker-Stoffwechsel auf.
In detaillierten Untersuchungen konnten die Wissenschaftler darüber hinaus zeigen, dass die mit Glukosamin gefütterten Mäuse den verminderten Zuckerabbau kompensieren, indem sie vermehrt Aminosäuren zur Energiegewinnung verwenden. Ristow interpretiert dies als „eine Simulierung der low-carb-Ernährung, die als gesundheitsfördernd gilt. Anders als bei einer solchen kohlenhydratarmen Diät musste die Kohlenhydratzufuhr der Tiere jedoch nicht eingeschränkt werden.“ Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Glukosamin auch beim Menschen einen Stoffwechselzustand wie bei einer kohlenhydratreduzierten Diät herbeiführen könnte, ohne dass das eigene Essverhalten geändert werden müsste, so Ristow. Es fehlen jedoch bislang klinische Langzeitstudien zu einer kontinuierlichen Glukosamin-Einnahme. Originalpublikation: D-Glucosamine supplementation extends lifespan of nematodes and of ageing mice Sandra Weimer et al.; Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms4563; 2014