Am 11. November 2025 wurde der GOLD-Report 2026 veröffentlicht. Wir haben einige der wichtigsten Änderungen und neuen Therapieempfehlungen für Sie kompakt zusammengefasst:
Teil 1: Wichtige Updates in den Therapieempfehlungen
Der GOLD-Report 2026 rückt die Prävention und das Management von Exazerbationen noch weiter in den Fokus, was zu zentralen Änderungen in den Therapiealgorithmen und Behandlungsempfehlungen geführt hat.
Teil 2: Weitere zentrale Updates zur Behandlung von COPD-Patient*innen
Update der Impfempfehlungen zu Influenza und RSV sowie des Kapitels zur Versorgung von multimorbiden COPD-Patient*innen.
Teil 3: Weitere Updates im GOLD-Report 2026
Umstrukturierung des Reports, Aktualisierung der Abschnitte „Burden of COPD“ (Kapitel 1) und „Screening and Case-finding“ (Kapitel 2) und Ergänzung des neuen Kapitels 6 zur Rolle von künstlicher Intelligenz (KI) beim Management von COPD.
→ Den vollständigen GOLD-Report 2026 finden Sie hier zum Download.
♦ Bereits ab einer einzigen moderaten oder schweren Exazerbation: Neuer Schwellenwert für die initiale Einstufung und Therapieanpassung
⇒ NEU: Ab jetzt soll eine einzige moderate oder schwere Exazerbation der Schwellenwert sein, um COPD-Patient*innen bei Diagnose in Gruppe E einzustufen (= Patient*in mit hohem Exazerbationsrisiko bezogen auf das Vorjahr) und im Behandlungsverlauf die Entscheidung über eine Intensivierung der Therapie zu treffen. Das Ziel dieser Änderung ist es, einen Zustand geringer Krankheitsaktivität ohne Exazerbationen zu erreichen. [S. iv]
Diese neue Empfehlung hat zu entsprechenden Anpassungen in den Therapiealgorithmen und zu umfänglichen Updates und Erweiterungen des Kapitels „Management of Exacerbations“ (Management von Exazerbationen) geführt.
♦ Update zur initialen Therapie nach Diagnose [S. 39, 60-65]
⇒ Bereits COPD-Patient*innen mit einer einzigen moderaten oder schweren Exazerbation im Vorjahr sind ab jetzt in Gruppe E (siehe Abb. 1). [GOLD-Report Abbildung 3.8, S. 62]
⇒ Der CAT™§ (COPD-Assessment Test) wurde in CAAT™* (Chronic Airway Assessment Test) umbenannt, um die Anwendung bei anderen chronischen Atemwegserkrankungen zu erleichtern. An den Inhalten und dem Score ändert sich nichts. [S. 39]
Abb. 1: Initiale Therapie nach ABE-Schema nach GOLD 2026 vs. GOLD 2025. mod. nach Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD, Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) 2026 vs. 2025. Die Exazerbationen beziehen sich auf die Anzahl an Exazerbationen innerhalb eines Jahres. mMRC: Modified Medical Research Council; CAAT: Chronic Airway Assessment Test. * Keine der derzeit zugelassenen fixen Triple-Therapien ist für die Initialtherapie bei COPD zugelassen. ** Eine Therapie mit einem einzelnen Inhalator kann vorteilhafter und wirksamer sein als eine Therapie mit mehreren Inhalatoren. Die Therapie mit einem einzelnen Inhalator verbessert die Therapie-Adhärenz. *** Blut-Eosinophile können variieren und sollten als Richtwert angesehen werden. # Bei einer initialen Behandlung mit langwirksamen Bronchodilatatoren ist die bevorzugte Wahl eine Kombination aus einem LABA und einem LAMA.
♦ Update zur Therapieanpassung im Behandlungsverlauf [S. 63, 65/66]
⇒ Bereits ab einer einzigen moderaten oder schweren Exazerbation soll über eine Therapieintensivierung nachgedacht werden (zuvor keine konkrete Empfehlung zu einem Schwellenwert). [GOLD-Report Abbildung 3.9, S. 63]
⇒ Ergänzung des Biologikums Mepolizumab im Therapiealgorithmus. [GOLD-Report Abbildung 3.9, S. 63]
Abb. 2: Therapieanpassung im Behandlungsverlauf nach GOLD 2026 vs. 2025. mod. nach Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD, Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) 2026 vs. 2025. * LABAs und LAMAs sind SABAs und SAMAs vorzuziehen, außer bei Patient*innen mit nur gelegentlicher Dyspnoe (Evidenz A) und bei sofortiger Besserung der Symptome bei Patient*innen, die bereits LABAs und/oder LAMAs zur Erhaltungstherapie erhalten. ** Eine Therapie mit einem einzelnen Inhalator kann vorteilhafter und wirksamer sein, als eine Therapie mit mehreren Inhalatoren. *** Keine der derzeit zugelassenen fixen Triple-Therapien ist zugelassen für eine direkte Umstellung von einer LAMA- oder LABA-Monotherapie. Die derzeit in Deutschland zugelassenen fixen Triple-Therapien können gemäß Zulassung eingesetzt werden bei moderater bis schwerer COPD, die unter einer dualen Therapie aus LAMA + LABA oder ICS + LABA nicht ausreichend kontrolliert ist. + Deeskalation von ICS in Betracht ziehen im Fall einer Pneumonie oder anderen möglichen Nebenwirkungen. Im Falle von Blut-Eosinophilen ≥ 300 Zellen/µl ist eine Deeskalation vom ICS eher mit der Entstehung von Exazerbationen verbunden. # Blut-Eosinophile können variieren und sollten als Richtwert angesehen werden. ° Patientenberichtete Vorgeschichte einer chronischen Bronchitis (chronischer produktiver Husten) über 3 Monate im Jahr vor dem Screening, ohne andere bekannte Ursachen. °° Mepolizumab ist aktuell nur in den USA zur Behandlung von COPD zugelassen.
♦ Bekräftigung der Empfehlung zum Einsatz von ICS [S. 67]
⇒ GOLD bekräftigt die Empfehlung für den ICS-Einsatz ab 100 Zellen/µl Bluteosinophilen und/oder einer moderaten Exazerbation, ersichtlich an der Farbänderung „Favour use“ von gelb zu hellgrün (siehe Abb. 3). [GOLD-Report Abbildung 3.10., S. 67]
Abb. 3: Faktoren für den empfohlenen bzw. nicht empfohlenen Einsatz von ICS gemäß GOLD-Report. mod. nach Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD, Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) 2026 vs. 2025. # trotz angemessener Erhaltungstherapie mit langwirksamen Bronchodilatatoren. * Beachten Sie, dass die Eosinophilenzahl im Blut als Kontinuum zu betrachten ist; die angegebenen Werte stellen ungefähre Grenzwerte dar; die Eosinophilenzahl kann schwanken.
♦ Update der Empfehlungen zur Entlassung aus dem Krankenhaus und Nachsorge [S. 108-110]
⇒ Rehospitalisierung ist mit einer erhöhten Mortalität verbunden → Die Prävention von Rehospitalisierungen sollte eines der Hauptziele der Nachsorge sein.
⇒ GOLD empfiehlt, dass Patient*innen mit erhöhten Bluteosinophilen nach einer hospitalisierten Exazerbation (moderat oder schwer) mit einer Triple-Therapie aus ICS + LABA + LAMAΔ entlassen werden sollen. [GOLD-Report Abbildung 4.10; S. 109]
⇒ Eine frühe Rehabilitation nach Entlassung (innerhalb von < 4 Wochen) ist assoziiert mit einer verbesserten Lebensqualität, erhöhter körperlicher Aktivität, einer verbesserten Überlebensrate und weniger Rehospitalisierung.
♦ Update des Abschnittes zur Prävention künftiger Exazerbationen [S. 110/111]
⇒ GOLD empfiehlt weiterhin, dass nach einer akuten Exazerbation geeignete Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Exazerbationen eingeleitet werden sollten. [GOLD-Report Abbildung 4.11, S. 111]
⇒ Laut GOLD haben sich die folgenden Maßnahmen als wirksam erwiesen (verbesserte Lungenfunktion und Reduktion von weiteren Exazerbationen):
♦ Weitere Updates im Kapitel „Management of Exazerbationen“
⇒ Umfassende Empfehlungen, wo eine Exazerbation behandelt werden sollte [S. 98/99]
⇒ Erweiterung der Informationen zu Prädiktoren für ein erhöhtes Exazerbationsrisiko und schlechte kurz- und langfristige Prognosen nach einer Exazerbation [S. 99-101]
♦ Aktualisierung der Impfempfehlungen [S. 50, 57-59]
⇒ Influenza
⇒ RSV#
♦ Update des Kapitels zu Multimorbidität [S. 112-130]
⇒ Neue Abschnitte: Asthma; Pulmonale Tuberkulose; Adipositas; Lebersteatose (Fettleber), Nierenversagen.
⇒ Aktualisierte Abschnitte: Systemische Hypertonie; Herzinsuffizienz; Koronare Herzerkrankung; Bronchiektasen; Interstitielle Lungenerkrankung; Obstruktive Schlafapnoe; Angst, Depression und Psychosen; Kognitive Beeinträchtigung und Demenz; Diabetes Mellitus; Osteoporose.
⇒ Die neuen Abbildungen (5.5 und 5.6) bieten einen strukturierten Überblick über Tests zur Bewertung und Überwachung multimorbider COPD-Patient*innen. Sie sollen helfen, die Versorgung in komplexen Fällen systematisch zu organisieren und geeignete Untersuchungen auszuwählen. Nicht alle Tests sind bei jedem/jeder Patient*in erforderlich.
Im GOLD-Report 2026 bekräftigt:
⇒ Die adäquate Behandlung aller Komorbiditäten bei COPD-Patient*innen kann helfen, die Gesundheit und die Lebensqualität zu verbessern, Exazerbationen zu verhindern und Krankenhausaufenthalte sowie das Sterberisiko zu reduzieren.
⇒ Bei Multimorbidität sollte die Therapie möglichst einfach gehalten und Polypharmazie minimiert werden.
Auswahl einiger wichtiger Informationen zu einigen Komorbiditäten:
⇒ Das höchste Mortalitätsrisiko verursachen Lungenversagen, kardiovaskuläre Erkrankungen und Lungenkrebs → deswegen benötigen sie eine hohe Aufmerksamkeit.
⇒ Bei COPD-Patient*innen sollte aktives Rauchen als eigenständige Krankheit betrachtet werden und muss mit einem Rauchstoppprogramm angegangen werden.
⇒ Kardiovaskuläre Erkrankungen, insbesondere Bluthochdruck, ischämische Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern, sind bei COPD häufig. Das Risiko für ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis ist während und bis zu einem Jahr nach einer Exazerbation (moderat oder schwer) deutlich erhöht – auch bei neu diagnostizierten COPD-Patient*innen.
⇒ COPD-Patient*innen mit komorbidem Asthma haben u. a. mehr Dyspnoe, mehr Exazerbationen und einen größeren Verlust der Lungenfunktion. Bei vorliegendem Asthma sollten alle präventiven Maßnahmen inkl. einer ICS-haltigen Erhaltungstherapie erfolgen. Asthmapatient*innen haben außerdem ein erhöhtes Risiko an COPD zu erkranken (unabhängig vom Raucherstatus).
⇒ Ziel-BMI 21-30 kg/m²: Ein zu niedriger BMI (< 21 kg/m²) erhöht das Sterberisiko. Adipositas (> 30 kg/m²) geht mit einem metabolischen Syndrom und obstruktiver Schlafapnoe einher. Bei Vorliegen einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) reduziert eine CPAP-Therapie das Sterberisiko.
Wichtige Anwendungshinweise für OCS und ICS bei bestimmten Komorbiditäten:
⇒ Bei komorbidem Asthma ist der Einsatz von ICS obligat.
⇒ Bei COPD-Patient*innen mit Bronchiektasen oder pulmonaler Tuberkulose sollte der Einsatz von ICS sorgfältig geprüft bzw. vorsichtig und unter engmaschiger Kontrolle erfolgen.
⇒ OCS erhöhen das Risiko für Osteoporose erheblich und verschlechtern bei Typ-2-Diabetes die Hyperglykämie → Der Gebrauch von OCS sollte nach Möglichkeit vermieden werden (Exazerbationen vorbeugen) oder nur so kurz und niedrigdosiert wie möglich erfolgen.
♦ Der GOLD-Report wurde neu strukturiert, wobei ein erheblicher Teil des Textes und der Abbildungen in die Anhänge 1-4 verschoben wurde, um die Übersichtlichkeit zu verbessern und Wiederholungen zu reduzieren. 14 neue Abbildungen wurden ergänzt. [S. iv]
♦ In Kapitel 1 wurde der Abschnitt „Burden of COPD“ (Belastung durch COPD) mit den neuesten epidemiologischen Statistiken und Referenzen aktualisiert. [S. 7-11]
♦ In Kapitel 2 wurde der Abschnitt „Screening and Case-finding“ (Screening und Fallfindung) aktualisiert und zwei neue Abbildungen (2.8 und 2.9) hinzugefügt. [S. 32-37]
♦ Ein neuer Abschnitt zum Thema „Disease Activity“ (Krankheitsaktivität) wurde ergänzt, um die Ziele der COPD-Therapie weiter zu konkretisieren. [S. 51-53]
♦ Ein neues Kapitel 6 „Emerging Technologies and COPD“ (Neue Technologien und COPD) wurde hinzugefügt. [S. 131-137]
Fußnoten und Abkürzungen:
§ Der COPD Assessment Test wurde von einer multidisziplinären Gruppe internationaler COPD-Experten entwickelt, unterstützt von GSK. Der COPD Assessment Test und das CAT™-Logo sind Marken der GlaxoSmithKline-Unternehmensgruppe. © 2009 GlaxoSmithKline. Alle Rechte vorbehalten. Die Aktivitäten von GSK in Bezug auf den COPD Assessment Test™ werden von einem Leitungsgremium überwacht, das unabhängige externe Experten umfasst, von denen einer den Vorsitz führt.
Δ Die derzeit in Deutschland zugelassenen fixen Triple-Therapien können gemäß Zulassung eingesetzt werden bei moderater bis schwerer COPD, die unter einer dualen Therapie aus LAMA+LABA oder ICS+LABA nicht ausreichend kontrolliert ist.
* CAAT: Chronic Airway Assessment Test
** mMRC: Modified Medical Research Council
# RSV: Respiratorische Synzytial-Virus
+ CDC: Centers for Disease Control and Prevention
Bildquelle: KI generiert
Referenzen: