Manchen Patienten mit körperlichen Einschränkungen fällt es schwer, Smartphones zu bedienen. Geräte mit digitaler Sprachsteuerung machen es ihnen möglich, vom Pflegeheim aus mit Angehörigen zu kommunizieren. Die Geräte erinnern auch an Termine oder Medikationen.
Der Markt an Apps mit gesundheitlichen Funktionen wächst immer weiter. Patienten können ihre Symptome dokumentieren, Vitalparameter erfassen und ihre Daten an den Arzt senden. In den USA boomen Lösungen aus dem Bereich Telemedizin: Patienten kontaktieren Ärzte per Textnachricht oder Videochat. Ein großer Nachteil bei all diesen Tools ist, dass sie sich noch nicht für körperlich stark beeinträchtigte Menschen eignen. Deshalb experimentieren Entwickler mit Lösungen zur Sprachsteuerung.
Besonders bekannt ist die Software Siri von Apple zur Sprachverarbeitung. Sie hilft blinden oder gelähmten Menschen, Kontakte aus dem Telefonbuch anzurufen, Termine in den Kalender einzutragen oder sich an Ereignisse erinnern zu lassen. Das können beispielsweise auch Arzttermine oder regelmäßige Medikamenteneinnahmen sein. Außerdem kann Siri in Online-Enzyklopädien wie Wikipedia oder dem Flexikon recherchieren und Einträge vorlesen. Das Konkurrenzprodukt Cortana wurde von Microsoft u.a. für Windows Phone 8.1 entwickelt. Es hat ähnliche Eigenschaften. Komplexere Vorgänge, wie sie im medizinischen Alltag vorkommen, können beide Tools nicht ausführen.
Gegen diese Schwächen hat ein kleines Unternehmen aus dem Bereich Health IT (myCare2x) jetzt Lösungen entwickelt. Basis der Innovation ist Amazons Echo. Hier handelt es sich um ein Gerät mit sieben Mikrofonen und einem Lautsprecher, das für den Hausgebrauch entwickelt wurde. Das Gerät setzt mit der Software namens Alexa unsere Sprache in Aktionen um. „Alexa, spiel mir jetzt meine Lieblingssongs vor“, so lautet eine typische Anweisung. Und voilà, schon ertönt die gewünschte Musik aus den Boxen.
Neben Alexa gibt es rund 3.000 Erweiterungen, um den Funktionsumfang des Geräts zu vergrößern. Für den medizinischen Bereich gibt es jetzt auch eine spezielle Schnittstelle. Zielgruppe sind körperlich eingeschränkte Menschen, denen es schwerfällt, normale Touchpads oder Tastaturen zu bedienen. Sie können im Pflegeheim oder Krankenhaus direkt mit Angehörigen kommunizieren. Auch der Kontakt zu medizinischem Personal gelingt per Sprachsteuerung. Die Zuordnung von Anfragen zu einer Person ist über das Zimmer, das Bett beziehungsweise über eine PIN möglich. Das Tool mcx:Alexa (von myCare2x) erinnert an Termine oder an Medikationen: ein Vorteil für Patienten zu Hause, die seltener vom Pflegedienst besucht werden. Mit dem Tool mcx:meinekrankenakte lassen sich Medikationen abrufen oder Einträge vom Erkrankten ergänzen. Der behandelnde Arzt erhält im Stile eines Tagebuchs deutlich genauere Aufzeichnungen als bei gelegentlichen Konsultationen. Alle Tools laufen auf einem eigenen Server und nicht in der Amazon-Welt.
Neben Amazons Echo mit Alexa ist seit Mitte 2017 Google Home auf dem Markt, ein Smart-Home-Lautsprecher mit Mikrofonen und digitalem Sprachassistenten. Aufgrund des späteren Starts und der geringeren Marktdurchdringung setzen Start-ups eher auf die Hardware von Amazon.