Schlafentzug: Liquorfluss leicht gemacht
Schlaf spielt eine grundlegende Rolle für ein gesundes Gehirn und die kognitive Leistungsfähigkeit. Schlafentzug führt umgekehrt zu Aufmerksamkeitsstörungen, woraus Forscher schließen, dass diese Defizite ein unvermeidbares Bedürfnis des Gehirns nach Schlaf widerspiegeln. Was in diesen Momenten aber genau im Hirn passiert, wollte eine Arbeitsgruppe aus den USA herausfinden. Neuroimaging-Studien zeigten bereits, dass Schlaf nicht nur mit neuronalen, sondern auch mit vaskulären und liquorbezogenen Vorgängen im Gehirn einhergeht. In der Nacht treten im Nicht-REM-Schlaf globale hämodynamische Wellen mit niedriger Frequenz (0,01–0,1 Hz) auf und treiben wiederum pulsierende Wellen des Liquorflusses (CSF) an. In einer Studie mit totalem Schlafentzug bei 26 gesunden Probanden (7 Männer und 19 Frauen; mittleres Alter 25,6 Jahre ± 4,41) konnten die US-Forscher jetzt zeigen, dass diese Prozesse bei Schlafentzug einfach in den Wachzustand verlagert werden. Aufmerksamkeitsaussetzer treten nach Schlafverlust hochgradig getaktet auf. Dabei kommt es u. a. zur Pupillenverengung und markanten Liquorpulsationen in einem festen zeitlichen Muster. Sie konnten feststellen, dass Aufmerksamkeitsstörungen während der Wachphase durch eine Veränderung des Zustands im gesamten Gehirn und Körper gekennzeichnet sind. Die Momente, in denen die Aufmerksamkeit versagt, treten dabei unmittelbar vor dem Beginn eines globalen hämodynamischen Ereignisses und einem großflächigen nach außen gerichteten Puls des Liquorflusses auf, gefolgt von einer anschließenden Umkehrung dieser Dynamik. Die kurzen „Mikro-Aussetzer“ sind also nicht bloß Unachtsamkeit, sondern Zeichen eines systemischen neurovaskulären Umschaltens, das sich kaum willentlich kompensieren lässt. |