Kinder können sprachliche Informationen besser verarbeiten, wenn sie zuvor ein Gedächtnistraining absolviert haben. Forscher haben ein spielerisches Training am PC für Grundschüler erarbeitet und die Mathematik- und Leseleistung vor und nach dem Training verglichen.
Während anderenorts diskutiert wird, ob Hausaufgaben nicht vielleicht sogar komplett abgeschafft werden sollten, stellten sich die Psychologen Julia Karbach von der Universität des Saarlandes sowie Tilo Strobach und Torsten Schubert von der Humboldt-Universität die Frage, wie man alltägliche Lernprozesse unterhaltsam fördern kann.
Bei einem spielerischen Gedächtnistraining am Computer mussten sich Grundschulkinder Reihen von verschiedenen Tieren merken und bekamen von einem Affen virtuelle Äpfel geschenkt, wenn sie sich richtig erinnerten. Vor und nach diesem Training wurde die Leistung der Kinder in den Bereichen Lesen und Mathematik erfasst. Zwar gab es keine Hinweise auf eine Verbesserung der mathematischen Fähigkeiten, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zeigten die Kinder nach dem Gedächtnistraining jedoch eine bessere Leistung beim Lesen. Sie erkannten und verstanden Wörter wesentlich besser, auch die Wiedergabe fiel ihnen leichter.
„Wir vermuten, dass Kinder mit Training mehr und effizienter sprachliche Informationen im Gedächtnis behalten. Dadurch gestaltet sich der Leseprozess für sie fließender. Allerdings scheint es, dass diese Verbesserung durch Gedächtnistraining nur von begrenzter Dauer ist. Nach drei Monaten konnten wir keine weiteren Erfolge mehr beobachten“, sagt Julia Karbach. Unterhaltsames Gedächtnistraining wird die Hausaufgaben in Zukunft also nicht ganz ersetzen können. Originalpublikation: Adaptive working-memory training benefits reading, but not mathematics in middle childhood Julia Karbach et al.; Child Neuropsychol., doi: 10.1080/09297049.2014.899336, 2014