E-Zigaretten gelten oft als harmlose Alternative zum Rauchen. Eine neue Meta-Analyse zeigt jedoch: Wer dampft, hat ein deutlich höheres Risiko, an COPD zu erkranken – auch, ohne vorher Tabak geraucht zu haben.
E-Zigaretten haben in den letzten Jahren einen wahren Boom erlebt. Sie sollen Rauchern beim Aufhören helfen oder gleich als „gesündere“ Alternative dienen. Doch wie harmlos ist das Inhalieren aromatisierter Dämpfe wirklich? Eine neue Meta-Analyse hat genau das untersucht – mit ernüchternden Ergebnissen. Die Forscher fanden einen klaren Zusammenhang zwischen E-Zigaretten-Konsum und einem erhöhten Risiko für COPD.
Insgesamt flossen 17 Beobachtungsstudien mit über 4,3 Millionen Teilnehmern in die Analyse ein. Die Ergebnisse sprechen für sich. Im Vergleich zu Nichtrauchern:
Die Autoren betonen: Der Zusammenhang blieb auch dann bestehen, wenn Alter und Rauchverhalten berücksichtigt wurden. Das Risiko war also nicht nur auf frühere Tabakgewohnheiten zurückzuführen.
E-Zigaretten verbrennen keinen Tabak, sondern erhitzen Flüssigkeiten mit Nikotin, Aromen und Chemikalien zu einem Aerosol. Was nach „weniger schädlich“ klingt, ist trügerisch: Die Dämpfe enthalten ultrafeine Partikel, Schwermetalle, Aldehyde und reaktive Sauerstoffverbindungen – Substanzen, die Entzündungen und strukturelle Lungenschäden verursachen können. Besonders bemerkenswert: Auch ehemalige Dampfer hatten ein erhöhtes Risiko. Das deutet darauf hin, dass die Schädigung der Atemwege länger anhält, selbst wenn das Vapen beendet wird.
Natürlich ist nicht alles eindeutig: Viele der einbezogenen Studien basierten auf Selbstauskünften zur COPD-Diagnose, was die Datenqualität beeinflussen kann. Nur 2 der 17 analysierten Studien nutzten objektive Messmethoden wie Spirometrie. Auch die Intensität und Dauer des E-Zigarettenkonsums wurden selten genau erfasst. Das erschwert die Einschätzung, wie stark die Belastung durch Dampf tatsächlich sein muss, um die Lunge dauerhaft zu schädigen.
Im Vergleich zum klassischen Zigarettenrauchen scheint das COPD-Risiko beim Dampfen zwar geringer zu sein, aber eben nicht nonexistent. Während Raucher ein etwa dreifach erhöhtes Risiko haben, bleibt das Risiko bei E-Zigaretten-Nutzern dennoch signifikant erhöht – rund 50 % höher als bei Nichtrauchern.
Zudem zeigen Tierversuche und Zellstudien, dass E-Zigaretten-Aerosole oxidativen Stress und Entzündungen auslösen – Mechanismen, die auch bei der Entstehung von COPD eine Rolle spielen.
Die Autoren raten Ärzten, die Lungenfunktion von E-Zigaretten-Nutzern regelmäßig zu überprüfen, insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Atemwegserkrankungen. Auch in der Tabakentwöhnung sollten Ärzte Vorsicht walten lassen: Zwar kann das Dampfen kurzfristig helfen, vom Rauchen loszukommen, doch für Nichtraucher ist der Einstieg riskant: „E-Zigaretten seien nicht risikofrei, besonders nicht für die Atemwege“, so das Fazit der Forscher.
Die Meta-Analyse zeigt klar: Wer dampft, setzt seine Lunge einem erhöhten Risiko aus – und das auch noch lange nach dem letzten Zug. COPD ist und bleibt eine Erkrankung, die man am besten gar nicht riskiert. Für die Lunge gilt also weiterhin: Am gesündesten ist das, was gar nicht qualmt – auch nicht elektrisch.
Lee et al.: Association between electronic cigarette use and chronic obstructive pulmonary disease: a systematic review and meta-analysis. npj Primary Care Respiratory Medicine, 2024. doi: 10.1038/s41533-024-00416-3
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