Nach Online-Debatten geht der Leitbildprozess in die nächste Runde und stößt auf zunehmende Kritik. Inzwischen haben Pharmaziestudierende – sie durften am Meinungsbildungsprozess nicht teilnehmen – ihre eigenen Eckpunkte veröffentlicht.
Schon im März diskutierten verschiedene Arbeitsgruppen auf Ebene der Kammerbezirke den Input aus Online-Abfragen. Vom 7. Bis zum 8. April trafen sich mehr als 100 Standesvertreter aller 34 ABDA-Mitgliedsorganisationen in Berlin. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt bezeichnete den Konvent als „eine der wichtigsten Etappen im Leitbildprozess“. Zwischenergebnisse wurden aber nicht veröffentlicht, und so bleiben die Meilensteine außerhalb berufspolitischer Gremien erst einmal im Dunkeln.
Nach redaktioneller Bearbeitung durch die ABDA-Spitze und die Arbeitsgruppe Leitbild sind wieder Kollegen am Zuge. Sie haben vom 2. bis 14. Mai die Chance, Zwischenergebnisse über das Portal zu kommentieren. Dann ist die ABDA-Mitgliederversammlung gefragt, um am 25. Juni einen Beschluss zu fassen. Diskussionen in breiter Runde wird es spätestens beim Deutschen Apothekertag vom 17. bis 19. September in München geben. Bereits jetzt kritisieren Kollegen, dass dort nur noch Resultate präsentiert und abgenickt werden sollten. Eine Forderung lautet, in diesem Jahr zu diskutieren und erst in 2015 abzustimmen.
Da sich der Nachwuchs nicht in den Leitbildprozess einbringen konnte, ging man eigene Wege. Über seine Website fragte der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) acht Themen ab. Insgesamt beteiligten sich 1.186 Personen. Mehr als 70 Prozent befürworten ein aktives Mitbestimmungsrecht von Apothekern bei der Pharmakotherapie. Und 84 Prozent sehen in öffentlichen Apotheken die zentralen Einrichtungen, um Patienten flächendeckend zu versorgen – Stichwort demographischer Wandel. Darüber hinaus fordern 78 Prozent, die Zusammenarbeit mit anderen Heilberuflern zu optimieren. Hinsichtlich des Leistungsspektrums standen Arzneimitteltherapiesicherheit, Medikationsmanagement und patientenorientierte Pharmazie an erster Stelle. Viele der Befragten wünschen sich auch eine Verlängerung der Regelstudienzeit. Im Beruf sollen Fortbildungen, Spezialisierungen und Weiterbildungen verpflichtend werden – mit finanzieller Unterstützung des Arbeitgebers. Hinsichtlich zukünftiger Perspektiven öffentlicher Apotheken ergab sich laut BPhD einen „gesunden Mittelweg zwischen Wirtschaftlichkeit und Heilberuflicher Tätigkeit unter der Berücksichtigung, dass bei allen Entscheidungen immer das Wohl des Patienten an erster Stelle stehen muss“.
In der Sache meldete sich auch Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, zu Wort. Anlässlich einer Fortbildungsveranstaltung wagte er einen Blick auf das Jahr 1993. Schon damals hatte die ABDA Eckpunkte zur Positionierung von Apothekern veröffentlicht. Dazu gehören Themen wie die Auswahl von Wirkstoffen durch Apotheker inklusive Dokumentationsaufgaben. Um Pharmakotherapien sicherer zu machen, hatte der Dachverband vor 21 Jahren angekündigt, Modellprojekte zeitnah zu starten. Erst jetzt ist es gelungen, mit einem Modellprojekt zu beginnen. Angesichts dieser wenig rühmlichen Resultate hält Dobbert vom Leitbildprozess nur wenig. Er hatte zuvor bereits den Fragebogen im Online-Portal scharf kritisiert.