Jedes Kind weiß: Zucker ist ungesund – aber auch die vermeintlich gesünderen Süßstoffe stehen in der Kritik. Denn die Süße zu ersetzen, birgt ebenfalls Risiken.
Aspartam ist ein künstlich hergestellter Süßstoff. Es ist etwa 200-mal süßer als Saccharose, der Haushaltszucker, und liefert 4 Kilokalorien pro Gramm, da Aspartam im Körper wie ein Eiweißbaustein abgebaut wird. Weil es von den Bakterien im Mund nicht in Säure umgewandelt wird, verursacht Aspartam im Gegensatz zu Zucker keine Karies. Der Süßstoff liegt als weißes, kristallines Pulver vor, das sich nur wenig in Wasser lösen lässt. Da allerdings nur kleine Mengen benötigt werden, um die Süße von Zucker zu erhalten, reicht die geringe Wasserlöslichkeit aus. Aspartam ist jedoch nicht hitzebeständig, weshalb es sich nicht zum Backen eignet.
Beim Abbau im Körper entstehen die beiden Aminosäuren Phenylalanin und Asparaginsäure sowie Methanol. Methanol ist ein einfacher Alkohol, der im Körper durch das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) zu Formaldehyd und dann weiter zu Ameisensäure umgewandelt wird. Die Ameisensäure kann wiederum das Blut übersäuern und so zu einer schweren Vergiftung führen.
Trinkt man größere Mengen Methanol, wie sie etwa in schwarzgebranntem Alkohol vorkommen können, kann das zur Erblindung oder sogar zum Tod führen. Beim Abbau von Aspartam entstehen allerdings nur sehr geringe Mengen Methanol. Methanol nimmt man aber auch dann auf, wenn man Obst oder Gemüse isst, da es ebenfalls beim Abbau von Pektin, einem natürlichen Bestandteil der Pflanzenzellwände, entsteht. Auch der Körper selbst bildet natürlicherweise Methanol. Die geringen Mengen, die man also durch Aspartam aufnimmt, gelten daher als unbedenklich.
Das entstandene Phenylalanin kann allerdings für Menschen mit Phenylketonurie gefährlich sein, da sie es nicht abbauen können. Sie sollten auf Aspartam verzichten, weshalb aspartamhaltige Produkte den Hinweis „enthält eine Phenylalaninquelle“ tragen müssen.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam 2013 zu dem Schluss, dass Aspartam auch für Kinder, Schwangere und Säuglinge unbedenklich ist, zumindest dann, wenn die akzeptable Tagesdosis (Acceptable Daily Intake, ADI) nicht überschritten wird. Für Aspartam liegt diese akzeptable Tagesdosis bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Auch die US-amerikanische FDA und andere internationale Behörden bestätigen diese Einschätzung.
Im Jahr 2022 zeigten große Beobachtungsstudien der französischen NutriNet-Santé-Kohorte jedoch, dass Aspartam mit einem höheren Risiko für Brustkrebs und zerebrovaskuläre Ereignisse (z. B. Schlaganfälle) verbunden sein könnte. Der Konsum künstlicher Süßstoffe wurde generell mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verknüpft. Diese Studien untersuchten sehr viele Menschen über mehrere Jahre hinweg; sie konnten aber nur Zusammenhänge und keine direkten Ursachen nachweisen. Dass eine Korrelation besteht, also zwei Ereignisse gleichzeitig auftreten, bedeutet nicht, dass auch eine Kausalität vorliegt und ein Ereignis das andere ausgelöst hat.
Ob Aspartam also wirklich die Ursache ist, lässt sich damit nicht sicher beweisen, da auch andere Faktoren wie Übergewicht, Ernährung oder Lebensstil eine Rolle spielen könnten. Auf Grundlage dieser Daten stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), genauer die International Agency for Research on Cancer (IARC), Aspartam 2023 als „möglicherweise krebserregend beim Menschen“ ein. Es erhielt die Kategorie 2B, was bedeutet, dass begrenzte Hinweise gefunden wurden, die weitere Forschung notwendig machen. Trotz dieser Bewertung sehen die EFSA und die FDA jedoch keinen Anlass, die zulässige tägliche Aufnahmemenge zu ändern.
Eine Tierstudie mit Mäusen und Affen zeigte, dass auch Aspartam die Insulinfreisetzung anregen und dadurch entzündliche Prozesse in den Gefäßen verstärken kann. Das führte zu mehr Ablagerungen in den Arterien, was die Entstehung von Atherosklerose begünstigen könnte. Wichtig ist, dass es sich dabei nicht um Studien am Menschen handelte und die Ergebnisse aus Tierexperimenten nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar sind. So lässt sich aber möglicherweise erklären, warum in Beobachtungsstudien ein Zusammenhang zwischen Aspartam und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefunden wurde.
Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass künstliche Süßstoffe wie Aspartam das Darmmikrobiom beeinflussen können. In Tierexperimenten wurden Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmflora beobachtet, die mit Übergewicht, Insulinresistenz oder Stoffwechselveränderungen verbunden sein können. Daten aus Studien am Menschen sind hierzu bisher aber noch begrenzt und teilweise sogar widersprüchlich: Die einen Studien finden kaum Veränderungen, die anderen hingegen zeigen deutliche Effekte. Die Effekte sind abhängig von der Dosis, der Dauer und der jeweiligen Zusammensetzung des Mikrobioms, also der Gesamtheit der Mikroorganismen im Dickdarm.
Dass Aspartam angeblich auch in der Tiermast eingesetzt wird, ist für viele ein Argument dafür, dass man damit nicht abnehmen kann. Aspartam wird jedoch üblicherweise nicht in der Tiermast eingesetzt, anders als andere Süßstoffe wie Sucralose und Neotam. Sie erhöhendie Schmackhaftigkeit und sorgen für eine erhöhte Futteraufnahme. Während neuere Untersuchungen auf mögliche gesundheitliche Probleme hinweisen, fanden frühere Studien keine Risiken durch Aspartam – wenn die akzeptable Tagesdosis eingehalten wurde. Die WHO empfiehlt inzwischen, Süßstoffe nicht als Mittel zur Langzeit-Gewichtskontrolle einzusetzen, auch wenn sie kurzfristig beim Abnehmen helfen können.
Bildquelle: Myriam Zilles, Unsplash