Apothekern vertraut man in der Regel – aber auch unter uns gibt es schwarze Schafe. Sie zu enttarnen, ist gar nicht so leicht.
Letzthin hatte ich so ein schwarzes Schaf in der Apotheke. Er wollte Codein-Tabletten gegen seinen starken Husten. Er war äußerst charmant, streckte den neuen Apothekerausweis hin und fragte nett, ob er sie bekommen könnte – sie seien ja rezeptpflichtig. Also gut. Es ist ja immerhin ein Kollege. Wir halten alle Abgaben rezeptpflichtiger Medikamente ohne Rezept fest, sowohl im Computer als auch schriftlich (mit Unterschrift, bitte), und bei ihm war erst im letzten Jahr eine Abgabe desselben Medikaments drin.
Trotzdem kam mir das Ganze nicht ganz koscher vor, sodass ich nachher bei meiner Kollegin, die in einer anderen Apotheke arbeitet, nachfragte, ob sie unter dem Namen etwas drin hätten. Au ja, hatten sie. Bisher wurde 6 Mal (!) Codein an ihn abgegeben – jedes Mal von einem anderen Apotheker autorisiert … Autsch. Man kann übrigens auch wegen Apothekern oder Ärzten eine Meldung ans Gesundheitsamt machen, wenn man Missbrauch vermutet.
Aber es gibt noch mehr. Leider. Da gibt es den Alkoholiker-Apotheker, der sich öfters mal eine Flasche vom Trinkfeinsprit (Ethanol 96 %) mit nach Hause nimmt … oder nicht mal bis dann wartet. Dann gibt es den Apotheker-Chef, auf dessen Computer man beim Suchen nach benötigten Unterlagen zufällig auf gespeicherte Pornographie trifft. Außerdem wäre da noch der Inhaber aus einer Apotheken-Familien-Dynastie, der in seiner eigenen Apotheke Hausverbot hat (!), weil er sonst in den Betäubungsmittelschrank greift. Oder der Apotheker, der einen schwungvollen Internetversand betreibt und es mit den Rezepten nicht so genau nimmt. Geschockt? Also ich war es schon ein bisschen.
Zum Glück aber sind diese „Schwarzkittel-Apotheker“ die Ausnahme von der Regel. Die meisten Apotheker und Apothekerinnen sind zuverlässig und fleißig und verdienen das Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird. Sie haben einen sehr guten Ruf in der Öffentlichkeit – mit Recht, finde ich. Ich hoffe, das bleibt so.
Bildquelle: Jonathan Greenaway, Unsplash