Während Frauen routinemäßig zur Vorsorge gehen, bleibt der Knochenabbau beim Mann lange unentdeckt – bis es zum Bruch kommt. Denn selbst Testosteron schützt nicht vor porösen Knochen. Wie wir Männer mobilisieren können.
Von einer verminderten Knochendichte sind überwiegend Frauen betroffen. Sie machen 75 bis 80 % aller Erkrankten aus. Auf vier Osteoporose-Patientinnen kommt also ein Mann – dieser hat oft mit ungünstigeren Folgen zu kämpfen als seine Leidensgenossinnen. Das liegt vor allem daran, dass Männer nicht routinemäßig auf eine Verminderung ihrer Knochendichte untersucht werden und eine Osteoporose daher erst später erkannt wird. Die Diagnose wird spätestens nach einer Fraktur gestellt: Dann ist bei Männern die Prognose bezüglich der Mobilität sogar schlechter als bei Frauen und das Sterblichkeitsrisiko höher.
Um den Knochenzustand zu messen, wird eine Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) durchgeführt. Als Goldstandard gilt hierfür die DXA-Methode, welche in den 1980er Jahren entwickelt wurde. DXA bedeutet Dual Energy X-Ray Absorptiometry, bei der der Knochenmineralgehalt (bone mineral content = BMC) in Gramm bzw. die Knochenmineraldichte (bone mineral density = BMD) in Gramm pro cm2 oder Gramm pro cm3 gemessen wird. Messorte sind die Lendenwirbelsäule und die Oberschenkelhälse. Die Strahlenbelastung ist mit 13 mrem sehr gering und entspricht 1/10 bis 1/100 einer normalen Röntgenaufnahme derselben Körperregion.
Die ermittelten persönlichen Knochendichtewerte werden sowohl mit einer Normalperson gleichen Alters und Geschlechts (Z-Score) als auch mit denen eines normalen Erwachsenen im dritten Lebensjahrzehnt – dem Alter der maximalen Knochendichte (T-Score) – verglichen. Bei einer Standardabweichung des T-Scores nach unten um mehr als 1 liegt definitionsgemäß eine Osteopenie vor. Ab -2,5 liegt eine Osteoporose vor. Kommt es ohne adäquates Trauma zu Frakturen, spricht man von einer manifesten Osteoporose. In Deutschland wird davon ausgegangen, dass mehr als 6 Millionen Menschen an Osteoporose erkrankt sind. Mit zunehmendem Lebensalter trifft es etwa jede dritte Frau und jeden fünften Mann. Verringert sich die Knochendichte um 10 %, verdoppelt sich das Frakturrisiko an der Wirbelsäule und verdreifacht sich am Oberschenkelhals.
Für Männer steigt das Osteoporoserisiko ab 70 Jahren deutlich an. Risikofaktoren sind u. a. hormonelle Veränderungen mit niedrigem Testosteronspiegel, eine familiäre Vorbelastung und ein ungesunder Lebensstil mit Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Kalzium- und Vitamin-D-Mangel sowie chronische Erkrankungen von Leber und Nieren oder eine rheumatoide Arthritis. Aber auch eine dauerhafte Medikamenteneinnahme kann sich ungünstig auf den Knochenstoffwechsel auswirken, wie es für das Kortison allgemein bekannt ist. Eine Übersicht zu anderen Medikamenten haben Panday et al. veröffentlicht.
Um einen Knochenabbau zu verhindern und Frakturen zu vermeiden, empfiehlt die DVO-Leitlinie 2023 zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie konkrete Maßnahmen. Neben der Reduzierung beeinflussbarer Risikofaktoren und Verbesserung des Lebensstils muss der Knochenstoffwechsel angeregt werden. Da Knochen insbesondere auf Druck- und Zugkräfte reagieren, ist Walking eine ideale Aktivität, Schwimmen dagegen nicht. Zur Stabilisation von Knochen und Gelenken ist eine Steigerung der Muskelkraft hilfreich und durch das Trainieren von Koordination und Gleichgewicht sowie Balance können Stürze reduziert werden. Es sollte außerdem auf eine tägliche Eiweißzufuhr von 1,0 g/kg Körpergewicht geachtet werden. Auch eine Kalzium-Gesamtzufuhr von täglich 1.000 mg ist zu beachten und eine tägliche Mindestmenge von 800 I. E. Vitamin D3 bis zu einer maximalen Tagesdosis von 4.000 I. E. wird empfohlen. Sollten Bolusgaben benötigt werden, gilt es die maximale Einzeldosis von 20.000 I. E. nicht zu überschreiten.
Patienten mit einer osteoporotischen Wirbelkörperfraktur oder proximalen Femurfraktur sollen möglichst sofort eine spezifische medikamentöse Therapie erhalten, durch die die Aktivität der Osteoklasten gehemmt wird. Für Männer sind die Bisphosphonate Alendronat (10 mg/die), Risedronat (35 mg wöchentlich) und Zoledronat sowie die Wirkstoffe Teriparatid und Denosumab zugelassen – für Frauen einige mehr. Zu Beginn einer Therapie mit Bisphosphonaten oder Denosumab soll wegen des Risikos von Kiefernekrosen eine zahnärztliche Untersuchung erfolgen. Unter einer Therapie mit Bisphosphonaten kommt es zu einer signifikanten Zunahme der Knochendichte: an den Lendenwirbelkörpern bereits nach drei Monaten und am Oberschenkelhals nach einem Jahr. Bei der Einnahme von Tabletten gilt es außerdem zu beachten, dass Kaffee die Aufnahme durch eine beschleunigte Magen-Darm-Passage deutlich beeinträchtigt und das Medikament deshalb in einem zeitlichen Abstand von 30 bis 60 Minuten eingenommen werden soll. Des Weiteren sollte die Knochendichte sollte vor Ablauf von fünf Jahren kontrolliert werden.
Bildquelle: Murewa Saibu, Unsplash