News Bites: Zwischen Aufklärung und Werbung

News Bites: Zwischen Aufklärung und WerbungAntibiotikaresistenzen auf der Überholspur, „Pille danach“-Kampagne kurzfristig abgesägt und GLP-1-RA in der Suchttherapie – diese News haben wir für dich im Schnelldurchlauf!

GLP1-RA: Jetzt auch gegen Sucht?

Bereits seit einiger Zeit werden GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA), die zur Gewichtsreduktion und Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt werden, mit einem geringeren Alkoholkonsum in Verbindung gebracht (siehe hier, hier und hier). Nun hat eine amerikanische Studie, veröffentlicht in Nature, bestätigt, dass die Einnahme von GLP-1-RA das Konsumverhalten von Alkohol beeinflussen könnte.

In einer Pilotstudie wurde der Einfluss von Alkohol bei jeweils 20 adipösen Teilnehmern mit und ohne GLP1-RA Einnahme untersucht. Die Teilnehmer, die einen GLP-1-RA einnahmen, zeigten einen verzögerten Anstieg der Atemluftalkoholkonzentration und berichteten nach einmaligen Trinken über ein geringeres Verlangen nach Alkohol.

Die Hypothese: Je weniger Alkohol im Blut zirkuliert, desto weniger gelangt ins Gehirn – und desto geringer ist das Suchtpotenzial. Denn schnell wirkende Drogen – wie hochprozentiger Alkohol – haben ein größeres Missbrauch-Risiko. Andere Medikamente zur Bekämpfung von Alkoholsucht und Rückfallprophylaxe, wie Naltrexon and Acamprosat, greifen direkt in das zentrale Nervensystem ein und sind daher mit einem höheren Nebenwirkungspotenzial verbunden. Die Pilotstudie weckt daher die Hoffnung, dass GLP-1-Rezeptoragonisten eine alternative Therapieoption darstellen könnten – um dies zu verifizieren, müssen weitere Studien folgen.

„Pille danach“ auf dem Abstellgleis

Die Aufklärungskampagne „Danach ist Davor“, die zur von Perrigo Deutschland organisierten Initiative #nurwennichesweiss gehört und im Berliner Regierungsviertel ausgespielt werden sollte, wurde kurz vor Veröffentlichung storniert – mit Verweis auf das bestehende Werbeverbot. Selbst rechtliche Absicherungen konnten daran nichts ändern. Die sachlich gehaltene Informationskampagne zur „Pille danach“ musste stattdessen auf digitale Kanäle und Guerilla-Aktionen ausweichen.

Obwohl die „Pille danach“ in Deutschland seit 2015 rezeptfrei erhältlich ist, verhindert das Heilmittelwerbegesetz (HWG) weiterhin jede öffentliche Information – selbst wenn sie neutral formuliert, ohne Produktempfehlung und ohne Markennennung erfolgt. Die Werbebeschränkungen gelten dabei nicht nur für Hersteller, sondern auch für unabhängige Informationsinitiativen.

Die Aufklärungskampagne war für das Regierungsviertel geplant, um politische Entscheidungsträger zu erreichen. Neben der Aufklärung der breiten Bevölkerung war das Ziel, die Abschaffung des Werbeverbots für Notfallkontrazeptiva anzustoßen. Doch dieser Ansatz wurde noch vor dem Start blockiert. Während Apotheker Patienten individuell beraten dürfen, sind Hersteller und Aufklärungsprojekte juristisch ausgebremst. Im europäischen Vergleich steht Deutschland mit seinem restriktiven Ansatz zunehmend isoliert da. Seit Januar 2023 ist die „Pille danach“ in Frankreich sogar kostenfrei erhältlich. Am Ende bleibt die Frage, ob es im Sinne der öffentlichen Gesundheit ist, wenn selbst fundierte, produktneutrale Information als Gesetzesverstoß gilt.

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Im Rückstand gegen die Resistenzen

Laut dem aktuellen Bericht der WHO nimmt die Zahl antibiotikaresistenter Infektionen in Krankenhäusern weltweit deutlich zu. 2023 war bereits jede sechste bestätigte bakterielle Infektion von Resistenz betroffen. Zudem haben über 40 Prozent der Antibiotika ihre Wirkung gegen häufige Infektionen – darunter Blut-, Darm-, Harnwegs- und sexuell übertragbare Infektionen – verloren. Besonders betroffen sind Länder mit schwächeren Gesundheitssystemen. Zahlen zur Antibiotikaresistenz könnten teilweise sogar unterschätzt sein, da oft nur schwere Fälle aus Spezialkliniken erfasst werden.

Besonders kritisch schätzt die WHO die Lage bei gramnegativen Bakterien wie Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae ein. So sind etwa 40 Prozent der E. coli-Stämme und mehr als 55 Prozent der K. pneumoniae-Stämme gegen wichtige Cephalosporine der dritten Generation resistent, in einigen afrikanischen Ländern liegt die Rate sogar bei über 70 Prozent. Auch die Reserveantibiotika Carbapeneme und Fluorchinolone verlieren an Wirksamkeit. Fachleute sprechen von einem „kritischen Wendepunkt“: Besonders gravierend sei, dass die Entwicklung neuer Antibiotika mit der zunehmenden Resistenz nicht Schritt halte. Neben dem bewussten Einsatz von Antibiotika müssten Innovationen beschleunigt und der Zugang zu wirkungsvollen Medikamenten weltweit verbessert werden. Professor Bhakta betont zudem die Bedeutung präventiver Maßnahmen wie Hygiene und Impfungen sowie gezielter Investitionen in die Erforschung neuer Therapien gegen resistente Keime.

Bildquelle: DocCheck