Die Akne vulgaris ist verbreitet, oft belastend – und schwer zu therapieren. Nun gibt es mit Clascoteron einen neuen Spieler in der Therapiemannschaft. Doch wie macht sich das Topikum auf dem Platz?
Akne vulgaris ist keine Nischenerkrankung, sondern eine echte Volkskrankheit. In Deutschland liegt die Prävalenz bei Erwachsenen bei rund 19 %. Bei einer europaweiten Erhebung gaben 57,8 % der 15- bis 24-Jährigen eine Akne an. Die Erkrankung tritt am häufigsten im Jugendalter auf und nimmt mit steigendem Alter ab. Seit August 2025 ist nun Clascoteron 1 % Creme in Deutschland für Patienten mit Akne vulgaris ab 12 Jahren zugelassen. Die Zulassung erfolgte nach einer positiven Empfehlung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und basiert auf den Ergebnissen der beiden großen Phase-III-Studien, die bereits zur FDA-Zulassung in den USA im August 2020 geführt hatten.
Clascoteron ist der erste topische Androgenrezeptor-Antagonist, der gezielt die Dihydrotestosteron-vermittelte Sebumproduktion und Entzündung in den Talgdrüsen hemmt – und dies ohne die systemischen Nebenwirkungen anderer Präparate mit antiandrogener Wirkung, wie Spironolacton. Die Creme wird zweimal täglich auf die betroffenen Hautareale aufgetragen.
Zwei große Phase-III-Studien (hier und hier) belegten die Wirksamkeit von Clascoteron: Nach 12 Wochen Behandlung erreichten 19–21 % unter Clascoteron ein klares oder fast klares Hautbild (IGA 0/1). Unter Placebo waren es nur 6–9 %. Entzündliche und nicht-entzündliche Läsionen reduzierten sich signifikant. Die Nebenwirkungen waren überwiegend mild und lokal (Erythem, Trockenheit). Systemische Effekte traten nicht auf. Auch Langzeitdaten über 9–12 Monate bestätigten ein stabiles Sicherheitsprofil. Einen direkten randomisierten Head-to-Head-Vergleich mit anderen topischen Akne-Therapien gibt es bislang jedoch nicht. Damit bleibt die relative Wirksamkeit gegenüber Standardregimen (s. Infobox) noch unklar. Zudem gibt es nur begrenzte Daten zur Integration von Clascoteron in bestehende therapeutische Regime und außerhalb von Studien fehlen Real-World-Daten zur Langzeiterfahrung.
Sinnvoll ist Clascoteron vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit moderater Akne, die unzureichend auf bisherige topische Therapeutika ansprechen, sowie bei Patienten, für die systemische Antiandrogene nicht infrage kommen (z. B. männliche Patienten, Frauen mit Kinderwunsch). Eine Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit ist bei unzureichender Datenlage nicht empfohlen. Aus Sicht der dermatologischen Praxis ist die Therapie mit Clascoteron aktuell vor allem durch die Kosten limitiert. Die Verfügbarkeit ist zwar gegeben, die Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen ist jedoch noch nicht gesichert, was die Anwendung im Praxisalltag erschwert. Ausreichende eigene Erfahrungswerte liegen bisher nicht vor, da die Nachfrage von Patientenseite aufgrund der Kosten und der Unsicherheit bezüglich der Erstattung gering ist.
Clascoteron ist eine innovative, evidenzbasierte Ergänzung im Akne-Portfolio: neuartiger Wirkmechanismus, gute Verträglichkeit und eine relevante Nische für bestimmte Patientengruppen. Offene Fragen zu Kosten, Real-World-Einsatz, Kombinationstherapien und Anwendung in der Schwangerschaft bleiben. Für die Praxis bedeutet die Zulassung: kein Gamechanger, aber ein wertvoller Baustein im individuellen Therapiekonzept.
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