Präeklampsien gelten als gefährliche Komplikationen während der Schwangerschaft – mit Gefahren für die Mutter und das ungeborene Kind. Eine neue Literaturrecherche zeigt, dass sich Acetylsalicylsäure bei Risikopatientinnen zur Prophylaxe eignet.
Bei fünf bis sieben Prozent aller Schwangerschaften tritt eine Präeklampsie auf. Diese Erkrankung wird durch drei Leitsymptome, nämlich Hypertonie, Ödemen und Proteinurie, charakterisiert. Ärzte kontrollieren im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen Blutdruckwerte und Proteine im Urin. Finden sie Hinweise auf eine Präeklampsie, werden sie Patientinnen stationär überwachen. Damit sollen schwere Komplikationen, etwa eine Eklampsie oder ein HELLP-Syndrom (englisch: Haemolysis, Elevated Liver enzyme levels, Low Platelet count) verhindert werden.
Doch soweit muss es gar nicht kommen: Eine neue Studie zeigt, dass es evidenzbasierte Möglichkeiten zur medikamentösen Prophylaxe gibt. Jillian T. Henderson, Portland, hat untersucht, welchen Einfluss Acetylsalicylsäure (ASS) auf Präeklampsien hat. Die Ärzte werteten verschiedene Online-Datenbanken wie MEDLINE / PubMed, die Database of Abstracts of Reviews of Effects (DARE) sowie das Cochrane Central Register of Controlled Trials aus. Sie fanden zwei große und 13 kleinere randomisierte klinische Studien mit Patientinnen, die ein hohes Präeklampsie-Risiko hatten. Zum Vergleich zog das Team sechs randomisierte klinische Studien mit durschschnittlich gefährdeten Schwangeren heran. Durch ASS verringerte sich das Risiko einer Präeklampsie um zwei bis fünf Prozent. Gleichzeitig traten intrauterine Wachstumsstörungen seltener auf (minus ein bis fünf Prozent). Und nicht zuletzt kam es zu zwei bis vier Prozent weniger Frühgeburten. Für Kinder oder werdende Mütter ergaben sich keine Nachteile, Komplikationen traten nur in seltenen Fällen auf.
Aufgrund dieser Fakten sprach die US Preventive Services Task Force eine Empfehlung zur pharmakologischen Prophylaxe aus. Frauen mit hohem Präeklampsie-Risiko sollten ASS in niedriger Dosierung (81 Milligramm pro Tag) einnehmen, und zwar ab der zwölften Schwangerschaftswoche. Dazu gehören Patientinnen mit Mehrlingsschwangerschaft, Diabetes mellitus, Hypertonie oder mit einer Präeklampsie in der Vorgeschichte. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) schreibt dazu in ihrer Leitlinie „Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen: Diagnostik und Therapie“: „Die derzeit einzige effektive Prävention der Präeklampsie bei Frauen mit Risikofaktoren (z.B. schwere Präeklampsie in der Anamnese) besteht in einer ab der Frühschwangerschaft (bis spätestens 16. SSW) beginnenden oralen Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS: 75-150 mg/Tag).“