Mikrobiom-Tests in der Praxis: Neue internationale Leitlinie bringt Klarheit

Mikrobiom-Tests in der Praxis: Neue internationale Leitlinie bringt KlarheitKonsens-Statement fordert Standards für kommerzielle Mikrobiom-Analysen

Die Darmmikrobiom-Diagnostik steht vor einem Wendepunkt: Während kommerzielle Anbieter immer mehr Direct-to-Consumer-Tests bewerben, veröffentlichte ein internationales Expertenpanel aus 69 Wissenschaftlern nun das erste umfassende Konsens-Statement zu Mikrobiom-Tests in der klinischen Praxis . Die Kernbotschaft ist klar: Die Evidenz für den klinischen Nutzen ist derzeit begrenzt.Die Realität in deutschen PraxenTäglich werden Ärzte mit kommerziellen Mikrobiom-Analysen ihrer Patienten konfrontiert. Die Kosten beginnen oft bei 150 Euro, werden nicht von den Krankenkassen übernommen – und die Interpretation ist oft problematisch. Zwar behaupten Firmen, dass sie feststellen könnten, ob jemand ein 'nicht-normales' Mikrobiom habe, doch dies ist nicht durch die Wissenschaft gedeckt.Was das neue Konsens-Statement empfiehltDas internationale Expertenpanel unter Leitung von Forschern aus Rom, London und anderen Zentren entwickelte klare Richtlinien:

Transparenz als Grundprinzip: Provider müssen Patienten und Ärzte klar über die begrenzte Evidenz informieren. Die Behauptung, Mikrobiom-Tests könnten bereits heute routinemäßig klinische Entscheidungen leiten, ist wissenschaftlich nicht haltbar.

Multidisziplinäre Expertise erforderlich: Die Komplexität von der Probensammlung bis zur bioinformatischen Analyse erfordert Teams mit spezialisierten Kompetenzen – nicht nur in der Sequenzierung, sondern auch in der klinischen Interpretation.

Ärztliche Hoheit bei Therapieentscheidungen: Jede Änderung der Patientenbehandlung basierend auf Mikrobiom-Ergebnissen sollte ausschließlich durch den behandelnden Arzt erfolgen – nicht durch den Testanbieter.

Qualitätsstandards für die Praxis: Akkreditierte Labore: Hohe Qualitätsstandards und Datenschutz sind unverzichtbar

Das Konsens-Statement definiert konkrete Anforderungen:

Validierte Analysepipelines: Up-to-date Software und Datenbanken für taxonomische Zuordnungen

Standardisierte Probensammlung: Vermeidung von Kontamination und Genomerhaltung bis zur Analyse bei -80°C

Umfassende Patientendaten: Alter, BMI, Ernährung, Medikamente und Begleiterkrankungen müssen erfasst werden

Der Weg zur evidenzbasierten Mikrobiom-DiagnostikBesonders relevant: Das Statement betont den dringenden Bedarf an Schulungen. "Selbst wenn die Analysen bereits valide wären, die meisten Ärzte haben nicht die Wissensbasis, die erforderlich ist, um einen Mikrobiom-Bericht zu interpretieren und auszuwerten", so die Autoren. Möchten Sie Ihr Wissen zu Chancen und Grenzen der Mikrobiom-Diagnostik vertiefen?Die CME-Fortbildung "Sinn und Unsinn von Stuhlanalysen" (Prof. Storr) vermittelt evidenzbasiertes Wissen über aktuelle Chancen und Grenzen der Mikrobiom-Diagnostik sowie praktische Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Patientenerwartungen.4 CME-Punkte | Kostenlos verfügbar unter: www.colloquium-mikrobiom.de