Wir mussten alle einmal durch: Die Pubertät ist für die meisten Menschen prägend. Doch manchmal ist es nötig, ihren Beginn zu verschieben. Welche Medikamente sich eignen, wie sie wirken und was zu beachten ist.
Pubertätsblocker sind Arzneimittel, die die Freisetzung von Geschlechtshormonen wie Testosteron oder Östrogen vorübergehend unterdrücken. Eingesetzt werden meist sogenannte GnRH-Agonisten, also Substanzen wie Leuprorelin, Triptorelin oder Goserelin, die die Wirkung von GnRH nachahmen. GnRH steht für Gonadotropin-Releasing-Hormon. Es handelt sich dabei um ein Hormon, das im Hypothalamus des Gehirns gebildet wird. Seine Aufgabe ist es, die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zur Ausschüttung von luteinisierendem Hormon (LH) und follikelstimulierendem Hormon (FSH) anzuregen. Diese beiden Hormone steuern die Hoden und Eierstöcke, welche dann Testosteron und Östrogen bilden.
GnRH-Agonisten sorgen anfangs für eine vermehrte Ausschüttung von LH und FSH. Bei kontinuierlicher Gabe werden die Rezeptoren an der Hypophyse jedoch unempfindlich, sodass sie kaum noch reagieren. In der Folge produziert die Hypophyse immer weniger LH und FSH, wodurch auch die Bildung von Testosteron und Östrogen abnimmt. Der Mangel an diesen Hormonen stoppt schließlich die Pubertätsentwicklung: Stimmbruch, Brustwachstum oder Bartwuchs werden verzögert. Die Wirkung ist in den meisten Fällen aber umkehrbar: Wird das Präparat abgesetzt, setzt die körpereigene Pubertät innerhalb weniger Monate wieder ein.
Pubertätsblocker werden in Deutschland sowohl bei sehr früher Pubertät (Pubertas praecox) als auch bei Jugendlichen eingesetzt, die empfinden, dass ihr Geschlecht nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen übereinstimmt. Auf diese Weise können sie Zeit gewinnen, bevor sie sich über ihre Geschlechtsidentität und mögliche Behandlungen im Klaren sind.
Die Leitlinie von 2025 betont, dass diese Entscheidung immer in enger Absprache mit den Jugendlichen, ihren Eltern und erfahrenen Fachleuten erfolgen muss. Zudem ist vorgesehen, dass eine sorgfältige Diagnostik durch Kinder- und Jugendpsychiater oder Psychologen stattfinden muss. In Deutschland dauert dieser Prozess in der Regel mehrere Monate – erst dann wird mit der Behandlung begonnen.
Außerdem werden Pubertätsblocker nur in einem engen Zeitfenster der frühen Pubertät eingesetzt. Ein zu langes Warten ist problematisch, da es dann zu körperlichen Veränderungen kommt, die sich später nur schwer rückgängig machen lassen. Gerade Jugendliche, die eine große Belastung durch eine beginnende Pubertät empfinden, können mithilfe der Blocker entlastet werden.
Die möglichen Nebenwirkungen der Behandlung sind Müdigkeit, Hitzewallungen, Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen. Hinzu kommen Veränderungen der Libido sowie mögliche Kreislauf- oder Wachstumsstörungen. Langfristig können eine verringerte Knochendichte, Wachstumsveränderungen oder Einschränkungen der Fruchtbarkeit auftreten. Bei längeren Behandlungen wird daher oft eine zusätzliche Gabe von Vitamin D und Calcium empfohlen. Zudem wird regelmäßig die Knochendichte kontrolliert.
Meist dauert die Behandlung einige Monate bis wenige Jahre. Oft folgt später eine Hormontherapie mit Östrogen oder Testosteron, die in vielen Fällen dauerhaft eingenommen wird. Manche Studien deuten darauf hin, dass sich das Gehirn und die Psyche während dieser Zeit ebenfalls anders entwickeln könnten. Die Datenlage hierzu ist jedoch noch sehr dünn. Neuere Forschung aus den Niederlanden zeigte, dass Jugendliche, die in ihrer Jugend Pubertätsblocker erhielten, als Erwachsene sexuell ähnlich zufrieden sind wie die Allgemeinbevölkerung. Diese Studie ist jedoch klein. Das Ergebnis muss daher noch durch größere und langfristige Untersuchungen bestätigt werden.Anders als in Deutschland, dürfen Pubertätsblocker in England seit 2024 bei Minderjährigen nur noch im Rahmen klinischer Studien eingesetzt werden, da die Datenlage als unzureichend bewertet wurde. Auch in Schweden und Norwegen ist die Anwendung eingeschränkt.
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