Ob Zahlendreher, verpasste Deadline oder falsch verschickte Mail: Kleine Fehler können im Job große Wirkung entfalten. Missgeschicke sind unvermeidbar – weshalb ein souveräner Umgang mit ihnen so wichtig ist.
Wer kennt es nicht – es gibt manchmal Tage, da ist irgendwie der Wurm drin. Es fängt schon mit dem Arbeitsweg an: Regenschirm vergessen, obwohl Gewitter vorhergesagt sind. Pech, der eigene Fehler. Eine schöne Bluse, auf der kurz vor dem Vorstellungsgespräch die Zahnpastaflecken hervorragend zur Geltung kommen – was für ein Schlamassel! Oder eine wichtige E-Mail, bei der die Mailadresse nicht stimmt. Wie kann das nur passiert sein?
Fehler gehören zur Menschheit dazu. Die Frage ist nur, wie gehen wir mit ihnen um? Nehmen wir es Herrn Müller übel, weil er seinen Termin vergessen hat, obwohl er sonst immer zuverlässig war? Es mag sein, dass seine Frau kurzfristig ins Krankenhaus musste und er dadurch etwas aus der Bahn geworfen wurde. Beschuldigen wir die neue Mitarbeiterin unserer Zahnarztpraxis, weil Material bestellt wurde, obwohl im Lager noch so viel Vorrat zu finden wäre? Da müsste vorher klar instruiert worden sein, wo die Tray-Auflagen eingelagert wurden. Sie kann es ja nicht riechen und hat nach bestem Wissen gehandelt. Da muss also die Materialverwaltung verbessert werden. Und schließlich: Geben wir eigene Fehler zu, auch wenn sie noch so peinlich sind?
Der Umgang mit Fehlern ist eine Kunst. Wir wollen niemanden beleidigen, verurteilen oder denunzieren. Wir müssen aber auch darauf achten, dass das Qualitätsmanagement einer Praxis eingehalten wird. Ein rücksichtsvoller, ehrlicher Umgang im Team ist ebenso wünschenswert. Kurz gesagt: Ja, Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen. Bereits im Zahnmedizinstudium lernt man doch am meisten, wenn das Testat nicht sofort durchgeht. Wenn man Abfolgen wiederholt und genau darauf achtet, sie besser zu gestalten. Es fängt schon mit dem Alginat-Anrühren an: Wer aus Versehen zu wenig Wasser nimmt, dem wird das Abdruckmaterial fest, bevor es die Zahnreihe erst erreicht. Wer das Provisorium mit zu wenig Zement befestigt, darf nochmal extra antanzen, weil Frau Steinhuber es schon bei der ersten Brotzeit verloren hat – obwohl sie sehr vorsichtig war. Und wer sich Fristen vom Prüfungsbüro nicht ordentlich in den Kalender einträgt, der wird feststellen, dass im Zweifel das ganze Studium länger dauern wird – außer man bittet um Verzeihung und versucht, den Fehler wieder gut zu machen. Im Endeffekt liegt es ja auch an den Mitmenschen, wie schlimm sie den Fehler bewerten. Man kann mal ein Auge zudrücken oder aber auch darauf pochen, dass der Fehler bereinigt wird.
In Zeiten der Digitalisierung wird alles erfasst, sodass der Fehlerverursacher sehr schnell zu eruieren ist. Soll das Anlass geben, Angst vor Fehlern zu haben? Das wäre ein ins Unermessliche übersteigerter Perfektionismus, der nicht gesund ist. Jeder Mensch hat einen bestimmten Kenntnisstand und bei jedem Lernen gehören Verbesserungsschleifen dazu. Solange also keine böswillige Absicht dahintersteckt, sollte jeder Fehler verzeihbar sein, oder?
Ein guter Teamgeist lebt davon, dass jedes Teammitglied den Mut haben kann, Fehler zuzugeben. Wenn Fehler eben nicht in die Schuhe von anderen geschoben werden. Und wenn im Plenum Raum für Diskussion stattfindet: „Warum ist ein Fehler passiert? Müssen generelle Strukturen überarbeitet werden?“
All das ist Aufgabe von Praxismanagern und Chefs im Allgemeinen. Zu jeder Teamsitzung gehört dazu, die „Tops und Flops“ zu besprechen. Denn weder im Privaten noch im Beruflichen ist es doch so, dass alles zu 100 % gut läuft. Der Austausch mit anderen kann eine Hilfestellung sein, eigene Fehler zu erkennen, aufzuarbeiten und Lösungsansätze zu suchen. Niemand sollte mit seinen Fehlern allein sein.
Und vielleicht hilft es ja schon, sich ein kleines Teufelchen vorzustellen, dass grinsend einem einen kleinen Kieselstein in den Weg gelegt hat. Da ist es doch ein Leichtes, diesen wieder aus dem Weg zu räumen …
Bildquelle: Kateryna Hliznitsova, Unsplash