Adipositas stellt eine wachsende Herausforderung im Gesundheitssystem dar.1,2 Die Ursachen der Erkrankung sind vielfältig und umfassen neben Lebensstilfaktoren auch genetische, metabolische und psychische Aspekte.3 Trotz der zunehmenden Bedeutung des Themas fehlt es oft an strukturierten Behandlungsangeboten, ausreichenden Ressourcen und einer klaren Unterstützung im Umgang mit den Betroffenen.4 Infolgedessen entwickeln Behandelnde eigene, teils sehr unterschiedliche Strategien, um Adipositas-Patientinnen und Patienten zu unterstützen.5
Eine qualitative Studie untersuchte, wie Hausärztinnen und Hausärzte mit Adipositas umgehen. Es wurden 18 strukturierte Interviews durchgeführt, in denen die Einstellungen zu Adipositas, therapeutische Erfahrungen und die Kommunikation mit Betroffenen analysiert wurden.5
Die Forschenden identifizierten vier idealtypische Gruppen, die sich in Selbstverständnis, Kommunikation und Behandlungsstrategien deutlich unterscheiden.
Häufig führten negative Erfahrungen der befragten Hausärztinnen und Hausärzte zu einer eher distanzierten oder kritischen Haltung gegenüber Betroffenen. Ein Drittel entwickelte eine ablehnende Haltung im Umgang mit dieser Patientengruppe.5
Typische Merkmale:5
Etwa ein Viertel der befragten Hausärztinnen und Hausärzte lässt sich diesem Typus zuordnen. Für sie steht eine klare und strukturierte Herangehensweise im Vordergrund. Sie sehen die Verantwortung für den Erfolg der Therapie bei den Betroffenen, während sie als Behandelnde vor allem durch klare Anweisungen und eine aktive Förderung von Selbstdisziplin wirken.5
Dieser Typus ist besonders in der langfristigen Betreuung von Patientinnen und Patienten aktiv, da er die psychosozialen Aspekte der Adipositas besonders betont. Es steht die kontinuierliche, empathische Begleitung im Mittelpunkt, um langfristig zu motivieren und eine Veränderung des Lebensstils zu unterstützen.5
Dieser Typ sieht die hausärztliche Praxis als zentrale Instanz der Früherkennung und Gesundheitsförderung. Präventive Hausärztinnen und Hausärzte setzen bewusst früh an und nicht erst, wenn Adipositas manifest geworden ist.5
Über alle ärztlichen Typen hinweg wurde in den Interviews deutlich: Die Versorgung von Menschen mit Adipositas ist aufwendig – zeitintensiv, beratungsintensiv und oft begleitet von Rückschlägen. Zugleich fehlt es an unterstützenden Strukturen wie niederschwelligen Angeboten und koordinierten Netzwerken.5 Die Folge: Behandelnde sind häufig gezwungen, Einzelfalllösungen zu entwickeln – je nach persönlichem Engagement und lokaler Infrastruktur. Das birgt Ungleichheit in der Versorgung und erhöht den Druck auf die Einzelpraxis.5
Die Studie macht deutlich, wie unterschiedlich Hausärztinnen und Hausärzte an das Thema Adipositas herangehen. Jede Haltung bringt Potenziale mit – und zugleich Ansatzpunkte für eine gezielte Weiterentwicklung im Praxisalltag:
Gemeinsam gilt: Alle Haltungen haben ihren Platz. Entscheidend ist, dass sie begleitet werden – durch Wissen, Netzwerke und ein Versorgungssystem, das die Herausforderung Adipositas ernst nimmt und strukturell mitträgt.
Wir möchten mit diesem Beitrag nicht nur informieren, sondern auch aktiv dazu beitragen, alle ärztlichen Typen im Umgang mit Adipositas zu unterstützen. Indem Sie an unserer Umfrage teilnehmen, helfen Sie uns, Ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und gezielt Inhalte zu erstellen, die Ihnen in Ihrem Berufsalltag weiterhelfen.
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