Die CPAP-Beatmung ist bei obstruktiver Schlafapnoe zu Recht eine etablierte Therapie. Doch bei vielen Patienten löst das Tragen der Maske Beklemmung oder gar Panik aus. Wie die kognitive Verhaltenstherapie diesen Albtraum durchbricht.
Obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine häufige Erkrankung, die durch wiederholte Episoden von teilweiser oder vollständiger Obstruktion der oberen Atemwege während des Schlafs gekennzeichnet ist, was zu Atemaussetzern (Apnoen) oder flacher Atmung (Hypopnoen) führt. Diese Ereignisse stören den Schlaf und können zu einer Vielzahl von Symptomen und Komplikationen führen. Die Ursache der OSA liegt in der Verengung oder dem Kollaps der oberen Atemwege.
OSA hat erhebliche Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen und die psychische Gesundheit. Bei Patienten mit schwerer OSA waren Konzentration und Kurzzeitgedächtnis vor der Behandlung am stärksten gestört. Eine einjährige CPAP-Therapie führte zu einer signifikanten Verbesserung der Gesamtleistung bei Aufmerksamkeitstests, der verbalen Flüssigkeit und in Teil B des Trail-Making-Tests bei adhärenteren Patienten; viele einzelne Items zeigten jedoch keine Veränderung.
Nach drei Monaten CPAP-Therapie zeigte sich bereits eine signifikante Verbesserung der kognitiven Funktionen, einschließlich Konzentration sowie des verbalen, visuellen und räumlichen Gedächtnisses. Patienten mit schwerer OSA zeigten erhöhten mentalen Stress, Depression und Angstzustände. Angst korrelierte signifikant mit dem Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI, r = 0,68) und mentaler Stress korrelierte mit AHI (r = 0,56) sowie einem Defizit im NREM-Schlafstadium 2 (r = -0,55). Hinweise deuten auf eine erhöhte Prävalenz von OSA bei Personen mit Major Depressive Disorder (MDD) und Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS).
Adhärente CPAP-Patienten zeigten eine signifikante Verbesserung der depressiven und Angst-Symptome nach einem Jahr Therapie. Kurzfristige Studien (zweiwöchige CPAP-Anwendung) zeigten keinen spezifischen positiven Einfluss auf die Stimmung. Langfristig verbesserte eine CPAP-Therapie sowohl die OSA-Symptome als auch psychiatrische Symptome. Allerdings berichten viele Patienten über Schwierigkeiten bei der Gewöhnung an die Atemmaske, insbesondere aufgrund von Beklemmungsgefühlen und Panikattacken, die durch das Tragen der Maske und den Luftdruck ausgelöst werden können. Solche Ängste können die Therapietreue erheblich beeinträchtigen.
Die kognitive Verhaltenstherapie (engl. Cognitive Behavioral Therapy, CBT) hat sich als wirksame Methode zur Behandlung von spezifischen Phobien wie der CPAP-bedingten Klaustrophobie erwiesen. Sie zielt darauf ab, dysfunktionale Denkmuster zu identifizieren und zu verändern sowie adaptive Bewältigungsstrategien zu fördern. Studien zeigen, dass CBT in der Behandlung der CPAP-assoziierten psychischen Beschwerden effektiv zur Reduktion von Panikattacken und zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt, wobei die positiven Effekte langfristig erhalten bleiben.
Durch die Anwendung von CBT-Techniken können Patienten lernen, ihre Ängste in Bezug auf die CPAP-Nutzung zu bewältigen, was zu einer verbesserten Therapietreue führt. Dies wiederum würde vielen Betroffenen invasive Behandlungsmethoden ersparen (z. B. die bimaxilläre osteotomische Vorverlagerung und/oder die Uvulopalatopharyngoplastik, welche sich als wirksame Option bei schwerem OSAS erwiesen haben).
Dennoch wird diese Behandlungsoption im ambulanten Versorgungssetting sehr selten eingesetzt. Aus meiner Erfahrung als niedergelassener Psychotherapeut kann dies an den begrenzten ambulanten Psychotherapieplätzen oder auch der fehlenden praktischen Erfahrung mit dem Thema OSAS in der Psychotherapie liegen.
Eine aktuelle Netzwerk-Analyse mit OSAS-Patienten konnte psychologische Zielvariablen ermitteln, die bei einer fehlenden Behandlungsadhärenz eine Rolle spielen können. Items wie z. B. „plötzliches Panikgefühl“ können mittels Methoden der CBT erfolgreich adressiert werden. Dabei zielt die CBT darauf ab, Wahrnehmung und Verhalten der Patienten in Bezug auf Panikgefühle und angstfördernde Gedanken zu verändern. Zu den zentralen Techniken in diesem Kontext gehören:
Die kognitive Verhaltenstherapie stellt eine wertvolle Begleitung zur CPAP-Therapie dar, insbesondere für Patienten, die unter psychischen Belastungen wie Beklemmungsgefühlen und Panikattacken leiden. Durch die Kombination beider Ansätze kann eine ganzheitliche Behandlung erreicht werden, die sowohl die physischen als auch die psychischen Aspekte der Erkrankung berücksichtigt. Eine Ergänzung durch gruppentherapeutische oder Selbsthilfe-Angebote ist zur Wirksamkeitssteigerung empfehlenswert.
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