Trotz Verkaufsverbot werden sie unter Jugendlichen immer beliebter: Nikotinbeutel. Die Stiftung Kindergesundheit warnt vor schweren gesundheitlichen Risiken – und ruft zu mehr Prävention auf.
Immer mehr Jugendliche in Deutschland konsumieren sogenannte Nikotinbeutel – kleine, weiße Päckchen mit hochkonzentriertem Nikotin, die im Mund getragen werden. Diese Produkte, auch Pouches genannt, enthalten – im Gegensatz zu Snus – keinen Tabak, dafür aber Nikotinsalze, Aromen und Trägerstoffe. Obwohl der Verkauf dieser Nikotinbeutel in Deutschland verboten ist, sind sie für Jugendliche leicht erhältlich, etwa über den Kiosk, Online-Shops oder private Kanäle. Die Stiftung Kindergesundheit stuft den Trend als ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit Heranwachsender ein.
Eine aktuelle Erhebung des Präventionsradars zeigt: 5,4 % der Schüler der Klassen 5 bis 10 haben mindestens einmal Nikotinbeutel verwendet. Bei den 16- bis 17-Jährigen sind es sogar 15,2 % der Jungen und 10,3 % der Mädchen. Besonders häufig betroffen sind Jugendliche mit niedrigem sozialen Status und hoher Risikobereitschaft. Mischkonsum mit anderen Nikotinprodukten wie E-Zigaretten oder Shishas ist ab 13 Jahren weit verbreitet und nimmt mit dem Alter zu. Ein weiterer Antreiber: Die Produkte werden auf Social Media als harmlose Alltagshelfer und angebliche „Leistungsbooster“ beworben.
Nikotinbeutel sind klein, geruchlos und einfach zu verstecken. Eltern und Lehrer bemerken den Konsum meist nicht, da die Beutel äußerlich an harmlose Kaugummis oder Bonbons erinnern. Viele Jugendliche unterschätzen die Risiken. Doch bereits ein einzelner Beutel kann zu Schwindel, Übelkeit oder sogar Ohnmacht führen. Der regelmäßige Konsum birgt ein hohes Suchtpotenzial und kann die Entwicklung von Herz, Kreislauf und Gehirn beeinträchtigen. Die Nikotindosis pro Beutel ist mit bis zu 50 Milligramm extrem hoch – zum Vergleich: Eine Zigarette enthält 8 bis 12 Milligramm.
Obwohl der Vertrieb tabakfreier Nikotinbeutel in Deutschland verboten ist, sind sie weiterhin verfügbar. Sie gelten zwar als Lebensmittel, benötigen jedoch eine nicht vorhandene Zulassung. Ordnungsämter stoßen bei Kontrollen immer wieder auf illegale Angebote, vor allem im Kiosk, Shisha-Shops sowie im Internet.
Die Stiftung Kindergesundheit rät Eltern, sich zu informieren und frühzeitig mit ihren Kindern zu sprechen. Hinweise auf Konsum können plötzliche Übelkeit, Müdigkeit oder ein gesteigerter Wunsch nach Energie sein. Der Austausch mit anderen Eltern und Lehrkräften wird ebenfalls empfohlen.
Nikotinbeutel sind kein harmloser Trend, sondern eine ernstzunehmende Gefährdung, betont die Stiftung Kindergesundheit. Sie fordert klare gesetzliche Regelungen, intensivere Kontrollen sowie verstärkte Aufklärung in Familie, Schule und Gesellschaft. Professor Berthold Koletzko warnt: „Je früher eine Nikotinsucht entsteht, desto eher verfestigt sie sich – mit allen negativen gesundheitlichen Folgen für das spätere Leben.“Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung. Wir haben sie euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Devin Kaselnak, Unsplash