Cholesterin, Plaque, Ruptur, Thrombus: So das gängige Bild der Pathogenese eines Herzinfarkts. Was aber zur Plaqueruptur führt, ist nicht abschließend geklärt. Neue Erkenntnisse verdächtigen Bakterien – was ist dran?
Eine internationale Forschungsgruppe hat erstmals schlüssige Hinweise gefunden, dass ein Herzinfarkt womöglich von Infektionen ausgelöst werden kann. Damit steht die gängige Auffassung zur Pathogenese des Myokardinfarkts ernsthaft zur Debatte.
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Bakterien in atherosklerotischen Plaques der Herzkranzgefäße vorkommen. Über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg bilden Bakterien dort einen gelartigen Biofilm, der weder vom Immunsystem noch von Antibiotika erkannt oder bekämpft werden kann.
Eine Virusinfektion oder ein anderer externer Trigger kann diesen Bakterienfilm aktivieren. Die Folge: Die Bakterien vermehren sich und lösen eine Entzündungsreaktion aus. Dadurch kann ein Riss im Plaque entstehen, es bildet sich ein Blutgerinnsel – und der Herzinfarkt folgt.
Prof. Pekka Karhunen, Leiter der Studie, erklärt: „Die Beteiligung von Bakterien an koronaren Herzerkrankungen wurde schon lange vermutet, aber es fehlten direkte und überzeugende Beweise. Unsere Studie hat das Vorhandensein von genetischem Material – DNA – aus mehreren Mundbakterien in atherosklerotischen Plaques nachgewiesen.“ Mit neu entwickelten Antikörpern wiesen die Forscher die Biofilme in Arterien nach. Bei einigen Patienten fand man Bakterien, die sich aus dem Biofilm gelöst hatten – genau dort, wo Infarkte auftraten.
Diese Beobachtungen eröffnen neue Möglichkeiten: Künftig könnten neue Diagnostik- und Therapiekonzepte auf die bakterielle Komponente abzielen. Ebenso bringt es den Gedanken, Herz-Kreislauf-Erkrankungen künftig auch durch Impfstoffe vorbeugen zu können, voran.Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung. Wir haben sie euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Midjourney