Chronische Schmerzen sind selten das Werk eines einzelnen Faktors. Sie entstehen im Zusammenspiel biologischer, psychischer und sozialer Einflüsse.1 Wer diesen „bio-psycho-sozialen Schmerz“ wirksam behandeln will, braucht mehr als nur Medikamente.2,3 Hier setzt die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) an: eine interdisziplinäre Behandlung, bei welcher mindestens zwei Fachdisziplinen zusammenarbeiten, darunter verpflichtend eine psychiatrische, psychosomatische oder psychologisch-psychotherapeutische Disziplin (siehe Abb. 1). 2,3 Ziel der Therapie ist neben der Schmerzlinderung eine umfassende Verbesserung der Funktionsfähigkeit und Lebensqualität.3
Abbildung 1: Komponenten der IMST. Modifiziert nach 4.
Chronische Schmerzen haben viele Gesichter und ebenso viele Ursachen. Dabei wirken sensorische, emotionale, kognitive und funktionelle Aspekte zusammen.3 Um all diesen Dimensionen gerecht zu werden, bündelt die IMST verschiedene somatische, psycho- und bewegungstherapeutische Ansätze zu einem eng verzahnten Gesamtplan.3
Das Behandlungsteam, oft bestehend aus Ärztinnen und Ärzten, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sowie Pflegekräften, stimmt den Plan gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin ab und legt individuelle Therapieziele fest.3 Wöchentliche Teamsitzungen sorgen dafür, dass Fortschritte und insbesondere mögliche Hürden früh erkannt und angepasst werden können. So entsteht ein kontinuierlicher Dialog zwischen allen Beteiligten und vor allem mit den Patientinnen und Patienten.3
Patientinnen und Patienten aktiv einzubinden und mit ihnen klare und realistische Therapieziele zu vereinbaren, gehören zu den zentralen Erfolgsfaktoren in der Schmerztherapie. Eine interprofessionell abgestimmte Patientenedukation vermittelt ein konsistentes, biopsychosoziales Krankheitsverständnis und fördert das Vertrauen in den Behandlungsprozess.3 So wird die Adhärenz gestärkt, die Selbstmanagementkompetenz erhöht und die Patientenedukation als feste Säule der multimodalen Therapie chronischer Schmerzen wirksam genutzt – denn Wissen hilft gegen Schmerzen.3,5
Im Verlauf der IMST lernen die Patientinnen und Patienten, Faktoren zu erkennen, die ihre Schmerzen verstärken oder lindern, und angemessen auf diese zu reagieren. So können sie beispielsweise Schonhaltungen oder sozialen Rückzug abbauen, ihre Aktivität steigern oder Überforderung durch eine verbesserte Wahrnehmung von Leistungsgrenzen vermeiden.3
Empirische Studien zeigen, dass die Bausteine der multimodalen Schmerztherapie zusammen wirksamer sind als allein.3,6-8 Frühzeitige Anpassung des Therapieplans, sorgfältige Medikamentenauswahl inklusive leitliniengerechtem Einsatz von Opioiden und das Einbeziehen psychosozialer Aspekte machen den Unterschied.
Die IMST ist damit kein starres Behandlungsschema, sondern ein ganzheitliches, dynamisches Konzept, das individuell auf jede Patientin und jeden Patienten zugeschnitten wird. Richtig umgesetzt, ist sie nicht nur Therapie, sondern ein Weg zu mehr Lebensqualität.
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