Der Name ist Programm: Vorrangig fallen Hasen, Kaninchen und andere Nagetiere der Hasenpest zum Opfer. Sie kann aber auch für den Menschen zur Gefahr werden – und das immer häufiger. Was ihr zum Thema wissen müsst.
Die Tularämie, auch Hasenpest genannt, ist eine seltene, aber hoch ansteckende bakterielle Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Francisella tularensis verursacht wird. Sie kann viele Tierarten befallen, darunter vor allem – Überraschung – Hasen. Aber auch Kaninchen, Nagetiere sowie Wildschweine, Füchse, Marderhunde, Vögel und gelegentlich sogar Haustiere können betroffen sein.
Die Tularämie gehört zu den Zoonosen, da die Infektion von Tieren auf Menschen übertragen werden kann. In Deutschland stecken sich die Menschen am häufigsten durch Feldhasen und Kaninchen an. Problematisch ist, dass das Bakterium extrem widerstandsfähig ist: Es kann wochen- bis monatelang in Wasser, feuchter Erde, Kadavern und sogar in gefrorenem Fleisch überleben.F. tularensis ist auch extrem infektiös – bereits 10 bis 50 Bakterien können für eine Ansteckung ausreichen.
In Deutschland haben wir noch Glück, denn bei uns kommt fast ausschließlich die Unterart F. tularensis ssp. holarctica vor, die meist mildere Verläufe verursacht als die in Nordamerika verbreitete, hochvirulente Unterart ssp. tularensis. In Deutschland treten Infektionen am häufigsten im Sommer und im Herbst auf. Die Ansteckung erfolgt in der Regel durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder durch deren Körperflüssigkeiten, wie durch Stiche infizierter Zecken, Mücken oder Bremsen, durch das Einatmen von kontaminiertem Staub sowie durch den Verzehr unzureichend erhitzter oder verunreinigter Lebensmittel bzw. durch das Trinken verunreinigten Wassers.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bisher noch nicht belegt, wird aber in Einzelfällen nicht vollständig ausgeschlossen. Risikogruppen sind vor allem Jäger, Waldarbeiter, Fleischer, Laborpersonal und Personen, die viel in der Natur tätig sind. Die Inkubationszeit – also die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome – beträgt in der Regel drei bis fünf Tage, kann aber zwischen einem und 14 Tagen schwanken und in seltenen Fällen auch mal deutlich länger sein.
Die Symptome, die auftreten können, sind unspezifisch. Es beginnt meist mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Abgeschlagenheit.Je nachdem, wie die Bakterien in den Körper gelangen, unterscheidet man verschiedene Formen der Krankheit:
Unbehandelt kann die Erkrankung manchmal sogar lebensgefährlich werden, vor allem wenn das Immunsystem geschwächt ist.
Die Tularämie zu diagnostizieren, ist oft schwierig, da die Symptome, wie erwähnt, auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Um sicherzugehen, kann der Erreger mittels PCR, Kultur oder durch serologische Antikörpertests nachgewiesen werden.
Die PCR (Polymerase-Kettenreaktion) ist ein molekularbiologisches Verfahren, bei dem gezielt kleine Abschnitte des Erbguts des Erregers vervielfältigt werden. Dadurch lässt sich selbst eine winzige Menge an Erreger-DNA zuverlässig und sehr früh nachweisen.
Die Kultur ist eine Methode, bei der der Erreger auf einem speziellen Nährboden im Labor angezüchtet wird.
Serologische Antikörpertests sind Blutuntersuchungen, bei denen nicht der Erreger selbst, sondern die vom Immunsystem gebildeten Antikörper gegen ihn gemessen werden. Damit kann man erkennen, ob eine Person in der Vergangenheit mit dem Erreger in Kontakt gekommen ist.
Die Therapie erfolgt mit Antibiotika wie Ciprofloxacin, Doxycyclin, Streptomycin oder Gentamicin. Die Behandlungsdauer liegt je nach Wirkstoff und Schwere zwischen 10 und 21 Tagen. Beta-Lactam-Antibiotika, wie Amoxicillin, sind unwirksam und sollten daher nicht eingesetzt werden. Bei schweren Verläufen kann auch die Kombination mehrerer Antibiotika erforderlich werden. Ein Impfstoff ist in Deutschland nicht verfügbar.
Wegen der steigenden Fallzahlen in den letzten Jahren und möglicher Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von Überträgern wird die Krankheit vom Robert Koch-Institut derzeit besonders überwacht. Außerdem wurden in mehreren Regionen Deutschlands vermehrt infizierte Feldhasen und andere Wildtiere nachgewiesen, was auf eine zunehmende Ausbreitung hindeutet.
Mildere Winter und feuchtere Sommer begünstigen die Aktivität und Verbreitung von Zecken, Stechmücken und Bremsen. Dadurch steigt das Risiko für Menschen, sich zu infizieren. Aktuell, im Sommer 2025, wurden auch vier Fälle in Berlin gemeldet, was zeigt, dass die Hasenpest nicht nur ländliche Regionen betrifft.
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