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Suizidraten sinken, aber regionale Unterschiede
Die Auswertung einer WHO-Datenbank zu Sterberaten zeigt: Zwischen 1990 und 2021 gingen die Suizidraten weltweit um rund 30 % zurück – von 10,3 auf 7,2 Fälle pro 100.000 Einwohner. Bis 2050 prognostizieren die Autoren einen weiteren leichten Rückgang auf 6,49.
In einkommensstarken Ländern, insbesondere in Nordeuropa, liegen die Raten jedoch höher. In Deutschland sank die Rate von 14,25 (1990) auf 7,83 (2020). In den USA stieg die Suizidrate zwischen 2000 und 2020 um fast 30 %, während Australien und Teile Afrikas nach längeren Rückgängen jetzt wieder Zunahmen verzeichnen. Männer suizidieren sich im Schnitt 3,6-mal häufiger als Frauen, ältere Menschen häufiger als Jüngere. Die in Nature Mental Health publizierte Analyse soll helfen, Risikogruppen gezielter zu unterstützen und erfolgreiche Präventionsansätze zu identifizieren. „Die in der Studie […] genannten rückläufigen Zahlen von Suiziden sind grundsätzlich erfreulich. Die beschriebenen Trends decken sich mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen. Das sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahlen weiterhin zu hoch sind. [...] In Deutschland starben allein im Jahr 2023 über 10.000 Menschen an Suizid – das sind mehr als durch Verkehrsunfälle, AIDS, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen. Die Zahl der Suizidversuche wird 10- bis 20-mal höher geschätzt und Suizid ist die dritthäufigste Todesursache bei 15- bis 29-Jährigen. Die deutliche Mehrheit der Suizide entfällt hingegen auf Menschen über 50 Jahren“, erklärt Dr. Lasse Sander, Forschungsgruppenleiter, Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. „Auch in Deutschland waren die Suizidzahlen lange rückläufig. Seit 2021 sehen wir allerdings wieder einen alarmierenden Anstieg. Wir müssen uns klar machen, dass alle fünf Minuten in Deutschland ein Suizidversuch stattfindet und jede Stunde ein Mensch an Suizid verstirbt. Vor diesem Hintergrund ist es mehr als bedauerlich, dass das Gesetz zur Stärkung der nationalen Suizidprävention noch immer nicht von der Bundesregierung verabschiedet wurde.“ |