Warm, feucht und schlecht durchlüftet – die meisten Schuhe sind der Traum eines jeden Nagelpilzes. Diesen zu bekämpfen, ist langwierig und geht ins Geld. Wann es sich wirklich um einen Pilz handelt und worauf ihr als Ärzte achten solltet.
Nagelpilz, medizinisch auch als Onychomykose oder Tinea unguium bezeichnet, ist eine häufige Pilzinfektion der Nägel. Etwa 10 bis 30 Prozent aller Menschen weltweit leiden im Laufe ihres Lebens daran. In Deutschland sind schätzungsweise zwischen 3 und 12 Prozent der Bevölkerung betroffen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt. Fußnägel sind etwa viermal häufiger befallen als Fingernägel, weil sie langsamer wachsen und häufiger einem feuchtwarmen Klima in Schuhen ausgesetzt sind.
Die meisten Infektionen werden durch Dermatophyten wie Trichophyton rubrum verursacht, seltener durch Hefepilze wie Candida albicans oder Schimmelpilze. Besonders Menschen mit Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus, geschwächtem Immunsystem, Fußfehlstellungen, häufigem Barfußlaufen in öffentlichen Einrichtungen oder wiederholten Nagelverletzungen haben ein erhöhtes Risiko. Auch enge oder schlecht belüftete Schuhe und künstliche Nägel können die Entstehung von Nagelpilz begünstigen. Die Ansteckung erfolgt meist über direkten Hautkontakt oder indirekt über kontaminierte Gegenstände wie Handtücher, Socken oder Schuhe.
Typische Symptome sind eine gelbliche, weißliche oder bräunliche Verfärbung der Nagelplatte, Verdickung, Brüchigkeit und manchmal auch eine Ablösung des Nagels vom Nagelbett. Es können auch Schmerzen auftreten, vor allem beim Gehen oder wenn Druck ausgeübt wird. In fortgeschrittenen Fällen kann Nagelpilz dazu führen, dass Bakterien leichter in die Haut eindringen und dort Infektionen wie eine Wundrose (Erysipel) auslösen.
Da nur etwa ein Drittel aller Nagelveränderungen tatsächlich durch Pilze verursacht wird, ist eine ärztliche Diagnose wichtig. Um herauszufinden, ob es sich wirklich um Nagelpilz handelt und welcher Pilz genau die Infektion verursacht, wird etwas vom betroffenen Nagel abgetragen. Dieses Material wird dann unter dem Mikroskop auf Pilzfäden untersucht. Zusätzlich kann es in einem speziellen Nährmedium angezüchtet werden, um den Pilz zu identifizieren.
Eine weitere Möglichkeit ist, das Erbgut des Pilzes mittels PCR nachzuweisen. Dabei werden gezielt kleine Abschnitte der Erreger-DNA vervielfältigt, sodass selbst winzige Mengen zuverlässig und früh erkannt werden können. Idealerweise sollte erst danach die Therapie begonnen werden. Häufig kommen Menschen in die Apotheke und wollen etwas ohne ärztliche Diagnose gegen einen Nagelpilz kaufen. Da eine Behandlung nicht gerade günstig ist, wird es schnell zur Geldverschwendung – wenn es dann doch kein Pilz war.
Die Behandlung eines Nagelpilzes ist oft langwierig, da der Nagel erst wieder gesund nachwachsen muss. Bei Fußnägeln kann das bis zu 12 Monate dauern. In der Selbstmedikation kommen meist lokal aufgetragene Antimykotika in Form von Nagellacken oder Cremes zum Einsatz. Häufig genutzte Wirkstoffe sind Amorolfin, Ciclopirox, Bifonazol in Kombination mit Harnstoff oder auch Terbinafin-Nagellack.
Amorolfin wird in der Regel einmal pro Woche aufgetragen. Ciclopirox wird je nach Form täglich oder nach einem abgestuften Plan angewendet. Bifonazol/Harnstoff-Sets werden verwendet, um die vom Pilz befallenen Nagelteile mit Harnstoff aufzuweichen und schonend zu entfernen. Anschließend wird die verbleibende Infektion mit einer Bifonazol-Creme behandelt, um den Pilz zu bekämpfen. Diese Verfahren sind vor allem geeignet, wenn nicht mehr als drei Nägel befallen sind, die Nagelwurzel frei ist und weniger als die Hälfte der Nagelfläche betroffen ist.
Bei stärkerem Befall oder Befall der Nagelwurzel ist eine Therapie mit Tabletten notwendig. Die Mittel der Wahl sind dann Terbinafin oder Itraconazol, seltener auch Fluconazol. Terbinafin wirkt besonders gut gegen Dermatophyten und wird meist über zwölf Wochen bei Zehennägeln oder sechs Wochen bei Fingernägeln eingenommen. Itraconazol wird vor allem bei Hefen oder Schimmelpilzen verwendet.
Bei Kindern ist die Datenlage begrenzt, dennoch haben sich bei ihnen Terbinafin, Itraconazol und Fluconazol als wirksam erwiesen. Für Schwangere und Stillende gilt, dass eine Selbstbehandlung nur nach ärztlicher Abwägung erfolgen sollte. Bestimmte topische Präparate wie Ciclopirox- oder Amorolfin-Lack sowie Bifonazol/Harnstoff-Sets können in der Schwangerschaft und Stillzeit nach ärztlicher Empfehlung eingesetzt werden, wenn es medizinisch notwendig ist.
Die chirurgische Entfernung des Nagels hingegen ist heute kaum noch üblich. Laserbehandlungen werden angeboten, sind aber nicht ausreichend durch Studien belegt und müssen überwiegend selbst bezahlt werden.
Wichtig für den Erfolg der Therapie sind Geduld, konsequente Anwendung und Hygienemaßnahmen. Dazu gehören das tägliche Abtrocknen und gegebenenfalls das Trockenföhnen der Füße, das Tragen atmungsaktiver Schuhe, das Waschen von Socken und Handtüchern bei mindestens 60 Grad Celsius und die Desinfektion von Schuhen. Das Vermeiden von gemeinsam genutzten Handtüchern und Schuhen reduziert das Risiko einer erneuten Ansteckung.
Wer Fußpilz hat, sollte diesen immer gleichzeitig behandeln, da er häufig die Quelle für Nagelpilz ist. Selbst nach einer erfolgreichen Behandlung kann der Nagelpilz zurückkehren, weshalb vorbeugende Maßnahmen und eine gelegentliche Kontrolle der Nägel empfehlenswert sind.
Bildquelle: Greg Rosenke, Unsplash