Sie leben in Ufernähe und sind auch im klaren Wasser schwer zu entdecken: Petermännchen tragen einen unschuldigen Namen – ihre Stiche haben es aber in sich. Worauf Badegäste an Nord- und Ostsee achten müssen.
Schlechte Nachrichten für Badegäste: Im Flachwasser vor der belgischen Nordseeküste tummeln sich in diesem Jahr auffallend viele Petermännchen. Wie das Flämische Meeresinstitut (VLIZ) mitteilt, fand sich bei einem Zensus im Frühjahr im Durchschnitt einer der Giftfische pro 70 Quadratmeter untersuchter Flachwasserfläche. Auf der Größe eines Fußballfeldes wäre demnach mit 100 Petermännchen zu rechnen – rund siebenmal so viele wie im vergangenen Jahr.
Das Risiko, von den im Sand verborgenen Fischen gestochen zu werden, sei seit Ende der 1990er Jahre um einen Faktor 10 bis 15 angestiegen, so das VLIZ weiter. Auch von der deutschen Nord- und Ostseeküste werden vermehrt Stiche von Petermännchen gemeldet.
Mit seinen giftbewehrten Stacheln an Rückenflosse und Kiemendeckeln ist das Petermännchen eines der giftigsten Tiere Europas. Während der niedliche deutsche Name nichts Böses ahnen lässt, sprechen Beinamen wie „Kreuzotter der Meere“, „Viper der Meere“ oder auch der lateinische Name Trachinus draco (rauer – oder hier besser: stacheliger – Drache) für sich: Ein Stich ist äußerst schmerzhaft und führt zu einer starken lokalen Schwellung. Auch Herzklopfen, Bauch- und Gelenkschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können als Begleitsymptome auftreten. Obwohl der Stich in der Regel nicht lebensgefährlich ist, kann es in seltenen Fällen zu schwerwiegenden allergischen Reaktionen kommen. Auch kann die Schwimmfähigkeit nach einem Stich aufgrund von Panik oder starken Schmerzen eingeschränkt sein. Das Wasser sollte daher sofort verlassen werden. Eine Lappalie ist die Begegnung mit dem Giftstachel jedenfalls nicht.
Wer von einem Petermännchen gestochen wurde, sollte den Stachel aus der Wunde entfernen, sie desinfizieren und nach Möglichkeit einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Weil das Gift aus Proteinen besteht, kann es durch Hitze inaktiviert werden. Zuweilen wird deshalb dazu geraten, die betroffene Stelle – meist den Fuß – für mindestens 20 Minuten, nach Möglichkeit länger (bis 90 Minuten), in gerade noch erträglich heißes Wasser zu halten (maximal 45 °C), um einen Koagulationseffekt des verbliebenen Giftes in der Wunde zu erreichen. Wer es mit der Hitze-Inaktivierung durch Wasser oder Föhn übertreibt, riskiert allerdings Verbrennungen oder Verbrühungen. Deshalb wird gegenüber dieser umstrittenen Methode manchmal auch eine direkte Kühlung bevorzugt. Anschließend sollte gekühlt werden, um die schwer erträglichen Schmerzen zu lindern. Oft werden zu diesem Zweck auch Schmerzmittel gegeben.
Als Ursache für das Anwachsen der Petermännchen-Population in der Nordsee vermuten die Forscher des VLIZ die steigenden Wassertemperaturen. Obwohl der Sommer sich bislang eher von seiner durchwachsenen Seite zeigt, sind die Wassertemperaturen in Nord- und Ostsee für die Jahreszeit recht hoch. Bereits zu Beginn des Sommers wurden in der Nordsee Strandwassertemperaturen von 20 bis 22 Grad gemeldet. Das klingt nicht nur für Badende verlockend, sondern auch für das Petermännchen, das sich bevorzugt in wohltemperiertem Flachwasser aufhält. Nachdem die zu den Barschen zählenden Fische den Winter im tieferen Wasser verbracht haben, kommen sie zur sommerlichen Laichzeit in Ufernähe. Nachts streifen sie auf Nahrungssuche umher, tagsüber aber vergraben sie sich bis zu den Augen im Sand. Für Badende sind die gut getarnten, in der Regel 20 bis 30 cm langen Fische dann selbst im flachen, klaren Wasser kaum zu erkennen – so lange, bis ein scharfer, stechender Schmerz in den Fuß fährt.
Einen guten Schutz bieten Badeschuhe mit stabiler Sohle; sie werden sowohl beim Baden in der Brandung, als auch beim Wattwandern empfohlen. Auch in Prielen oder Gezeitentümpeln muss mit Petermännchen gerechnet werden. Neben Badenden und Wattwanderern kommen auch Angler besonders häufig in Kontakt mit den Giftstacheln. Sie werden beispielsweise beim Versuch, ein Petermännchen vom Angelhaken zu lösen, in die Hand gestochen. Wer mit Angelruten fischt, sollte daher stets Handschuhe greifbar haben, um einen möglicherweise giftigen Fang unfallfrei vom Haken zu bekommen.
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