Diese kleinen braunen Wunderpakete sind richtige Tausendsassa für die Verdauung – die Rede ist von Flohsamenschalen. Was ihr euren Patienten zur Einnahme raten solltet.
Flohsamen stammen von verschiedenen Wegericharten ab und wachsen vor allem in Indien, Afrika und im Mittelmeerraum. Für medizinische Zwecke werden besonders die reifen, getrockneten Samen verwendet, denn in ihrer Samenschale, die gelblich bis dunkelbraun ist, enthalten sie Schleimstoffe.
Diese Schleimstoffe gehören zur Gruppe der Polysaccharide. Ihre Stärke: Sie können sehr viel Wasser binden und dadurch stark aufquellen, wodurch eine gelartige Masse entsteht. Flohsamen enthalten außerdem Proteine und fettes Öl. Dieses besteht vor allem aus Ölsäure und Linolsäure, also ungesättigten Fettsäuren.
Die Schale der kleinen Wundersamen ist dank ihrer quellenden und stuhlregulierenden Wirkung von Interesse. Indem man nur die Samenschalen einnimmt, die die gewünschten Schleimstoffe enthalten, benötigt man folglich ein geringeres Volumen, um denselben Effekt auf die Verdauung zu erzielen. Flohsamenschalen können ihr Volumen um ein Vielfaches vergrößern und binden pro Gramm etwa 40 bis 50 Milliliter Wasser. Dadurch entsteht im Darm ein Gel, das das Stuhlvolumen vergrößert oder überschüssiges Wasser bindet – je nachdem, was gerade gebraucht wird.
Bei Verstopfung binden Flohsamenschalen vor allem das mitgetrunkene Wasser. So gelangt es bis in den Dickdarm und macht den Stuhl weicher und gleitfähiger. Bei Durchfall nehmen sie zusätzlich überschüssiges Darmwasser auf – der Stuhl wird fester und die Zahl der Stuhlgänge nimmt ab. Auf diese Weise regulieren sie die Konsistenz und die Häufigkeit des Stuhls. Besonders für Menschen mit mehreren weichen Stuhlgängen täglich kann das sehr hilfreich sein. Flohsamenschalen gelten daher als abführend und stuhlregulierend.
Sie wirken auch leicht sättigend und können zudem den Cholesterinspiegel senken. Das erreichen sie, indem sie Gallensäuren im Darm binden, sodass diese nicht ins Blut zurückgelangen. Durch den vermehrten Gallensäureverlust muss die Leber neue Gallensäuren herstellen, wofür sie Cholesterin verbraucht – der LDL-Spiegel sinkt.
Zusätzlich bilden Darmbakterien aus den Schleimstoffen kurzkettige Fettsäuren, die die Cholesterinbildung in der Leber weiter hemmen können. Studien zeigen: Wenn man über mehrere Wochen bis Monate etwa zehn Gramm Flohsamenschalen pro Tag einnimmt, kann das „schlechte“ LDL-Cholesterin im Blut um etwa vier bis sieben Prozent gesenkt werden. Zum Vergleich: Statine, wie Simvastatin, senken LDL um 30 bis 50 Prozent. Auch beim Reizdarmsyndrom, bei Hämorrhoiden, Analfissuren oder nach Operationen im Analbereich kommen Flohsamenschalen zum Einsatz.
Die richtige Einnahme ist entscheidend, damit Flohsamenschalen ihre Wirkung sicher entfalten können:
Flohsamenschalen sollen immer mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden – pro Portion mindestens 150–200 Milliliter Wasser –, damit sie im Darm quellen und ihre Wirkung entfalten können. Nach dem Schlucken sollte noch etwas nachgetrunken werden, um eventuelle Reste aus der Speiseröhre nach unten zu befördern und so zu verhindern, dass die Schalen dort kleben bleiben. Bereits kleine Mengen Flohsamenschalen können in der Speiseröhre verklumpen.
Sowohl bei Durchfall als auch Verstopfung ist es wichtig, über den Tag verteilt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von etwa zwei Litern zu achten. Achtung: Auch im Darm können sich die Schalen verklumpen und im schlimmsten Fall zu einem Darmverschluss führen. Die Einnahme sollte daher nicht im Liegen oder kurz vor dem Zubettgehen erfolgen, um das Risiko eines Verschlusses der Speiseröhre zu reduzieren. Zudem dürfen sie bei bestehenden oder drohenden Darmverschlüssen, Verengungen im Magen-Darm-Trakt oder bei Schluckstörungen nicht verwendet werden.
Zu den möglichen Nebenwirkungen während der Einnahme zählen Blähungen und ein Völlegefühl. Blähungen treten vor allem zu Beginn der Einnahme auf und lassen im Verlauf meist nach. In seltenen Fällen sind allergische Reaktionen bis hin zur Anaphylaxie möglich. Bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen Arzneimitteln kann deren Aufnahme verzögert sein. Daher ist ein Abstand von mindestens 30–60 Minuten erforderlich. Mit einem zweistündigen Abstand ist man auf der sicheren Seite.
Die Wirkung von Flohsamen und Flohsamenschalen setzt in der Regel innerhalb von 12–72 Stunden ein. Es wurde außerdem vermutet, dass Flohsamen und Flohsamenschalen das Risiko für Darmpolypen oder Darmkrebs senken können. Das konnte in Studien allerdings nicht bestätigt werden, obwohl eine ballaststoffreiche Ernährung allgemein als gesund gilt.
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