Die Psychoonkologie beschäftigt sich mit der psychischen und sozialen Unterstützung von Krebspatient:innen, um deren Lebensqualität zu verbessern. Besonders Langzeitüberlebende und Patient:innen mit einem Progress oder Rezidiv profitieren von einer kontinuierlichen psychoonkologischen Betreuung.1,2 Denn: rund 83 % der Frauen und 68 % der Männer mit Brustkrebs erreichen das relative 10-Jahres-Überleben nach der Diagnose.3
Bereits während der Akuttherapie benötigen etwa 80 % der Betroffenen psychologische Unterstützung,4 wobei 15 % diese auch noch Jahre nach der Diagnose in Anspruch nehmen.5 Die Gründe hierfür sind vielfältig, führen aber zur selben Problematik:
Abbildung 1: Die Inhalte des Slide Kits beruhen auf Expert*innenmeinungen. Beteiligte Expert*innen in alphabetischer Reihenfolge: Prof. Dr. med. H. Csef, Prof. Dr. med. A. Hönig, Dipl. Psych. C. Otto, Dr. med. J. Schilling, Dr. med. C. Uleer
Unterstützungsangebote sind nicht an die psychische Diagnose (nach ICD-10* oder DSM**) gebunden. Der Großteil der Brustkrebspatient:innen erfüllt nicht die Kriterien für psychische Störungen, aber bedarf trotzdem psychoonkologischer Betreuung und Beratung.6 Diese Beratung basiert auf drei Punkten:
Um Ihren Patient:innen Unterstützungsangebote näherzubringen und Probleme besser zu verstehen, ist eine Kommunikation auf Augenhöhe essenziell. Entscheidend ist, dass sich die Patient:innen gehört und gesehen fühlen. Patient:innenzentrierte Kommunikation7 ist hier das Stichwort, für die bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen:
Für die Patient:innengespräche sind bestimmte Gesprächstechniken zu empfehlen, z. B. nach dem WWSZ- oder NURSE-Modell, die in den untenstehenden Grafiken erläutert werden.
Abbildung 2: Ärztekammer Nordrhein. https://www.aekno.de/wissenswertes/dokumentenarchiv/aerztekammer-nordrhein/kommunikation-im-medizinischen-alltag/2-gespraechstechniken
Abbildung 3: Ärztekammer Nordrhein. https://www.aekno.de/wissenswertes/dokumentenarchiv/aerztekammer-nordrhein/kommunikation-im-medizinischen-alltag/2-gespraechstechniken
Mittels dieser Gesprächstechniken können Ihre Patient:innen Vertrauen zu Ihnen aufbauen. Ihre Patient:innen sehen, dass Sie sich aktiv Zeit für die Sorgen, Probleme und Fragen der Patient:innen nehmen.
Daneben haben Sie als Onkolog:in die Verantwortung, Belastungen Ihrer Patient:innen zu überprüfen und gegebenenfalls zu reduzieren. Dafür sollten zu bestimmten Zeitpunkten Belastungsscreenings durchgeführt werden, z. B. mittels der Screening-Instrumente HADS-D oder dem Distress-Thermometer.
Diese könnten zu folgenden Zeitpunkten sinnvoll sein:
Die Screening-Werte und deren Veränderungen sind anschließend Anlass, die aktuelle Krankheitsverarbeitung, das Ausmaß der Belastung sowie Ressourcen und Therapiefortschritte zu besprechen.
Abhängig vom klinischen Eindruck, Screening-Ergebnissen und Patient:innenwunsch sollte je nach Ausmaß der Belastung Unterstützung angeboten werden. Allgemein ist zu empfehlen, dass Sie Ihre Patient:innen aufklären sowie Informationen zur Selbsthilfe bereitstellen oder ggf. an eine psychosoziale Beratung oder eine psychotherapeutische Unterstützung vermitteln.7
Konkret können hierfür folgende Angebote genutzt werden:
Weitere Details zu Sozialleistungen sind im Blauen Ratgeber der Deutschen Krebshilfe zu finden.
Aus der Psychoonkologie lassen sich wertvolle Tipps für die Arbeit von Onkolog:innen allgemein ableiten. Dieser Beitrag beleuchtet nur einen kleinen Ausschnitt aus der Fachrichtung und soll zur interdisziplinären Zusammenarbeit von Onkolog:innen anregen.
* ICD: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme.** DSM: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders.
Referenzen: