Bei schizophrenen Patienten geht’s vor allem darum, kognitive Einschränkungen schnell, aber präzise zu erfassen. Das geht mit dem BACS-Test. Jetzt gibt es eine deutsche Version – wie sie sich schlägt, lest ihr hier.
Kognitive Defizite beeinflussen maßgeblich den Alltag und die Lebensqualität von Patienten mit Schizophrenie. Da diese Defizite nachweislich zu einer schlechteren Lebensqualität und einem ungünstigen Langzeitverlauf beitragen, gewinnt die zuverlässige Erfassung kognitiver Funktionen im klinischen Alltag zunehmend an Bedeutung. Jetzt wurde der Brief Assessment of Cognition in Schizophrenia (BACS) auf Herz und Nieren geprüft.
Der BACS ist ein international etabliertes Testverfahren zur Erfassung kognitiver Funktionen bei Patienten mit Schizophrenie. Der Test wurde von einer Forschungsgruppe um Richard Keefe entwickelt und im Jahr 2004 veröffentlicht. Besonders daran ist, dass durch den Test die kognitiven Bereiche erfasst werden, die bei Schizophrenie am stärksten beeinträchtigt sind und den Krankheitsverlauf damit am besten vorhersagen können.
Hierfür prüft der BACS sechs kognitive Domänen:
In einer kürzlich veröffentlichten Studie wollte man nicht nur bekannte Ergebnisse replizieren, sondern auch bestimmte psychometrische Eigenschaften der deutschen BACS-Version genauer untersuchen, um so neue Normdaten für die deutsche Version bereitzustellen.
In die Untersuchung wurden 107 Personen mit Schizophreniespektrumstörung (SSD) und 175 gesunde Kontrollen eingeschlossen. Es zeigte sich, dass Personen mit einer SSD in sämtlichen BACS-Subtests sowie im Gesamtscore signifikant schlechtere Ergebnisse erzielten als die gesunden Kontrollprobanden – und das mit einer Sensitivität und Spezifität von jeweils 0,75. Somit war eine gute Unterscheidungsfähigkeit zwischen Patienten und gesunden Kontrollpersonen gewährleistet.
Mit dieser Validierungsstudie steht eine umfangreiche Normdatenbasis für den deutschsprachigen Raum zur Verfügung. Die deutsche BACS-Version bewährt sich somit als robustes und verlässliches Werkzeug zur kognitiven Diagnostik bei Schizophreniepatienten und ist damit prädestiniert für die Anwendung in wissenschaftlichen Studien. Hinzu kommt, dass der Test ca. 30 Minuten dauert und damit – im Vergleich zu vielen anderen Kognitionstests – relativ schnell durchzuführen ist.
Kognitive Einschränkungen sind für viele Menschen mit SSD eine echte Alltagslast, die Patienten selbst, Angehörige und Behandler vor große Herausforderungen stellt. Hinzu kommt, dass es in der klinischen Routine gar nicht so einfach ist, diese Defizite zuverlässig zu erkennen – der Zeitdruck ist hoch und es ist schwierig, kognitive Einschränkungen im Detail richtig zu erfassen. Für die Praxis ist die Verfügbarkeit und Validierung von Kurztests daher entscheidend – idealerweise sollten diese Testverfahren 10–30 Minuten in Anspruch nehmen und trotzdem ein umfassendes und differenziertes Bild über die verschiedenen Bereiche der Kognition ermöglichen.
Zwar bleibt die Einführung solcher Testverfahren im Praxisalltag weiterhin eine Hürde – sei es durch den notwendigen Schulungsaufwand, organisatorische Hindernisse oder Unsicherheiten im Umgang mit neuen Tools. Aber die wissenschaftliche Fundierung, Praxisnähe und Validität der deutschsprachigen BACS zeigen, dass ein gezieltes Erfassen kognitiver Defizite möglich und sinnvoll ist. Neue technologische Ansätze könnten diesen Weg künftig sogar erleichtern. Die deutschsprachige BACS ist bereits heute ein wertvolles Instrument, das Betroffenen hilft, ihre kognitiven Herausforderungen besser zu verstehen und gezielt daran arbeiten zu können. Wir sollten den Schritt wagen – für mehr Lebensqualität und Teilhabe für Menschen mit SSD.
Bildquelle: Zyanya Citlalli, Unsplash