Hormonelle Schwankungen während der Menstruation wirken sich auch aufs Herz-Kreislauf-System aus. Warum PMS-Beschwerden in der kardiovaskulären Vorsorge berücksichtigt werden sollten.
Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist eine häufige, zyklusabhängige Störung bei Frauen mit vielfältigen körperlichen und psychischen Symptomen. Etwa 20–50 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter leiden an PMS. Circa 3–8 Prozent leiden an einer schweren Form von PMS, der sogenannten prämenstruellen dysphorischen Störung. Die Ursachen reichen von hormonellen Schwankungen, neurochemischen Veränderungen und genetischer Disposition bis hin zu psychosozialen Einflüssen.
Mittlerweile ist bekannt, dass sich die hormonellen Schwankungen während des Menstruationszyklus auch auf das kardiovaskuläre System auswirken und zu Symptomen wie Tachykardien, Schwindel und Synkopen führen können. Einige Studien deuten darauf hin, dass Frauen mit PMS ein erhöhtes Risiko für bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben könnten.
In einer aktuellen Studie von Yang et al., publiziert in Nature Cardiovascular Research, wurde untersucht, ob Frauen mit PMS langfristig ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Das Forscherteam des Instituts für Umweltmedizin am Karolinska Institut führte diese Kohortenstudie durch. Die Daten für die Studie wurden von nationalen Registern in Schweden von 2001 bis 2022 gesammelt. Die Studienkohorte beinhaltete 99.411 Frauen mit prämenstruellen Störungen in der Bevölkerungskohorte. Eine Geschwisterkohorte wurde einbezogen, um familiäre Belastungen zu berücksichtigen. Man verglich zusätzlich 36.061 betroffene Frauen mit 45.451 ihrer Schwestern ohne schwere PMS-Beschwerden. Das Alter betrug im Median 35,4 Jahre für die Bevölkerungskohorte und 34,6 Jahre für die Geschwisterkohorte.
Frauen mit prämenstruellen Störungen hatten tendenziell einen höheren Bildungsgrad, eine höhere Parität, eine höhere Prävalenz von Krankengeschichte und verwendeten auch eher hormonelle Verhütungsmittel oder eine Hormonersatztherapie. Im Vergleich zu Personen ohne PMS hatten Frauen mit PMS ein höheres Risiko für das Auftreten einer kardiovaskulären Erkrankung (Hazard Ratio = 1,11; 95 % Konfidenzintervall: 1,08–1,13) in der Bevölkerungsanalyse und (Hazard Ratio = 1,10; 95 % Konfidenzintervall: 1,06–1,15) in der Geschwisteranalyse.
Frauen mit diagnostizierten prämenstruellen Störungen hatten ein 11 % höheres Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Das Bluthochdruck-Risiko war um 5 %, das Risiko für Herzrhythmusstörungen um 31 % und das Risiko für ischämische Schlaganfälle um 27 % erhöht. Eine starke Assoziation wurde bei Frauen mit prämenstruellen Störungen festgestellt, die vor dem Alter von 25, 30 und 35 Jahren begannen, und bei denen, die an einer perinatalen Depression litten. Ähnliche Ergebnisse wurden auch in der Geschwisterkohorte beobachtet.
Die häufigsten Formen von kardiovaskulären Erkrankungen bei Frauen mit PMS umfassten hypertensive Erkrankungen, eine essentielle Hypertonie, eine ischämische Herzkrankheit, cerebrovaskuläre Erkrankungen, ischämische Schlaganfälle und Arrhythmien. Die stärksten Assoziationen wurden für Arrhythmie in der Bevölkerungsstichprobe und für einen ischämischen Schlaganfall in der Geschwisterstichprobe festgestellt.
Eine Limitation der Studie ist, dass sich kein kausaler Zusammenhang zwischen einem PMS und einem erhöhten Herzkreislauf-Risiko ableiten lässt. Als mögliche Ursache für die Ergebnisse diskutierten die Studienautoren Dysregulationen im Hormonsystem, chronische Entzündungsprozesse und Stoffwechselprobleme. Es handelte sich um eine Registerstudie, so dass weitere Studien notwendig sind. Stärken der Studie sind die hohe Einschlusszahl und der lange Beobachtungszeitraum.
Im Hinblick auf den weiblichen Zyklus scheint nicht nur das Vorliegen von prämenstruellen Störungen einen Einfluss auf das kardiovaskuläre System zu haben. Im Jahr 2024 konnten Lai et al. zeigen, dass eine genetische Veranlagung für eine übermäßige Menstruation mit einem höheren Risiko für Vorhofflimmern, aber einem geringeren Risiko für Bluthochdruck verbunden war. Dagegen war eine genetische Disposition für eine unregelmäßige Menstruation mit einer höheren Gefahr für das Auftreten von Vorhofflimmern, Bluthochdruck, einem Myokardinfarkt und einer koronaren Herzkrankheit assoziiert. Die Wissenschaftler diskutierten, dass Störungen der Menstruation im fortpflanzungsfähigen Alter als Marker für die Identifizierung von Frauen dienen könnten, die ein höheres Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
In einer anderen prospektiven Kohortenstudie aus dem Jahr 2022 mit 80.630 Teilnehmerinnen zeigten Wang et al., dass unregelmäßige Menstruationszyklen oder Zyklen mit einer Dauer von ≥ 40 Tagen im Vergleich zu sehr regelmäßigen, 26–31 Tage dauernden Zyklen über den gesamten reproduktiven Lebenszeitraum mit einem deutlich erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse insbesondere im Hinblick auf Herzinfarkt und Schlaganfälle verbunden waren. Auch der Zeitpunkt der ersten Periode scheint Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko zu haben. Canoy et al. konnten nachweisen, dass ein sehr frühes (vor dem 10. Lebensjahr) oder verspätetes Einsetzen der Periode (ab dem 17. Lebensjahr) mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Schlaganfälle im späteren Leben assoziiert war.
In Zusammenschau der Datenlage könnte eine frühzeitige Behandlung von PMS und anderen Menstruationsstörungen in Zukunft zur Reduktion von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen beitragen. In der aktuellen Studie von Yang et al. waren vor allem früh einsetzende prämenstruelle Störungen ein sehr starker Warnhinweis für mögliche spätere Herzprobleme, insbesondere bei komorbider perinataler Depression. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass dies in kardiovaskuläre Vorsorgestrategien und Risikobewertungen mit einbezogen werden sollte.
Haußmann et al.: Prämenstruelles Syndrom und prämenstruelle dysphorische Störung – Übersicht zu Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Der Nervenarzt, 2024. doi: 10.1007/s00115-024-01625-5.
Yang et al.: Premenstrual disorders and risk of cardiovascular diseases. Nat Cardiovasc Res, 2025.doi: 10.1038/s44161-025-00684-4.
Lai et al.: Effects of menstrual disorders and dysmenorrhea on cardiovascular disease: a Mendelian randomization study. Frontiers in Endocrinology, 2024. doi: 10.3389/fendo.2024.1302312.
Wang et al.: Menstrual Cycle Regularity and Length Across the Reproductive Lifespan and Risk of Cardiovascular Disease. JAMA Netw Open, 2022. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.38513.
Canoy et al.: Age at Menarche and Risks of Coronary Heart and Other Vascular Diseases in a Large UK Cohort. Circulation, 2015. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.114.010070.
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