Viele Patientinnen und Patienten haben schon mehrere Versuche hinter sich, ihr Gewicht zu reduzieren, aber häufig gibt es Hürden, die sie daran hindern. Manchmal sind es tief verwurzelte Überzeugungen oder Missverständnisse, die dazu führen, dass der Fortschritt ausbleibt. Aus der Praxis kennen Sie sicherlich viele dieser Ausreden, die Patientinnen und Patienten im Gespräch äußern – und oft klingt es so, als ob das Abnehmen eine unüberwindbare Herausforderung wäre. Doch was steckt wirklich hinter diesen Aussagen? Wir haben 5 häufige Ausreden rund ums Abnehmen unter die Lupe genommen und zeigen Ihnen, wie Sie mit fundierten Informationen und praktischen Ansätzen eine andere Perspektive bieten können.
„Das liegt an meinen Genen – in meiner Familie sind alle dick.“
Fakt: Es ist wahr, dass genetische Faktoren das Körpergewicht beeinflussen können, jedoch spielt die Lebensweise ebenfalls eine große Rolle.1 Erbliche Veranlagungen können den Stoffwechsel oder die Fettverteilung beeinflussen, aber eine gesunde Ernährungsweise kann diesen genetischen Prädispositionen entgegenwirken.2
Empfehlung: Es lohnt sich, Betroffenen zu vermitteln, dass eine genetische Veranlagung keine Einbahnstraße ist. Vielmehr können sie durch bewusste Lebensstiländerungen aktiv gegensteuern. Motivation entsteht oft durch kleine Erfolge: Hier helfen realistische Ziele, regelmäßiges Feedback und gegebenenfalls auch strukturierte Programme zur Unterstützung.
„Ich esse doch gar nicht so viel.“
Fakt: Patientinnen und Patienten unterschätzen oft die Mengen oder die Kalorien, die sie über den Tag hinweg zu sich nehmen.3 Auch kleine Snacks, Getränke oder unregelmäßige Mahlzeiten können schnell eine hohe Kalorienzahl erreichen. Zusätzlich wird die körperliche Aktivität häufig überschätzt.3
Gleichzeitig gibt es jedoch auch Betroffene – insbesondere mit einer langen Diäthistorie –, bei denen die Kalorienzufuhr objektiv niedrig ist, ein Gewichtsverlust aber trotzdem ausbleibt. In solchen Fällen kann sich der Stoffwechsel durch wiederholte Diäten an ein dauerhaft geringes Energieangebot angepasst haben: Der Körper arbeitet besonders effizient und verbraucht weniger Kalorien, was die Gewichtsabnahme erschwert.4 Wird dabei zusätzlich Muskelmasse abgebaut, sinkt auch der Grundumsatz – mit der Folge eines dauerhaft reduzierten Energiebedarfs.5 Auch endokrine Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen können eine Rolle spielen und sollten im Rahmen der Abklärung berücksichtigt werden.6
Empfehlung: Ein richtig geführtes Ernährungstagebuch kann dabei helfen, langfristig Gewicht zu verlieren, da es eine klare Übersicht über die aufgenommenen Nahrungsmengen bietet.7 Bei Betroffenen mit vermeintlich „nicht erklärbarer“ Gewichtsstagnation lohnt sich zudem eine gezielte Diagnostik: z. B. die Prüfung auf hormonelle Ursachen (etwa Schilddrüsenfunktionsstörungen) oder die Begleitung durch eine qualifizierte Ernährungsberatung, um langfristige Strategien zu entwickeln, die den Stoffwechsel entlasten, ohne in neue Diätschemata zu verfallen.
„Ab einem bestimmten Alter nimmt man sowieso zu – das ist normal.“
Fakt: Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich der Stoffwechsel tatsächlich, und der Anteil an Muskelmasse nimmt häufig ab – was den Energiebedarf senkt.8
Empfehlung: Für Betroffene kann es hilfreich sein zu wissen, dass sie auch im höheren Alter aktiv Einfluss auf ihr Gewicht nehmen können. Bereits moderate Anpassungen – etwa eine bedarfsgerechte Ernährung, mehr Alltagsbewegung und gezielter Muskelaufbau durch altersgerechtes Krafttraining – tragen zur Gewichtsstabilisierung bei.8 Wichtig ist eine individuelle, realistische Zielsetzung, die auch altersbedingte Veränderungen berücksichtigt.
„Ich möchte nicht hungern oder ständig verzichten müssen.“
Fakt: Hunger ist immer ein schlechter Begleiter beim Abnehmen. Eine langfristige Gewichtsreduktion setzt nicht auf drastische Diäten oder ständiges Hungern, sondern auf eine nachhaltige Veränderung der Ernährungsgewohnheiten.9
Empfehlung: Statt Verbote in den Mittelpunkt zu stellen, sollte der Fokus auf positiven Veränderungen liegen – regelmäßige, nährstoffreiche Mahlzeiten, langsames Essen, gründliches Kauen und individuelle Portionsgrößen.9 Auch das bewusste Genießen vertrauter Lieblingsspeisen in angepasster Menge kann Teil eines funktionierenden Ernährungskonzepts sein.
„Gesunde Ernährung ist mir zu teuer.“
Fakt: Eine häufige Wahrnehmung ist, dass gesunde Lebensmittel deutlich teurer sind als Fertiggerichte oder Fast Food. Zwar können frisches Obst, Gemüse oder hochwertige Proteine teuer sein – doch eine ausgewogene Ernährung muss nicht am Geldbeutel scheitern. Günstige, nährstoffreiche Alternativen wie Tiefkühlgemüse, Hülsenfrüchte oder Konservenprodukte bieten oft sogar Vorteile: So enthalten Dosentomaten durch das Erhitzen mehr bioverfügbares Lycopin – ein sekundärer Pflanzenstoff mit antioxidativer Wirkung.10,11
Empfehlung: Der Schlüssel liegt in der richtigen Planung. Wer gezielt einkauft, saisonale Produkte nutzt und Reste kreativ verwertet, kann gesund essen – auch mit kleinem Budget.10 Unterstützend wirken praxisnahe, niedrigschwellige Tipps – etwa einfache Rezeptvorschläge und Hinweise auf günstige Eiweißquellen.
Es ist wichtig, diese Bedenken ernst zu nehmen, aber gleichzeitig auf wissenschaftlich fundierte Fakten hinzuweisen. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und eine gesunde Einstellung sind der Schlüssel zum Erfolg – unabhängig von genetischen Faktoren oder Alter. Die Unterstützung durch eine professionelle Beratung und individuell abgestimmte Programme sind oft der entscheidende Schritt, um langfristig eine nachhaltige Gewichtsreduktion zu erreichen.
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