Beim Karpaltunnelsyndrom hilft konservatives Vorgehen, allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wann dieser erreicht ist und wie ihr danach mit operativer Dekompression therapiert, erfahrt ihr hier.
Ein Text von Prof. Dr. Oliver Tobolski
In vielen Praxen stellen sich regelmäßig Patienten mit Kribbeln, Taubheitsgefühlen und Schmerzen im Daumen-, Zeige- und Mittelfinger vor – typische Zeichen für einen komprimierten Nervus medianus im Karpaltunnel. Eine fundierte Diagnostik aus Anamnese, klinischer Untersuchung, Sonographie und neurophysiologischen Studien legt den Fahrplan für die Therapie fest.
Im Frühstadium können Nacht- und Tagesschienen, Manualtherapie, Dehnübungen und extrakorporale Stoßwellen rund 60–70 % der Betroffenen innerhalb von sechs Wochen deutlich entlasten. Ergänzend lindern NSAR oder eine ultraschallgeführte Kortisoninjektion vorübergehend Schwellung und Entzündung. Hält der Beschwerdedruck nach acht Wochen jedoch an, ist die konservative Strategie ausgereizt – Zeit, die operative Dekompression ins Visier zu nehmen.
Diese Praxiserfahrung bestätigte bereits vor Jahren eine große Lancet-Studie von Jarvik et al.: Patienten, die frühzeitig chirurgisch versorgt wurden, erreichten innerhalb von sechs und zwölf Monaten signifikant bessere funktionelle und symptomatische Ergebnisse als jene, die ausschließlich konservativ behandelt wurden. Langzeitdaten zeigen zudem, dass über 85 % der operierten Patienten auch nach zwei Jahren beschwerdefrei bleiben und Revisionen selten sind.
Die minimalinvasive Dekompression unter Regionalanästhesie ist heute meist ambulant möglich, mit niedrigen Komplikationsraten und rascher Rückkehr in Alltag und Beruf. Verzögert man die OP jedoch zu lange, steigt das Risiko für dauerhafte Nervenschäden und chronische Beschwerden.
Bildquelle: Midjourney