Zornesfalten werden gerne mit Botulinumtoxin A besänftigt. Doch nicht alle Präparate wirken gleich. Welches wann am besten zum Einsatz kommt und wie ihr Patienten individuell behandelt, lest ihr hier.
Die Injektion von Botulinumtoxin Typ A (BoNT/A) zählt zu den weltweit am häufigsten durchgeführten ästhetischen Eingriffen. Allein in den USA wurden im Jahr 2022 über 8,7 Millionen Behandlungen durchgeführt, wie Mehdi S. Lemdani und Kollegen von der University of Pennsylvania berichten. Das entspricht einem Anstieg von beeindruckenden 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Für die Behandlung von Zornesfalten hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) mehrere Präparate zugelassen. Neben dem ursprünglich eingeführten Onabotulinumtoxin A (OBoNT/A) stehen mittlerweile Abobotulinumtoxin A (ABoNT/A), Incobotulinumtoxin A (IBoNT/A), Prabotulinumtoxin A (PBoNT/A), Daxibotulinumtoxin A (DBoNT/A) und Letibotulinumtoxin A (LBoNT/A) zur Verfügung. Auch im Zulassungsbereich der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat sich die Auswahl erweitert. Neben Onabotulinumtoxin A sind derzeit Abobotulinumtoxin A, Incobotulinumtoxin A und Letibotulinumtoxin A zugelassen.
Obwohl Botulinumtoxin-A-Präparate den gleichen enzymatisch aktiven Bestandteil tragen, unterscheiden sie sich deutlich in ihrer Herstellung sowie in ihren biochemischen und physikalischen Eigenschaften. Besonderheiten eines jeden Wirkstoffs beeinflussen das klinische Wirkprofil, etwa in Bezug auf den Wirkeintritt, die Wirkungsdauer und das Sicherheitsprofil. Damit kann das Präparat individuell auf Patienten abgestimmt werden – vorausgesetzt, Ärzte kennen die besonderen Eigenschaften. Doch das ist schwerer, als gedacht: Frühere Vergleichsstudien arbeiteten meist mit subjektive Bewertungsskalen, die visuelle Eindrücke der Faltenausprägung erfassen. Solche Skalen sind fehleranfällig; sie erlauben kaum objektive Rückschlüsse auf Unterschiede zwischen den Präparaten.
Deutlich besser eignet sich die dynamische 3D-Bildgebung. Sie ermöglicht es, statische und dynamische Hautveränderungen, also Falten in Ruhe und bei Mimik, präzise zu messen. Was bislang fehlte, war ein systematischer Ansatz, der objektive Bilddaten mit subjektiven Rückmeldungen von Patienten (Patient Reported Outcomes, PROs) kombiniert. Genau hier setzt die neue Arbeit an.
Ärzte haben eine randomisierte, doppelblinde klinische Studie durchgeführt, um die Wirksamkeit verschiedener Botulinumtoxin-A-Präparate zu vergleichen. Insgesamt nahmen 143 Frauen im Alter zwischen 30 und 65 Jahren daran teil. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen eingeteilt und erhielten jeweils eine einzige Injektion in die Glabellaregion.
Zum Einsatz kamen vier häufig eingesetzte Botulinumtoxin-A-Präparate:
Die Dosierungen orientierten sich an den jeweiligen Zulassungen der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA.
Die Behandlung erfolgte zu Studienbeginn am Tag 0. Ärzte haben die Wirksamkeit an den Tagen 30, 90 und 180 beurteilt. Als primärer Endpunkt galt die Veränderung des dynamischen Hautzugs in der behandelten Region, objektiv gemessen mithilfe einer dreidimensionalen Bildgebung.
Darüber hinaus untersuchten die Forscher, wie zufrieden die Patienten mit dem Ergebnis im Vergleich zum Ausgangszustand waren. Als weiteres Ziel wurde analysiert, ob es durch die Injektion zu einer unbeabsichtigten Veränderung der Muskelaktivität in benachbarten, unbehandelten Arealen – insbesondere im Bereich der äußeren Augenwinkel – kam.
Bereits 3 Tage nach der Injektion zeigten sich Unterschiede in der Wirkungsgeschwindigkeit der getesteten Präparate. Insbesondere Abobotulinumtoxin A (ABoNT/A) und Prabotulinumtoxin A (PBoNT/A) wiesen einen deutlich schnelleren Wirkungseintritt auf als Onabotulinumtoxin A (OBoNT/A) und Incobotulinumtoxin A (IBoNT/A). In Sachen Langzeitwirkung schnitten PBoNT/A und IBoNT/A besonders gut ab: Beide Präparate führten auch noch an Tag 180 nach der Behandlung zu einer signifikanten Verringerung der mimischen Aktivität in der Glabellaregion im Vergleich zum Ausgangswert. Auffällig war dabei vor allem PBoNT/A, das sich an Tag 180 im direkten Vergleich als statistisch signifikant wirksamer erwies als OBoNT/A.
Generell ließ sich feststellen: Je ausgeprägter der muskuläre Hautzug zu Beginn, desto deutlicher der Behandlungseffekt. Das legt nahe, dass auch bei stark ausgeprägten Zornesfalten mit standardisierten Dosierungen eine überzeugende Wirkung erzielt werden kann.
Die Ärzte beobachteten auch, dass die verminderte muskuläre Aktivität in der behandelten Glabellaregion mit einer vorübergehenden Zunahme der Aktivität in der unbehandelten lateralen Augenpartie einherging. Dieses Phänomen trat insbesondere an den Tagen 3 und 30 auf, also genau in den Phasen, in denen die Wirkung der Injektion in der Glabella am stärksten ausgeprägt war.
Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass benachbarte Gesichtsmuskeln kurzfristig stärker aktiviert werden, um die reduzierte mimische Bewegung in der behandelten Region zu kompensieren. Offenbar reagiert die mimische Muskulatur flexibel auf Veränderungen – eine Art muskulärer Ausgleichsmechanismus, wenn einzelne Areale durch das Botulinumtoxin zeitweilig ruhiggestellt sind.
Alle in der Studie getesteten Botulinumtoxin-A-Präparate führten bis zu Tag 90 nach der Behandlung zu einem signifikanten Anstieg der Patientenzufriedenheit, verglichen mit Tag 0. Dies zeigte sich in den entsprechenden Modulen des standardisierten FACE-Q-Fragebogens. Besonders bemerkenswert: Die subjektiv empfundene Verbesserung korrelierte eng mit den objektiv gemessenen Veränderungen der mimischen Aktivität – ein klarer Hinweis auf die Validität der eingesetzten Bewertungsskalen.
Der stärkste Zusammenhang zwischen gemessener Wirkung und Zufriedenheit zeigte sich in jenen FACE-Q-Modulen, die gezielt die Ausprägung der Zornesfalten („lines between eyebrows“) erfassen. Hier spiegelte sich der therapeutische Effekt besonders deutlich in der Wahrnehmung der Patienten wider.
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Botulinumtoxin-A-Präparate unterscheiden sich nicht nur in ihrer biochemischen Zusammensetzung, sondern auch in ihrem klinischen Wirkprofil. So überzeugten Abobotulinumtoxin A (ABoNT/A) und Prabotulinumtoxin A (PBoNT/A) durch einen besonders schnellen Wirkungseintritt, während PBoNT/A und Incobotulinumtoxin A (IBoNT/A) die längste Wirkdauer zeigten. Der maximale Effekt – in der Regel um Tag 30 – war bei allen untersuchten Präparaten vergleichbar. Diese Erkenntnisse ermöglichen Ärzten eine individualisierte Auswahl des passenden Wirkstoffs – je nachdem, ob Patienten eine besonders rasche Wirkung oder einen möglichst langen Effekt wünschen.
Auf einen Blick: Botulinumtoxin-A-Präparate bei Glabellafalten
Quelle:Mehdi et al.: Comparison of Botulinum Toxin A Formulations for Glabellar Strain Treatment in Women: A Double-Blind Randomized Clinical Trial. JAMA Dermatol., 2025. doi: 10.1001/jamadermatol.2025.1335.
Bildquelle: Ales Dusa, Unsplash