Der Oberarzt weist den Operateur an: „Greif jetzt den Gallenblasenhals“. Klingt alltäglich – doch hier operiert kein Mensch. Erstmals wurde eine komplexe OP vollständig von einem Roboter durchgeführt. Wie das funktioniert, seht ihr hier.
In den OP-Saal zieht ein neuer Kollege ein – und der braucht keine Pause. Forscher der Johns Hopkins University haben es erstmals geschafft: Ein Roboter führte einen komplizierten Abschnitt einer Gallenblasen-OP an einem lebensnahen Modell durch, komplett ohne menschliches Eingreifen. Im Team lernte der Hightech-Doktor sogar dazu, als ihm die Ärzte Anweisungen wie „Greif den Gallenblasenhals!“ gaben – fast wie bei der Ausbildung eines jungen Chirurgen.
Anders als seine Vorgänger, die nur klar definierte Aufgaben abarbeiten konnten, bringt der neue „Surgical Robot Transformer-Hierarchy“ (SRT-H) echtes Improvisationstalent mit. Ob plötzliche „Notfälle“, veränderte Startposition oder eingefärbte „Blut“-Flüssigkeit: Der Roboter blieb unbeeindruckt. Mit einer KI-Architektur ähnlich der von ChatGPT reagiert er nicht nur auf Kommandos, sondern lernt sogar aus Korrekturen – und das alles mit der Präzision eines erfahrenen Chirurgen.
Seine Fähigkeiten erlangte der SRT-H im „Binge-Watching“-Modus: Er studierte Aufnahmen von echten OPs und bekam dazu erklärende Untertitel. Nach dem Training erledigte der Roboter eine Vielzahl chirurgischer Aufgaben – vom präzisen Schneiden bis zum Setzen von Clips – und erzielte dabei genauso gute Ergebnisse wie ein menschlicher Kollege, wenn auch etwas langsamer.
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Während frühere Roboter-OPs oft nur unter Laborbedingungen und mit speziell „markiertem“ Gewebe möglich waren, zeigt der SRT-H erstmals echte Anpassungsfähigkeit an die chaotische Realität im OP. Für die Forscher ein echter Durchbruch: „Das ist der Beweis, dass autonome, KI-gesteuerte Chirurgie machbar ist – und zwar robust und sicher“, so Projektleiter Axel Krieger.
Noch steht der Roboter am Anfang. Das Forschungsteam plant bereits, ihm weitere OPs „beizubringen“. Dabei besteht immer das Ziel, dass autonome Systeme künftig komplizierte Eingriffe übernehmen können. Bis dahin bleibt den menschlichen Chirurgen aber noch etwas Zeit zum Üben.
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