Was nach Küchenpsychologie klingt, hat einen wahren Kern: Die Schwere einer Psoriasis kann mit der Kindheit zusammenhängen. Wie ihr Patienten mit Traumata und Hautproblemen begegnet.
Psoriasis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die das Leben vieler Menschen prägt – oft schon von Kindheit an. Doch nicht nur genetische und immunologische Faktoren bestimmen den Verlauf: Immer mehr Forschung zeigt, wie sehr auch seelische Narben aus der Kindheit die Schwere und das Erleben der Erkrankung beeinflussen können. Auch eine aktuelle Studie belegt den Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und Psoriasis-Schwere eindrucksvoll – und eröffnet damit neue Wege für Diagnostik und Therapie.
Die Studie untersuchte 200 erwachsene Psoriasis-Patienten und analysierte deren Kindheitserfahrungen. Das zentrale Ergebnis: Menschen mit einer Vorgeschichte von Kindheitstraumata – insbesondere emotionaler und körperlicher Misshandlung – leiden als Erwachsene signifikant häufiger an einer schweren Form der Psoriasis. Diese Assoziation blieb auch dann bestehen, wenn andere Risikofaktoren wie genetische Veranlagung oder Begleiterkrankungen berücksichtigt wurden. Die Autoren betonen, dass psychosoziale Belastungen in der Kindheit das Immunsystem und die Stressverarbeitung langfristig beeinflussen und so die Krankheitsaktivität verstärken können.
Diese Erkenntnisse sind nicht nur statistisch relevant, sondern berühren auch emotional: Viele Betroffene berichten, dass sie sich mit ihrer Erkrankung und den seelischen Wunden aus der Kindheit oft alleingelassen fühlen. Die Studie macht Mut, diese Themen offen anzusprechen und in die Behandlung einzubeziehen.
Auch andere aktuelle Studien bestätigen den engen Zusammenhang zwischen emotionalen Narben in der Kindheit, psychischer Belastung und Psoriasis. So zeigen Untersuchungen, dass Patienten mit Psoriasis häufiger unter Depression und Angststörungen leiden, wenn sie in ihrer Kindheit Missbrauch oder Vernachlässigung erfahren haben (hier, hier und hier). Besonders alarmierend: Je schwerer die frühe emotionale Verletzung ausfiel, desto ausgeprägter sind oft die Hautsymptome und die psychische Belastung.
Es klingt nach Küchenpsychologie, ist aber tatsächlich belegt: Die Schwere einer Psoriasis kann mit der Kindheit zusammenhängen. Wie ihr Patienten mit Traumata und Hautproblemen begegnet.
Gleichzeitig weisen Betroffene mit Kindheitstraumata eine geringere Resilienz auf. Dies wirkt sich negativ auf die Lebensqualität und die Krankheitsbewältigung aus. Die Forschung legt nah, dass gezielte psychologische Unterstützung, etwa durch kognitive Verhaltenstherapie, Achtsamkeitstraining oder Traumatherapie, die Lebensqualität und möglicherweise auch den Krankheitsverlauf verbessern könnte.
Die Erkenntnisse aus der eingangs besprochenen Studie und weiteren Arbeiten haben direkte Konsequenzen für die ärztliche und pharmazeutische Praxis. Es reicht nicht aus, nur die Haut zu behandeln – die seelische Gesundheit muss ebenso im Fokus stehen. Es ist zu überlegen, ob die routinemäßige Erhebung von Kindheitstraumata und aktuellen psychosozialen Belastungen nicht Teil der Anamnese bei Psoriasis-Patienten werden sollte. Denkbar wären etwa standardisierte Screening-Instrumente, wie Fragebögen zu Kindheitserfahrungen.
Systemische Therapien wirken auch bei Patienten mit Kindheitstraumata gut, wie die Forschung zeigt. Dennoch profitieren diese Patienten besonders von einer interdisziplinären Betreuung, die Dermatologie, Psychosomatik und Psychotherapie verbindet. Ein wertschätzender, empathischer Umgang und das Angebot psychosozialer Unterstützung können helfen, Scham und Stigmatisierung zu reduzieren und die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
Die Weichen für einen milden oder schweren Verlauf der Psoriasis werden oft in der Kindheit gestellt. Neben genetischen Faktoren spielen dabei auch Umweltbedingungen und psychosoziale Einflüsse eine Rolle. Kinder, die auf dem Land aufwachsen, haben beispielsweise ein geringeres Risiko, später an Psoriasis zu erkranken. Umso wichtiger ist es, Kinder mit belastenden Erfahrungen frühzeitig zu erkennen und zu unterstützen – nicht nur, um die Haut, sondern auch die Seele zu schützen. Gerade hier würde die Zusammenarbeit zwischen Dermatologie, Psychotherapie und pharmazeutischer Beratung neue Chancen für eine ganzheitliche Versorgung eröffnen.
Bildquelle: Midjourney