Schluss mit Nebenwirkungen: Zwei neue Wirkstoffe könnten die Therapie multiresistenter Tuberkulose in Zukunft erträglicher machen. Sutezolid und Delpazolid im Check.
Wer Tuberkulose (TB) behandeln muss, kam in den letzten Jahren an Linezolid kaum vorbei – vor allem bei multiresistenter TB. Das Problem: Linezolid wirkt zwar, sorgt aber häufig für heftige Nebenwirkungen wie Anämie oder Nervenschäden. Jetzt zeigen zwei internationale Studien unter Leitung von Dr. Norbert Heinrich am LMU Klinikum München, dass es mit Sutezolid und Delpazolid echte Hoffnungsträger für weniger toxische Alternativen gibt.
Seit 2022 zählt Linezolid zur Standardtherapie (BPaLM-Regime) der WHO für multiresistente TB. Die Therapie dauert damit zwar nur noch sechs statt 18 Monate, aber die Kehrseite: Viele Patienten leiden langfristig unter den Nebenwirkungen. „Linezolid ist einfach zu giftig für viele. Wir brauchen sicherere Optionen“, fasst Studienleiter Heinrich zusammen.
Beide neuen Wirkstoffe gehören wie Linezolid zu den Oxazolidinonen, schneiden aber in Sachen Verträglichkeit deutlich besser ab. Das haben zwei Phase-IIb-Studien (SUDOCU und DECODE) gezeigt, in denen jeweils Sutezolid oder Delpazolid mit anderen TB-Medikamenten wie Bedaquilin, Delamanid und Moxifloxacin kombiniert wurden. Das Besondere: Diese Vierfach-Kombis kamen so erstmals zum Einsatz.
Die Ergebnisse überzeugen:
Beide Studien liefen unter dem Dach der PanACEA-Initiative mit Partnern aus Afrika und Europa. Die Publikation in The Lancet Infectious Diseases zeigt: Hier tut sich etwas! Für endgültige Dosisempfehlungen braucht es noch weitere, größere Studien – aber die Richtung stimmt.
Die Daten machen Hoffnung, dass Sutezolid und Delpazolid bald sicherere Alternativen zu Linezolid sein könnten – gerade für Patienten, die länger behandelt werden müssen. Der nächste Schritt: Mehr Forschung mit größeren Patientengruppen. Somit stehen zwei neue Wirkstoffe bereit, um den Dauerbrenner Linezolid mit weniger Kollateralschäden abzulösen. TB-Patienten könnten damit künftig durchatmen – im wahrsten Sinne des Wortes.
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