Schlechter Schlaf wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Was heiße Nächte riskant macht, welche Rolle Ernährung spielt und ob in Nickerchen eine Gefahr schlummert, lest ihr hier.
Guter Schlaf ist Gold wert. Das Geheimrezept für einen guten Schlaf ist zwar noch nicht entdeckt, doch liefert zumindest eine neue Studie aus den USA Hinweise darauf, dass der Weg zu einer erholsamen Nacht tagsüber am Esstisch beginnt. Das Forschungsteam fand heraus, dass ein hoher Verzehr von Obst und Gemüse mit deutlich besserem Schlaf in der darauffolgenden Nacht einhergeht.Insgesamt nahmen 34 junge Erwachsene an der Untersuchung teil, allesamt gesund, im Alter zwischen 20 und 49 Jahren und mit einem durchschnittlichen Body-Mass-Index (BMI). Die Teilnehmenden protokollierten über mehrere Tage hinweg genau, was sie aßen. Sie trugen am Handgelenk ein Aktigraphie-Gerät, das feinste Bewegungen im Schlaf registrierte und daraus den Sleep Fragmentation Index (SFI), ein Maß für nächtliche Wachphasen, berechnete.
Es zeigte sich ein überraschender Zusammenhang. Je mehr Obst und Gemüse die Probanden am Tag zu sich nahmen, desto mehr sank der SFI, desto weniger gestört war also der Schlaf. Durchschnittlich ging eine Erhöhung um fünf Portionen Obst und Gemüse mit einer rund 16 Prozent besseren Schlafqualität einher. Auch eine höhere Aufnahme von komplexen Kohlenhydraten wirkte sich positiv aus. Zucker zeigte hingegen keine erkennbaren Effekte. Selbst nach Bereinigung um Kalorienzahl und BMI blieb der positive Effekt bestehen. Entscheidend war also nicht, wie viel gegessen wurde, sondern was gegessen wurde.
Der Effekt könnte mit Mikronährstoffen aus der pflanzlichen Kost, wie Magnesium oder Tryptophan, erklärt werden. Einige Obst- und Gemüsesorten enthalten auch Melatonin, das maßgeblich an der Steuerung unseres Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt ist. Polyphenole und Ballaststoffe könnten durch ihre Wirkung auf die Darmflora und damit indirekt auf das Gehirn zur Verbesserung der Schlafqualität beitragen. Zu beachten ist allerdings, dass sich aus der Studie keine endgültigen Aussagen zur Kausalität ableiten lassen, da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt.
Dass hohe Temperaturen einer guten Nachtruhe nicht zuträglich sind, können die meisten Menschen bestätigen, die schon einmal eine tropische Nacht ohne Ventilator oder Klimaanlage durchlebt haben. Doch was, wenn nicht nur Schlafdauer und -qualität leiden, sondern auch die Atmung? Genau das zeigt eine neue groß angelegte Studie: Je wärmer die Umgebungstemperatur, desto häufiger und schwerer tritt obstruktive Schlafapnoe (OSA) auf. Ein Forschungsteam von der Flinders University in Australien nutzte Daten von über 116.000 Menschen aus verschiedensten Ländern weltweit, die einen intelligenten Schlafsensor unter ihrer Matratze installiert hatten. Insgesamt wurden über 62 Millionen Nächte analysiert. Die Forschenden verknüpften diese Daten mit den jeweiligen lokalen Außentemperaturen.
Das Ergebnis: An besonders heißen Tagen war die Wahrscheinlichkeit, in der folgenden Nacht an Schlafapnoe zu leiden, um rund 45 % höher als an kühleren Tagen. Auch die schweren Fälle nahmen deutlich zu. Besonders ausgeprägt war der Effekt in Europa und in Ländern mit niedrigerem Einkommen. Zudem waren vor allem Männer, Menschen mit höherem Körpergewicht und jene, die regelmäßig länger als sechs Stunden schlafen, betroffen. Der Temperaturanstieg durch den Klimawandel ist damit auch in dieser Hinsicht ein gesundheitlicher Risikofaktor. Der wärmebedingte Anstieg der Prävalenz der OSA im Jahr 2023 war Schätzungen zufolge mit einem Verlust über 788.000 gesunden Lebensjahren in 29 Ländern verbunden. Es entstand ein Produktivitätsverlust am Arbeitsplatz in Höhe von geschätzt 30 Milliarden US-Dollar.
Eine andere neue Studie wirft einen Schatten auf die mittägliche Siesta, wenn sie regelmäßig, lang oder besonders unregelmäßig ausfällt.Ein Forscherteam der Harvard Medical School und des Massachusetts General Hospital analysierte die Napping-Gewohnheiten von über 86.000 Menschen im Alter zwischen 43 und 79 Jahren. Jeder Teilnehmende trug dazu eine Woche lang ein Bewegungsmessgerät am Handgelenk, das genau registrierte, wann und wie lange die Person tagsüber schlief. Das Ergebnis erschrickt im ersten Moment: Pro Stunde mehr Mittagsschlaf stieg das Sterberisiko um etwa 20 %. Große Schwankungen in der Nickerchenlänge erhöhten das Risiko um 14 %, und wer regelmäßig zwischen 11 und 15 Uhr döste, hatte ein um rund 7 % erhöhtes Risiko im Vergleich zu anderen.
Dabei wurden Störfaktoren wie chronische Erkrankungen, Alkoholkonsum, BMI und Schlafverhalten in der Nacht herausgerechnet. Das bedeutet allerdings nicht, dass Nickerchen an sich schädlich oder gar tödlich sind. Aber sie könnten ein Frühwarnsignal für gesundheitliche Probleme sein. Wer regelmäßig und lange tagsüber schläft, könnte unter nicht diagnostizierten Schlafstörungen, Depression oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Der Mittagsschlaf ist dann eher ein Symptom als eine Ursache. Die Forschenden schlagen deshalb vor, Nickerchen künftig stärker in die medizinische Risikoabschätzung einzubeziehen.
Wer ab und zu einen kurzen Powernap macht, braucht keine Sorgen zu haben. Kritisch wird es, wenn der Mittagsschlaf zur regelmäßigen Flucht vor chronischer Ermüdung wird oder sich unkontrolliert über Stunden zieht. In solchen Fällen lohnt sich ein genauerer Blick auf den Nachtschlaf und die allgemeine Gesundheit. Wer fehlenden Nachtschlaf nicht mittags nachholen will, setzt auf das richtige Powerfood für eine gute Nachtruhe und hat einen weiteren Grund, über die Anschaffung einer Klimaanlage nachzudenken.
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