Kampf dem Zucker
Die ersten 1.000 Lebenstage – inklusive der Zeit im Mutterleib – haben in Sachen Ernährung viel Einfluss auf einen Menschen, erklärt Prof. Sandra Hummel bei der Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Hummel stellt die Ergebnisse einer Studie vor, die zeigt, wie stark sich eine übermäßige Zuckerzufuhr in den ersten 1.000 Tagen auf die langfristige Gesundheit auswirken kann. Untersucht wurden Personen, die bereits im Mutterleib und zum Teil auch in den ersten Lebensmonaten einer staatlich geregelten Zuckerrationierung in Großbritannien im Zweiten Weltkrieg ausgesetzt waren. Im Vergleich zu Personen, die dieser Rationierung nicht ausgesetzt waren, hatten sie im Erwachsenenalter ein deutlich geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck. In Zahlen: Das Risiko für Typ-2-Diabetes war um 35 % reduziert, das für Hypertonie um 20 %. Während der Rationierung lag die tägliche Zuckerzufuhr von Erwachsenen bei ca. 40 g pro Tag, was in etwa der Empfehlung der WHO entspricht. Nach Ende der Rationierung stieg der Konsum auf durchschnittlich 80 g an – vergleichbar mit dem heutigen durchschnittlichen Verzehr, auch bei Kindern. Ungefähr ein Drittel des gesundheitsschützenden Effekts konnte direkt auf die reduzierte Zuckerzufuhr während der Schwangerschaft zurückgeführt werden. Am stärksten war der Effekt jedoch bei Personen, die sowohl im Mutterleib als auch über die ersten sechs Lebensmonate hinaus von der Zuckerrationierung betroffen waren. Als mögliche Ursachen für die langfristigen Gesundheitsfolgen einer Überernährung in dieser ersten Lebensphase werden unter anderem epigenetische Veränderungen diskutiert. |