In der Region München wird gerade ein neues Bewertungsportal getestet. Patienten haben die Möglichkeit, Privatrezepte und privatärztliche Leistungen zu bewerten: ein sinnvolles Verfahren oder ein Schritt, um das Auseinanderdriften von GKV und PKV zu forcieren?
„Beurteilen Sie Ihre Apotheke online in zwei Minuten und erhalten Sie einen persönlichen Gutschein“: Entsprechende Werbezettel erhalten Kunden öffentlicher Apotheken momentan in München, falls sie Privatrezepte vorlegen. Was erwartet Patienten und Apotheker?
Hinter dieser Kampagne verbirgt sich PatientsBest: eine Firma, die gerade Testballons startet, um privatärztliche Leistungen zu evaluieren. Dazu gehört auch die Beratungsqualität in Apotheken bei Vorlage von Privatrezepten. Marktforscher interessieren sich zuallererst dafür, wie Kunden „die Breite der Produktauswahl (Medikamenten- und Naturheilkundesortiment, etc.)“ bewerten. Dann folgten Einschätzungen zum Servicegrad (Liefer- und Verleihservice, Gesundheitsvorträge, Wechselwirkungsprüfung) und zum Apothekenumfeld (Sauberkeit, Ambiente, Privatsphäre, Umgebung). PatientsBest will auch wissen, wie es sich mit Wartezeiten und Lieferzeiten verhält. Schließlich geht es um das „allgemeine Preisniveau“, um Beratung durch das Apothekenpersonal, um Freundlichkeit und um das Vertrauensverhältnis. Bleibt noch ein Resümee: „Würden Sie die Apotheke Ihren Freunden und Ihrer Familie empfehlen?“ Nach Abschluss erhalten Kunden per E-Mail einen Gutschein über 15 Euro für das nicht rezeptpflichtige Sortiment – einzulösen in der bewerteten Apotheke. Die Zuordnung ist über einen individuellen Code auf dem Handzettel möglich.
Aus Apothekersicht haben die Fragen kaum einen großen Mehrwert. Zentrale Leistungen wie Beratungsqualität, Medikationsmanagement respektive Wechselwirkungsprüfung werden nicht im Detail abgefragt. Und so gibt sich das Online-Tool mit Allgemeinplätzen rund um Preise, Sauberkeit oder Freundlichkeit zufrieden. Gerade in Leitbildzeiten wollen Inhaber den Mehrwert pharmazeutischer Leistungen herausarbeiten. Mit der aktuellen Befragung wird das kaum gelingen. Hinzu kommt, dass schwerpunktmäßig Privatpatienten um ihre Meinung gebeten werden. Das Gros kommt mit Kassenrezepten in die Apotheke vor Ort. Um Leistungen repräsentativ zu evaluieren, sollte hier keine Ausnahme gemacht werden.