Hoch- und Schweizerdeutsch mögen ähnlich klingen, sind aber zwei verschiedene Sprachen. Das kann zu Missverständnissen führen, wie diese Situation aus unserer Apotheke zeigt.
Hochdeutsch ist für Schweizer wie mich eine Fremdsprache. Das merkt man schon manchmal hier im Blog – noch mehr würde man es merken, wenn man mich reden hören könnte. Wie bei jeder Fremdsprache gibt es Übersetzungsfehler und gelegentlich Missverständnisse, wie zum Beispiel das folgende.
Ein junger Mann kommt in die Apotheke. Er steuert direkt auf die nächste Mitarbeiterin zu – unsere jüngste Auszubildende.
Mitarbeiterin: „Grüetzi, was dörf’s sy?“
Kunde: „Guten Tag. Aspirin, bitte, das zum Auflösen“.
Sie geht und kommt mit Aspirin-Brausetabletten und Aspirin-Granulat zurück.
Kunde: „Was ist da der Unterschied?“
Mitarbeitein (in Hochdeutsch): „Die hier (Brausetabletten) macht man in Wasser, die hier (Granulat) kommen direkt ins Maul …“
Kunde: „WAS?! Was haben Sie da gesagt? Wie reden Sie denn mit mir? Was fällt ihnen ein?!“
Hoppla! Die Mitarbeiterin ist vollkommen überrascht über den Ausbruch und weiß gar nicht, was sie sagen soll.
Das Problem: Offenbar hat ihr noch niemand gesagt, dass „Maul“ im Hochdeutschen nicht gerade ein netter Ausdruck ist und eher für Tiere als für Menschen gebraucht wird. Im Schweizerdeutsch dagegen sagt man öfters „Muul“ oder „Muël“, ohne es böse zu meinen.
Eine Kollegin kommt ihr zu Hilfe und erklärt dem Kunden das Missverständnis. Der will das allerdings nicht glauben. Lieber glaubt er wohl, dass die Mitarbeiterin ihn beleidigen wollte.
Übrigens: Auf der anderen Seite finden eine Menge Schweizer das deutsche „Tschüss!“ zum Abschluss eines Gesprächs seltsam. Das sagt man hier nämlich eigentlich nur zu jemandem, den man (gut) kennt – und duzt. Bei Kundenbegegnungen hingegen ist das etwas zu … persönlich.
Bildquelle: Midjourney