Europäische Erziehung: Jeder macht’s anders

Europäische Erziehung: Jeder macht’s andersItalienische Kinder bleiben lange wach, in Frankreich werden Hausaufgaben sofort gemacht, deutsche Eltern loben nicht. Lasst uns über europäische Erziehungstrends diskutieren.Ich habe im letzten Guardian Saturday einen schönen Artikel gefunden, der darüber berichtet, wie englische Familien in anderen Ländern in Europa zurechtkamen – vor allem mit dem Umgang mit Kindern in den verschiedenen Kulturen. Dabei berichteten Autoren sehr humorvoll und mit einem Augenzwinkern, welche Vor- und Nachteile die unterschiedliche Einstellung zum Schlafen, gemeinsamen Essen oder Hütetragen (!) mit sich bringen.Ich möchte hier versuchen, die Dos and Don’ts sinngemäß zu übersetzen und stelle sie gerne zur Diskussion. Klar finden sich viele Stereotypen und die deutschen Leser werden sagen „Ach was, so ist es doch gar nicht in Deutschland!“, aber können wir nicht alle etwas lernen aus dem Blick in andere Kulturen und ihrem Umgang mit den Kids? Viel Spaß!

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Italien

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Erinnert eure Kinder daran, dass Ältere respektiert werden sollten.
Seid entspannt, was die Schlafenszeiten angeht. Sie werden stattfinden, wenn sie stattfinden, und nicht auf Kosten der Mahlzeiten eingefordert.
Bezieht eure erweiterte Familie ein – so oft wie möglich.

Bitte lassen

Beim Abendessen nur auf Fertiggerichte setzen: Nehmt euch Zeit und kocht etwas Eigenes.
Gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie versäumen: Alles, was ihr esst, sollte gemeinsam gegessen werden.
Die Planung außerschulischer Aktivitäten übertreiben: Eure Kinder vom Schwimmunterricht zum Geigentraining zum Karate zu bringen, ist viel zu stressig und überhaupt nicht italienisch.

Frankreich

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Setzt klare Grenzen. Die Franzosen bevorzugen „le cadre“ – einen festen Rahmen, in dem Kinder wissen, was von ihnen erwartet wird und wo die Grenzen liegen.
Priorisiert die Mahlzeiten. Kinder sollen lernen, am Tisch zu sitzen und sich an Gesprächen zu beteiligen – kein Naschen, kein „Grasen“, also permanentes Essen.
Höflichkeit ist wichtig. Manieren sind wichtig. Kinder lernen, jedem Erwachsenen „Bonjour“, „Merci“ und „Au revoir“ zu sagen und ihm bei Bedarf die Hand zu schütteln oder einen Kuss auf die Wange zu geben, wenn angemessen.

Bitte lassen

Verhandeln: Eltern sind keine Gleichaltrigen. Die traditionelle französische Erziehung rät von endlosem Verhandeln oder der Überlassung von Entscheidungsbefugnissen an Kinder ab.
Überplanen von Aktivitäten: Französische Kinder haben typischerweise weniger außerschulische Aktivitäten und mehr unstrukturierte Freizeit als ihre britischen oder amerikanischen Altersgenossen.
Hausaufgaben schleifen lassen: Hausaufgaben haben in der Familie Priorität, werden direkt nach der Schule erledigt und ernst genommen, sogar in den ersten Grundschuljahren.

Deutschland

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Fördert die Unabhängigkeit: Erzieht eure Kinder so, dass sie sich selbst vertrauen und sicher fühlen. Sobald sie bereit sind, lasst los! Übernachtungen ab drei Jahren sind üblich.
Teilt euer Bett. Viele deutsche Eltern schlafen mit ihren Kindern im gemeinsamen Bett, oft in einem riesigen „Familienbett“, bis die Kinder etwa sechs oder sieben Jahre alt sind.
Bei jedem Wetter draußen sein. Und nicht nur für einen Spaziergang im Park: Krabbeln/Spielen im Sand, auf Gras, in Schlamm und Pfützen; Klettern auf Bäume von klein auf; auch bei Regen und Schnee.

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Schlaftraining ist absolut verpönt und das genaue Gegenteil davon, das emotionale Wohlbefinden des Kindes an erste Stelle zu setzen.
Loben: Man kann positiv sein („Ich sehe, du hast auf dem Bild viel Gelb verwendet – das gefällt mir“, zum Beispiel), solange es nicht in Übereifer abdriftet.

Island

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Behandelt beide Geschlechter gleich: Wenn euer Sohn seine Nägel wie seine Schwester lackieren möchte, dann macht es.
Spielt mit Bauklötzen: Baut Dinge, erfindet Spiele … ein einfacher Baukasten fördert die Fantasie eines Kindes besser als ein strukturiertes Spiel.
Seid euch eurer Sprache bewusst: Ihr könnt erdrückende Geschlechterstereotype ungewollt verstärken.

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Dem Kind Komplimente zum Aussehen machen: Es verstärkt die Vorstellung, dass das Aussehen der wichtigste Aspekt des Charakters ist.
Fehler ausradieren, sodass man sie nicht mehr sieht: Streicht sie einfach mit einem Strich durch und macht weiter. Getreu dem Motto: „Man kann Fehler nicht immer auslöschen. Es ist besser, sich ihnen zu stellen und weiterzumachen.“
Das Kind bestrafen: Eure Aufgabe als Eltern ist es, dem Kind zu helfen, zu lernen, wie es in schwierigen Situationen am besten reagiert, anstatt es zu beschämen.

Polen

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Schafft am Wochenende, besonders sonntags, Platz für ein großes Familienessen. Ladet so viele Generationen wie möglich ein, insbesondere Großeltern. Serviert Suppe, dazu Fleisch und Kartoffeln und sagt euren Kindern: „Ihr müsst die Kartoffeln nicht essen, esst einfach euer Fleisch!“
Helft den Kindern bei den Hausaufgaben. Obwohl gute Noten erwünscht sind: Am wichtigsten ist es, sich in der Schule anzustrengen.
Tragt eine Mütze! Eine Anweisung für Kinder, nicht für Eltern.

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Die Faulheit beim Kind fördern: Kinder sollten den Wert harter Arbeit respektieren.
Den Kindern überlassen, Grenzen zu setzen: Dies schließt Schlafens- und Bildschirmzeiten ein.

Diskussion erwünscht!Wer von euch kennt noch Erziehungsprinzipien aus anderen Ländern oder kann über das Großwerden in einer anderen Kultur berichten? Lest den Artikel im Guardian gerne nochmal nach – natürlich auf Englisch. Selbstredend lässt sich so manches nicht 1:1 übersetzen und die individuellen Erfahrungen der Autoren ist in jedem Fall eine Lektüre wert.
Bildquelle: Sandy Millar, Unsplash