Bei Staphylokokken gibt man Flucloxacillin, das lernt man schon im Studium. Aber ist das wirklich ein unumstößliches Gesetz? Eine Studie zeigt wirksame Alternativen auf. Spoiler: Es handelt sich um alte Bekannte.
„Eine Staphylococcus-aureus-Blutstrominfektion muss mindestens 14 Tage lang intravenös mit Flucloxacillin behandelt werden“ – so lernen es Medizinstudenten weltweit. Doch trifft diese Lehrmeinung tatsächlich zu? Müssen wir immer so lange intravenös therapieren? Und ist Flucloxacillin wirklich das beste Medikament?
Diesen und weiteren Fragen widmet sich die SNAP-Studie (Staphylococcus aureus Network Adaptive Platform), eine internationale, adaptive Plattformstudie. Sie untersucht verschiedene Therapieansätze bei Bakteriämien mit Staphylococcus (S.) aureus – darunter auch neue Strategien für Penicillin-sensible (PSSA), Methicillin-sensible (MSSA) und Methicillin-resistente (MRSA) Erreger. S. aureus-Bakteriämien sind schwerwiegende Infektionen, mit einer 30-Tage-Mortalität von bis zu 30 %. Weltweit führen sie jährlich zu über einer Million Todesfällen.
Die SNAP-Studie wird in Australien, Neuseeland, Singapur, Kanada, Israel, Südafrika, Europa und dem Vereinigten Königreich durchgeführt. Ihr innovatives Studiendesign ermöglicht es, mehrere Behandlungsarme gleichzeitig zu testen und je nach Zwischenanalyse neue Therapieoptionen aufzunehmen oder nicht wirksame Strategien frühzeitig zu beenden.Auf der ESCMID Global 2025 in Wien wurden nun erste Ergebnisse aus den Armen zu PSSA und MSSA vorgestellt – mit potenziell weitreichenden Konsequenzen für das klinische Management.
Bei PSSA wurde untersucht, ob Penicillin G i.v. eine mindestens gleichwertige – möglicherweise sogar bessere – Alternative zu (Flu)Cloxacillin ist. In der Per-Protocol-Population lag die 90-Tage-Mortalität bei 7,4 % unter Penicillin und bei 18,4 % unter (Flu)Cloxacillin. Zudem trat unter (Flu)Cloxacillin signifikant häufiger ein akutes Nierenversagen auf. Die Interpretation dieser Ergebnisse wird derzeit noch durch technische Unsicherheiten bei der Resistenztestung von Penicillin limitiert. Die Penicillin-Sensitivität ist bislang nicht überall standardisiert messbar, was eine breite Umsetzung aktuell noch erschwert.
Bei MSSA-Bakteriämien wurde Cefazolin mit (Flu)Cloxacillin verglichen. Die 90-Tage-Mortalität betrug hier 15 % unter Cefazolin und 17 % unter (Flu)Cloxacillin. Auch in der Subgruppe der Patienten mit Endokarditis zeigte sich ein Vorteil zugunsten von Cefazolin. Darüber hinaus gab es unter Cefazolin deutlich weniger Nebenwirkungen: Ein akutes Nierenversagen trat in 13,7 % der Fälle auf, im Vergleich zu 19,1 % unter Flucloxacillin.
Die aktuellen Ergebnisse der SNAP-Studie sprechen dafür, Cefazolin als neue Standardtherapie für MSSA-Blutstrominfektionen zu etablieren – auch bei komplizierten Verläufen wie Endokarditis. Für PSSA könnte Penicillin G eine effektive, nebenwirkungsärmere Alternative sein, sofern die diagnostische Methodik zur Resistenzbestimmung weiter standardisiert wird.
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