Sojabohne, Kakao, Lachs – sie alle sind reich an L-Tryptophan, das der Körper unter anderem zu Serotonin verstoffwechselt. Macht der Konsum also glücklich? Das wäre zu einfach.
L-Tryptophan gehört zu den essenziellen Aminosäuren. Das heißt, es ist für den menschlichen Körper wichtig, er kann es aber nicht selbst herstellen – weshalb es mit der Nahrung zugeführt werden muss. In der Natur kommen Aminosäuren in Proteinen fast ausschließlich in der L-Form vor. Diese Form ist für den menschlichen Stoffwechsel geeignet und wird vom Körper verwendet, um Proteine und andere wichtige Moleküle herzustellen. Der Körper benötigt L-Tryptophan, um daraus Serotonin, Melatonin und Nikotinsäure (Vitamin B3) herzustellen. Serotonin ist ein Neurotransmitter, der Wohlbefinden und Stimmung beeinflusst, während Melatonin für die Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich ist.
L-Tryptophan ist in proteinhaltigen Lebensmitteln wie Milchprodukten, Eiern, Nüssen und Sojabohnen enthalten. Der Tryptophanbedarf wird in der Regel über die Nahrung gedeckt. Ein Mangel an Tryptophan kann jedoch zu seltenen Erkrankungen wie der Hartnup-Krankheit führen. Das ist eine seltene genetische Stoffwechselstörung, die durch eine gestörte Aufnahme bestimmter Aminosäuren – vor allem Tryptophan – im Darm und in den Nieren gekennzeichnet ist. Das kann zu Symptomen wie Hautausschlägen, neurologischen Problemen und psychischen Störungen führen.
L-Tryptophan wird häufig in Form von Nahrungsergänzungsmitteln verwendet, um Schlafstörungen, Depression und Angstzustände zu behandeln. Am Glas Milch vor dem Einschlafen ist übrigens auch was dran, da Milch L-Tryptophan enthält.
Es gibt Hinweise darauf, dass L-Tryptophan und seine Abbauprodukte, insbesondere 5-Hydroxytryptophan (5-HTP), wirksam sein können, um depressive Symptome zu lindern. In einer Cochrane-Übersichtsarbeit wurden zwei Studien gefunden, die aufzeigten, dass L-Tryptophan bei der Behandlung von Depressionen wirksamer als ein Placebo ist. Allerdings war die Evidenz aufgrund der begrenzten Anzahl und der Qualität der Studien nicht ausreichend, um daraus aussagekräftige Schlussfolgerungen zu ziehen.
Die Anwendung von L-Tryptophan kann Nebenwirkungen wie Schwindel, Kopfschmerzen und eine mögliche Lichtempfindlichkeit verursachen. Es darf außerdem nicht zusammen mit Arzneimitteln eingenommen werden, die den Serotoninspiegel beeinflussen, wie MAO-Hemmer oder Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.
Auch überdosieren sollte man L-Tryptophan nicht, da sonst das Risiko eines Serotoninsyndroms erhöht wird. Das Serotoninsyndrom ist eine potenziell lebensbedrohliche Reaktion des Körpers auf eine übermäßige Menge von Serotonin. Beim Serotoninsyndrom kann es zu verschiedenen Symptomen kommen: Verwirrtheit, krankhafte Unruhe, psychische Veränderungen, Schwitzen, Übelkeit, Zittern, Muskelzuckungen, Herzrasen und Schüttelfrost.
Leichte Verlaufsformen des Serotoninsyndroms bemerkt man meistens nicht, schwere können auch tödlich verlaufen. Bemerkt man solche Symptome bei sich, sollte man seinen Arzt oder seine Ärztin aufsuchen. Mein Fazit: L-Tryptophan ist eine interessante Verbindung. Wie immer wird weitere Forschung zeigen müssen, was sie wirklich leisten kann.
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