Meist harmlos, aber immer lästig: schuppende Kopfhaut. Was regeneriert das Kopfhautklima am besten? Wie euren Patienten die Schuppen nicht über den Kopf wachsen und welche Rolle das Darmmikrobiom dabei spielt, lest ihr hier.
Obwohl fast jeder dritte Erwachsene von Schuppen, medizinisch als Pityriasis simplex capillitii bezeichnet, betroffen ist, ranken sich noch immer zahlreiche Mythen um die schuppende Kopfhaut: trockene Haut? Falsches Shampoo oder gar mangelnde Hygiene? Zeit, sich dem Thema einmal näher zu widmen.
Kopfhautschuppen sind ein weit verbreitetes Phänomen, besonders in der kalten Jahreszeit. Etwa 30 % der Frauen und 20 % der Männer sind zumindest zeitweise betroffen. Typisch sind feine, weiße Abschilferungen, die auf die Schultern rieseln, begleitet von Juckreiz. Das Phänomen entsteht durch eine beschleunigte Zellerneuerung der Kopfhaut, wobei sich abgestorbene Hautzellen lösen und sichtbar werden.
Zu unterscheiden sind trockene und fettige Schuppen. Trockene Schuppen sind klein, weiß und rieseln leicht von der Kopfhaut. Sie entstehen meist durch äußere Reize wie trockene Heizungsluft, heißes Föhnen oder austrocknende Pflegeprodukte. Auch Hautkrankheiten wie Schuppenflechte können eine Rolle spielen.
Fettige Schuppen dagegen sind größer, gelblich, ölig und klebrig. Sie entstehen bei vermehrter Talgproduktion und haften an der Kopfhaut. Das Problem verstärken kann der Hefepilz Malassezia furfur, der bei Betroffenen vermehrt vorkommt. Das Immunsystem reagiert auf die übermäßige Besiedelung gereizt, die Hautbarriere wird brüchig – und als Folge löst sich die oberste Schicht der Kopfhaut schneller ab, als sie sollte. Das Ergebnis: Juckreiz, Irritation und eben sichtbare Schuppen.
Schuppen entstehen meist durch harmlose Ursachen, können aber auch krankheitsbedingt sein. Hormonschwankungen – etwa in der Pubertät oder den Wechseljahren – beeinflussen die Talgproduktion und fördern so fettige oder trockene Schuppen. Eine trockene Kopfhaut kann die Schuppenbildung begünstigen, da der Mangel an Feuchtigkeit zu Reizungen und verstärktem Zellumsatz führt.
Darüber hinaus kann eine übermäßige Talgproduktion das Wachstum bestimmter Hefepilze fördern und so ebenfalls zur Entstehung von Schuppen beitragen. Es mit der Hygiene zu übertreiben, ist keine Lösung. Übermäßige Haarpflege, vor allem wenn auch noch entfettende Shampoos verwendet werden, stressen die Kopfhaut und können Schuppen begünstigen. Zu den häufigsten Hauterkrankungen mit Schuppenbildung zählen Psoriasis, seborrhoisches Ekzem, atopisches Ekzem und Kontaktallergien.
Wenn Schuppen da sind, stellt sich die Frage, wie man sie schnell wieder los wird. Zur Selbstbehandlung bei „normalen“ Schuppen empfiehlt sich die regelmäßige Anwendung eines Anti-Schuppen-Shampoos. In Apotheken und Drogerien sind verschiedene Formulierungen erhältlich, die meist einen Wirkstoff wie Selendisulfid, Ketoconazol, Polidocanol oder Pirocton-Olamin, oft in Kombination mit Salicylsäure enthalten. Die Produkte wirken antimykotisch, entzündungshemmend oder keratolytisch. Patienten wenden sie über mindestens einen Monat an, um die Wirksamkeit beurteilen zu können. Für die Daueranwendung sind sie jedoch nicht geeignet, da sie die Kopfhaut austrocknen können.
In einigen Fällen ist es notwendig, verschiedene Produkte auszuprobieren, um das individuell am besten verträgliche und wirksame Shampoo zu finden. Sollten nach einem Monat weiterhin Beschwerden bestehen, sich verschlimmern oder zeigen sich zusätzlich Rötungen, Schwellungen oder schuppende Hautstellen auch außerhalb der Kopfhaut, könnte eine Hauterkrankung wie beispielsweise eine seborrhoische Dermatitis oder Psoriasis vorliegen. Dann ist zunächst einmal die zugrundeliegende Erkrankung zu behandeln.
Vielleicht ist die Lösung bei Schuppen auch nicht nur auf der Kopfhaut zu suchen, sondern auch im Darm? Probiotika haben auf den ersten Blick nichts mit der Kopfhaut zu tun – auf den zweiten dann aber doch erstaunlich viel.
Eine Meta-Analyse aus 2024 zeigt, dass Probiotika nicht nur Darmflora und Immunsystem beeinflussen, sondern auch positive Effekte auf Haut und Haar haben. In Tiermodellen und klinischen Studien konnten Forscher beobachten, dass bestimmte probiotische Stämme, darunter Bifidobacterium lactis (B. lactis), Lactobacillus plantarum (L. plantarum) und Lactobacillus paracasei (L. paracasei), Entzündungen reduzieren, das Hautmikrobiom ausbalancieren und sogar das Wachstum nützlicher Hautbakterien fördern. In zwei klinischen Studien besserten sich Kopfhautschuppen durch eine Probiotika-Therapie.
Die Erklärung liegt in der sogenannten „Haut-Darm-Achse“. Unsere Mikroorganismen im Darm stehen in engem Kontakt mit dem Immunsystem und das wiederum kommuniziert mit Haut und Haar. Entstehen im Darm Ungleichgewichte, kann das über entzündliche Botenstoffe auch die Kopfhaut betreffen. Probiotika wirken hier wie kleine Friedensstifter, die nicht nur im Darm, sondern auch auf der Haut wieder Ordnung schaffen. Die Haare mit Joghurt zu waschen, wäre jedoch zu simpel. Zwar stammt die ursprüngliche Idee der Probiotika-Therapie von Milchsäurebakterien aus fermentierten Lebensmitteln, doch die effektiven Stämme in den Studien waren meist gezielt ausgewählte, hochkonzentrierte Mikroorganismen und wurden als Kapsel, Ampulle oder in Form eines Shampoos verabreicht.
Die Zukunft der Hautpflege könnte also auch im Mikrobiom liegen. Noch fehlen größere, standardisierte Studien mit klar definierten Bakterienstämmen und Dosierungen. Das Konzept jedenfalls spricht an: Denn wer möchte schon chemische Keulen auf dem Kopf anwenden, wenn es auch mit guten Mikroben geht?
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