Die bvmd hat zwei neue Positionspapiere erarbeitet, in denen sie sich für eine Stärkung der Allgemeinmedizin ausspricht. Sie attestiert der Allgemeinmedizin eine Längsschnittfähigkeit und -notwendigkeit und sieht finanziellen Nachholbedarf.
In den beiden Positionspapieren „Longitudinale Einbindung der Allgemeinmedizin in das Medizinstudium“ und „Verbesserung der allgemeinmedizinischen Weiterbildung“ empfiehlt die bvmd eine longitudinale Einbettung des Fachs Allgemeinmedizin in das Medizinstudium, um eine wissensangepasste und kompetenzorientierte Lehre über einen großen Zeitraum zu gewährleisten. Im Gegensatz zu vielen anderen Fächern sei das Fach der Allgemeinmedizin durch die Vielfältigkeit der Behandlungsanlässe und die vielen Schnittpunkte mit anderen Teilbereichen der Medizin aus Sicht der bvmd besonders schlecht als fester Block abzubilden. Man sei ferner von der Längsschnittfähigkeit und auch -notwendigkeit der Allgemeinmedizin überzeugt, so die bvmd-Verantwortlichen. „Eine longitudinale Integration allgemeinmedizinischer Lehre über weite Teile des gesamten Medizinstudiums im Sinne einer Lehr- und Lernspirale bietet die Chance, Studierende, systematisch an ihren aktuellen Wissensstand angepasst, an bestimmte Untersuchungstechniken und -formen heranzuführen und insbesondere die Langzeitbetreuung von Patienten zu vermitteln“, so Marcel Tiedge, stellvertretender Bundeskoordinator für Medizinische Ausbildung. Zusätzlich sehe man die Notwendigkeit, die allgemeinmedizinische Weiterbildung attraktiver zu gestalten. Auch durch die Rahmenbedingungen in der Weiterbildung könne ein Fachwunsch geprägt oder verworfen werden. So erführen Ärzte in Weiterbildung (ÄIW) im obligaten ambulanten Weiterbildungsabschnitt häufig finanzielle Einbußen, wodurch die Wahl des Faches Allgemeinmedizin für Studierende weniger attraktiv werde.
Die bvmd fordere daher, dass die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in der selben Höhe vergütet werde wie andere Weiterbildungen auch. „Dazu sehen wir die Notwendigkeit, den Initiativprogramm Allgemeinmedizin (IPAM)-Förderbetrag auf das Mittel der tariflichen Vergütung im Krankenhaus anzuheben und ihn jährlich anzupassen“, sagt Pascal Nohl-Deryk, Bundeskoordinator für Gesundheitspolitik der bvmd. Die bvmd fordere, ebenso wie die Junge Allgemeinmedizin Deutschland, dass allen ÄIW zum geplanten Stellenbeginn eine IPAM-Förderung für die gesamte Dauer ihrer Weiterbildung zur Verfügung stehen müsse. Dies müsse bereits im Voraus feststehen, um den jungen ÄIW eine lückenlose Weiterbildung zu ermöglichen und Planungssicherheit zu geben. Gleichzeitig begrüße man Koordinierungsstellen und universitär angebundene Kompetenzzentren für die allgemeinmedizinische Weiterbildung. Aus Sicht der bvmd liegt es an den politischen und finanziellen Weichenstellungen, die Attraktivität des Faches Allgemeinmedizin sowohl im Medizinstudium zu fördern als auch in der Weiterbildung zu erhalten, damit sich ausreichend Medizinstudierende nach ihrem Studium für diesen Weg entscheiden.