Nagellack, Gel- und Acrylnägel gehören für viele zur regelmäßigen Schönheitsroutine. Dabei liegen die potenziellen Gesundheitsrisiken auf der Hand. Worauf Apotheker und Ärzte achten sollten.
Viele Handprodukte enthalten eine ganze Palette von Chemikalien, darunter Formaldehyd, Toluol, Benzol, Phthalate und (Meth)Acrylate. Diese Substanzen können gesundheitliche Beschwerden auslösen – von leichten Atemwegsreizungen bis hin zu ernsteren Folgen wie Asthma oder Fruchtbarkeitsproblemen.
Besonders kritisch sind (Meth-)Acrylate, die häufig in Gel- und Acrylnägeln sowie Nagelklebern vorkommen. Diese verursachen nicht selten eine allergische Kontaktdermatitis mit unangenehmen Symptomen wie Juckreiz, Bläschenbildung und Hautrissen. Überraschend ist dabei, dass selbst als „non-toxic“, beziehungsweise „ungiftig“ deklarierte Produkte oft noch Formaldehyd oder Toluol enthalten.
Die allergische Kontaktdermatitis ist eine der häufigsten unerwünschten Wirkungen bei Nagelprodukten. Besonders betroffen sind Angestellte in Nagelstudios, die regelmäßig und intensiv mit diesen Stoffen in Berührung kommen. Neuere Studien zeigen, dass viele dieser allergieauslösenden Stoffe nicht einmal in Standard-Allergietestungen erfasst werden. Ärzte und Apotheker sollten deshalb bei wiederkehrenden Hautproblemen an Händen und Gesicht gezielt nach der Anwendung von Nagelprodukten fragen.
Neben allergischen Reaktionen bergen manche Nagelprodukte weitere Risiken; dazu zählen Infektionen, chemische Verbrennungen und Schäden durch UV-Lampen, die zum Aushärten von Gel-Nägeln eingesetzt werden. Insbesondere die regelmäßige Inhalation von Dämpfen und Aerosolen kann nicht nur akute Reizungen verursachen, sondern auch langfristige neurologische Schäden nach sich ziehen. Eine gute Belüftung oder spezielle Absaugvorrichtungen können diese Risiken erheblich reduzieren.
Ein bisher oft unterschätzter Aspekt ist die UV-Exposition bei der Anwendung von Gel-Nägeln. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass die Aushärtung unter UVA- oder LED-Lampen zu einer potenziell schädlichen UV-Belastung der Haut führen kann – insbesondere bei häufiger Anwendung und unzureichendem Hautschutz. Langfristig wird eine erhöhte Hautkrebsgefahr diskutiert. Empfohlen werden daher UV-schützende Handschuhe mit offenen Fingerspitzen oder das Auftragen von Sonnenschutzmittel auf die Hände vor der Behandlung. Auch die Wahl von Geräten mit reduzierter Expositionszeit kann zur Risikominimierung beitragen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass manche Nagellacke geringe Mengen an Schwermetallen wie Blei und Cadmium enthalten können – in der Regel jedoch in Konzentrationen, die unterhalb gesundheitlich bedenklicher Grenzwerte liegen. Ein größeres Problem stellt die regelmäßige Belastung mit Weichmachern wie Phthalaten und Triphenylphosphat (TPhP) dar, die besonders im Arbeitsalltag von Nagelstudio-Mitarbeitern relevant ist. Diese Stoffe reichern sich auf der Haut an und gelangen über die Atemwege in den Körper.
Um sich vor schädlichen Einflüssen zu schützen, sind einfache Maßnahmen oft sehr effektiv: das Tragen von Schutzhandschuhen, regelmäßiges Lüften, gezielte Absaugung von Dämpfen und die Wahl möglichst schadstoffarmer Produkte. Apotheker können hier gezielt beraten und auf Alternativen hinweisen, Ärzte sollten im Rahmen ihrer Anamnese das Thema Nagelpflege aktiv ansprechen.
Eine weitere Frage, die speziell im medizinischen und wissenschaftlichen Bereich diskutiert wird, betrifft die Hygiene von Gelnägeln. Aktuelle Studien zeigen allerdings, dass bei kurzer Nagellänge (≤2 mm) Gelnägel keine erhöhte bakterielle Belastung gegenüber natürlichen Nägeln darstellen. Teilweise ist die Keimzahl nach gründlicher Händedesinfektion sogar niedriger. Schwierigkeiten können jedoch auftreten, wenn Nägel länger getragen und schlechter gereinigt werden. Insgesamt gilt: Bei kurzen, gepflegten Gelnägeln besteht derzeit kein erhöhtes hygienisches Risiko.
Gerade zur Reisezeit lohnt sich ein Blick über die Landesgrenzen hinaus. Während Nagelprodukte in Deutschland und der EU vergleichsweise streng reguliert sind, unterscheiden sich die Vorschriften in anderen Ländern je nach Region und Regulierungsstandard. In China beispielsweise greifen mit der Cosmetic Supervision and Administration Regulation (CSAR) inzwischen umfassendere Vorschriften zur Produktsicherheit.
In südostasiatischen Ländern hingegen, wo die Umsetzung der ASEAN Cosmetic Directive uneinheitlich erfolgt, besteht weiterhin Unsicherheit über die Einhaltung internationaler Standards. Verbraucher, die im Ausland kosmetische Behandlungen in Anspruch nehmen, sollten sich der möglicherweise abweichenden gesetzlichen Vorgaben bewusst sein. Eine informierte Entscheidung und kritische Prüfung der hygienischen Bedingungen vor Ort können helfen, unnötige Risiken zu vermeiden.
Nagellacke und Handkosmetika sind nicht per se gefährlich – doch insbesondere die berufliche oder regelmäßige intensive Nutzung birgt erhebliche Risiken. Ärzte und Apotheker spielen hier eine Schlüsselrolle: Durch gezielte Aufklärung, individuelle Beratung und wirksame Präventionsmaßnahmen können gesundheitliche Folgen weitgehend vermieden werden. Schönheit muss nicht zu Lasten der Gesundheit gehen, wenn die richtigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.
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