Die Sommer werden heißer – und für viele wird das zur Herausforderung. Besonders Menschen mit starkem Übergewicht sind durch hohe Temperaturen gesundheitlich gefährdet.1 Während der Hitzewelle 2003 war das Sterberisiko bei Übergewichtigen doppelt so hoch wie bei Menschen mit Normalgewicht.2
Was steckt dahinter, und wie können sich Betroffene schützen?
Der menschliche Körper hält seine Temperatur durch verschiedene Mechanismen stabil – vor allem durch Schwitzen und die Erweiterung von Blutgefäßen an der Hautoberfläche. So kann überschüssige Wärme an die Umgebung abgegeben werden.3 Bei Menschen mit Übergewicht oder Adipositas sind diese Prozesse jedoch oft eingeschränkt: Eine dickere subkutane Fettschicht wirkt isolierend und erschwert die Wärmeabgabe über die Haut. Hinzu kommt, dass durch einen erhöhten Grundumsatz und stoffwechselaktives Fettgewebe häufig mehr Wärme produziert wird als bei normalgewichtigen Personen.4
All diese Faktoren führen dazu, dass mehr Wärme erzeugt, aber weniger effektiv abgegeben wird – eine Kombination, die den Körper bei Hitze schneller überlastet.
Hohe Temperaturen wirken sich nicht nur auf die Wärmeabgabe, sondern auch auf den Energieverbrauch des Körpers aus. Die sogenannte adaptive Thermogenese – also die Anpassung der Wärmeproduktion zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur – nimmt bei Hitze ab, weil weniger körpereigene Wärmeerzeugung nötig ist. Da sie rund 10 % des Gesamtenergieverbrauchs ausmacht, kann das zu einem messbaren Rückgang des Kalorienverbrauchs führen.2
Zudem meiden viele Menschen bei großer Hitze körperliche Aktivität – aus nachvollziehbaren Gründen. So entsteht ein ungünstiger Kreislauf: weniger Bewegung, weniger Wärmeproduktion, geringerer Energieverbrauch – und auf lange Sicht eine mögliche Gewichtszunahme.2
Auch für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 stellt Hitze ein zusätzliches Risiko dar, da sie den Insulinbedarf und die Insulinwirkung auf verschiedene Weise beeinflussen kann. Der Flüssigkeitshaushalt kann schnell aus dem Gleichgewicht geraten – besonders bei älteren Patientinnen und Patienten, bei denen das Durstgefühl nachlässt. Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr kann die Blutzuckerwerte erhöhen. Wenn der Blutzucker ansteigt, scheidet der Körper den Zucker über den Urin aus, was zu weiterem Flüssigkeitsverlust führt und einen “Teufelskreis” von Dehydration verstärken kann.5,6 Gleichzeitig kann Hitze auch zu Blutzuckerschwankungen führen. Hohe Temperaturen beschleunigen den Blutfluss, was dazu führt, dass gespritztes Insulin schneller in den Körperkreislauf gelangt und schneller wirkt. Ohne entsprechende Anpassung der Insulinmenge kann dies zu einer Unterzuckerung führen.7
Außerdem stellt die richtige Lagerung von Insulin und Messgeräten im Sommer eine zusätzliche Herausforderung dar.1,5
Wer von Adipositas und/oder Diabetes mellitus Typ 2 betroffen ist, sollte besonders achtsam sein, wenn die Temperaturen steigen. Folgende Maßnahmen können unterstützen:1
Auch der Umgang mit Medikamenten erfordert im Sommer besondere Aufmerksamkeit:
Die Kombination aus steigenden Temperaturen, eingeschränkter Wärmeregulierung und chronischen Vorerkrankungen wie Adipositas und Diabetes ist ernst zu nehmen. Doch mit Aufmerksamkeit, rechtzeitiger Anpassung und einem kühlen Kopf lässt sich viel für die eigene Gesundheit tun – auch an heißen Tagen. Nutzen Sie die ersten Sommertage als Anlass, Ihre Patientinnen und Patienten für den richtigen Umgang mit Hitze zu sensibilisieren – und gemeinsam vorbeugende Strategien zu entwickeln, die den Sommer erträglicher und gesünder machen.