In Sachen Parkinson-Therapie ist noch Luft nach oben. Was aber, wenn man die verlorenen Nervenzellen einfach ersetzt? Studien zeigen: Das könnte bald möglich sein.
Die Bewegungen werden langsamer und mühsamer, die Hände fangen an zu zittern und die Muskeln werden steif – so äußern sich die motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit. Den Symptomen liegt ein Absterben von Dopamin-produzierenden Nervenzellen zugrunde. Dopamin hat im zentralen Nervensystem verschiedene Aufgaben; unter anderem sorgt es für eine reibungslose Planung und Umsetzung von Bewegungsabläufen. Kommt es durch das Absterben der entsprechenden Nervenzellen zu einem Dopaminmangel, sind Bewegungsstörungen die Folge.
Der wichtigste Therapieansatz ist bislang der Ersatz des eingebüßten Dopamins. Das häufig eingesetzte Levodopa ist eine Vorstufe, aus der im Körper Dopamin hergestellt wird. Daneben werden häufig Dopamin-Agonisten eingesetzt, die die Funktion des Dopamins im zentralen Nervensystem simulieren, indem sie an Dopamin-Rezeptoren andocken und diese aktivieren. Durch diese Therapiemaßnahmen bekommt man die motorischen Symptome häufig über einige Jahre gut in den Griff.
Im Krankheitsverlauf nimmt die Wirksamkeit der Medikamente jedoch oft ab, da weitere Nervenzellen absterben und es immer schwieriger wird, einen konstanten Dopaminspiegel aufrechtzuerhalten. Daher wird nach Möglichkeiten gesucht, eine Stufe höher in der Krankheitsentstehung einzugreifen. Kann man die abgestorbenen Dopamin-produzierenden Nervenzellen direkt ersetzen, statt den Dopaminmangel künstlich auszugleichen?
Pluripotente Stammzellen, die seit einiger Zeit auch künstlich hergestellt werden können, machen das möglich: Zwei aktuelle Studien, deren Ergebnisse zeitgleich in Nature veröffentlicht wurden, haben den Einsatz dieser Zellen in der Parkinson-Therapie untersucht – mit vielversprechenden Ergebnissen.
„Pluripotent“ bedeutet übersetzt „zu vielem fähig“. Diese Zellen können sich teilen und je nachdem, mit welchen Signalstoffen man sie stimuliert, verschiedene Zelltypen hervorbringen. Diese Eigenschaft macht sie besonders wertvoll für die medizinische Forschung. Das Problem: Diese Zellen kommen natürlicherweise nur im Embryo in einem sehr frühen Stadium vor. Diese Tatsache bringt nicht nur einen großen Aufwand bei der Herstellung, sondern auch ethische Fragen mit sich. Seit einiger Zeit gelingt es Forschern, pluripotente Stammzellen auch künstlich aus anderen menschlichen Zellen herzustellen.
Für diesen Durchbruch in der Stammzellforschung wurde 2012 sogar der Medizin-Nobelpreis verliehen. Die künstlich hergestellten pluripotenten Stammzellen bieten verschiedene Vorteile:
Noch ist keine Stammzelltherapie gegen Parkinson zugelassen. Doch die aktuellen Studien liefern einen wichtigen Beweis: Zelltransplantationen können sicher durchgeführt werden – und erste Patienten profitieren bereits davon. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, wäre das ein Paradigmenwechsel in der Parkinson-Therapie. Neben einer Symptomlinderung könnten dann sogar verlorene Funktionen wiederhergestellt werden.
Sawamoto et al.: Phase I/II trial of iPS-cell-derived dopaminergic cells for Parkinson's disease. Nature, 2025. doi: 10.1038/s41586-025-08700-0.
Tabar V et al.: Phase I trial of hES cell-derived dopaminergic neurons for Parkinson's disease. Nature, 2025. doi: 10.1038/s41586-025-08845-y
Bildquelle: erstellt mit Midjourney