ASCO 2025: Unsere Top 5

ASCO 2025: Unsere Top 5Auch in diesem Jahr wartete der US-amerikanische Kongress wieder mit einigen practice-changing Studien auf. Insbesondere die gastrointestinale Onkologie stand im Mittelpunkt – hier sind die Highlights unseres Experten.

ATOMIC – Immuntherapie in der Adjuvanz des Kolonkarzinoms Stadium III mit MSI-high

Die ATOMIC-Studie wurde als erste in der renommierten Plenary Session vorgestellt. In dieser auch unter deutscher Beteiligung durchgeführten Studie wurde untersucht, ob Patienten mit einem resezierten Kolonkarzinom im Stadium III und hochgradiger Mikrosatelliteninstabilität (MSI-high) davon profitieren, wenn die adjuvante Chemotherapie um den Checkpointinhibitor Atezolizumab ergänzt wird. Tatsächlich zeigte sich im experimentellen Arm ein deutlicher Vorteil im dreijährigen krankheitsfreien Überleben (DFS) von 86,4 % vs. 76,6 % mit einem um 50 % reduzierten relativen Risiko (HR 0,5) gegenüber alleiniger Chemotherapie. Auf Grundlage dieser Daten wird die Kombination aus Chemo- und Immuntherapie zum neuen Standard in der adjuvanten Behandlung dieses Patientenkollektivs – und immerhin 10–15 % aller Patienten mit Darmkrebs weisen eine MSI-high auf.

CHALLENGE – Strukturiertes körperliches Training nach adjuvanter Chemotherapie beim Kolonkarzinom

Auch die CHALLENGE-Studie sorgte für Aufsehen in der Adjuvanz des Kolonkarzinoms. In dieser randomisierten Studie wurde untersucht, inwiefern ein strukturiertes, körperliches Trainingsprogramm nach Abschluss der adjuvanten Chemotherapie das Rezidivrisiko beeinflusst. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von fast 8 Jahren war das relative Risiko in Bezug auf das krankheitsfreie Überleben (DFS; hier definiert als das Nicht-Auftreten von Rezidiv, Tod oder neuerlicher Krebserkrankung) gegenüber Patienten, die nur Informationen über körperliche Betätigung erhalten hatten, um 28 % gemindert (HR 0,72, p = 0,02). Ebenfalls verbessert waren das 5-Jahres-DFS (80,3 % vs. 73,9 %) sowie das 8-Jahres-Gesamtüberleben (90,3 % vs. 83,2 %). Die Studiendaten wurden parallel zum Vortrag im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

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BREAKWATER – Erstlinientherapie des BRAF-mutierten Kolonkarzinoms

Das BRAF-mutierte Kolonkarzinom stellt eine besonders aggressive Unterform des Darmkrebses dar, die etwa 10 % aller metastasierten Erkrankungen betrifft. In der Erstlinienbehandlung war bislang eine Kombination aus Chemotherapie und dem VEGF-Antikörper Bevacizumab etabliert. Auf Grundlage der 2019 veröffentlichten BEACON-Studie hatte sich bereits in späterer Therapielinie eine gezielte Therapie mit Cetuximab + Encorafenib (EC) etabliert. Die BREAKWATER-Studie untersuchte diese Kombination nun in der Erstlinientherapie, entweder allein oder in Kombination mit dem Chemotherapie-Regime FOLFOX, vs. Standardbehandlung. Hierbei zeigte sich für die Kombination aus EC + FOLFOX zum jetzigen Zeitpunkt bereits eine deutliche Verbesserung des medianen progressionsfreien Überlebens (PFS) von 12,8 vs. 7,1 Monaten (HR 0,53, p < 0001), die sich auch auf das Gesamtüberleben (OS) überträgt (30,3 vs. 15,1 Monate, p < 0,001). Somit wird die EC + FOLFOX-Kombination zum neuen Erstlinien-Standard in der Behandlung des metastasierten BRAF-mutierten Kolonkarzinoms.

SERENA-6 – ctDNA-gesteuerte Behandlung des fortgeschrittenen HR+/HER2-Mammakarzinoms

In der Therapie des hormonrezeptorpositiven Mammakarzinoms stellt eine ESR1-Mutation (ESR1m) die häufigste erworbene Ursache einer Resistenz gegenüber Aromataseinhibitoren in der ersten Therapielinie dar. In dieser Situation wird in der Regel eine Therapieumstellung, z. B. auf einen selektiven Östrogenrezeptor-Degrader (SERD) notwendig. Die SERENA-6-Studie untersuchte nun randomisiert und placebo-kontrolliert, ob der frühzeitige Nachweis einer ESR1-Mutation aus dem Blut via Testung auf zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) und die darauf beruhende Therapieumstellung auf den SERD Camizestrant für Patientinnen einen Vorteil bringt. Mehr als 3.000 Patientinnen wurden im Rahmen dieser Studie alle 2–3 Monate auf das Vorliegen einer ESR1m untersucht, 315 schlussendlich bei ctDNA-, aber auch ohne bildgebenden Nachweis eines Krankheitsprogresses zu entweder Camizestrant + CDK4/6-Inhibitor + Placebo oder vice versa randomisiert. Es konnte gezeigt werden, dass durch eine ctDNA-gesteuerte Umstellung auf Camizestrant eine signifikante und bedeutsame Verbesserung des medianen PFS erreicht wird (16,0 vs. 9,2 Monate, HR 0,44, p < 0,00001).

Weitere Studien in Kürze:

CASSANDRA: In der prä-operativen Behandlung des resektablen oder borderline-resektablen Pankreaskarzinoms zeigt sich unter der Kombinationschemotherapie PAXG (Capecitabin, Cisplatin, Gemcitabin, nab-Paclitaxel) gegenüber dem etablierteren mFOLFIRINOX (5-FU, Oxaliplatin, Irinotecan) eine signifikante Verbesserung des ereignisfreien Überlebens (EFS) nach 3 Jahren (30 % vs. 14 %, HR 0,66, p = 0,005). Auch die OS-Daten sind vielversprechend, aber noch unreif (37,3 vs. 26 Monate, HR 0,7).

LBA2000: Die Hinzunahme des Tyrosinkinaseinhibitors Anlotinib zur Standard-Erstlinientherapie des Glioblastoms nach dem STUPP-Schema (Temozolomid + Radiotherapie) verbessert signifikant das PFS (9,9 vs. 5,9 Monate, HR 0,59, p = 0,0043) mit einer Ansprechrate von 17 % vs. 5 % und noch ausstehenden OS-Daten.

DeLLphi-304: Der Anti-DLL3-BiTE-Antikörper Tarlatamab zeigte in der zweiten Therapielinie beim kleinzelligen Lungenkarzinom ein signifikant verbessertes Gesamtüberleben gegenüber Chemotherapie (13,6 vs. 8,3 Monate, HR 0,6, p < 0,001) bei gleichzeitig besserem Nebenwirkungsprofil.

DESTINY-Breast09: Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab-Deruxtecan zeigte in Kombination mit dem Antikörper Pertuzumab eine deutliche und signifikante Überlegenheit in der Erstlinientherapie des metastasierten HER2-positiven Mammakarzinoms gegenüber der Standardtherapie bestehend aus Taxan + Trastuzumab + Pertuzumab (PFS: 40,7 vs. 26,9 Monate, HR 0,56, p < 0,00001).

MATTERHORN: Nachdem noch vor einem Jahr die ESOPEC-Studie die Überlegenheit der perioperativen Chemotherapie mit FLOT demonstriert hatte, erklärte nun die MATTERHORN-Studie die Chemo-/Immuntherapie-Kombination aus FLOT + Durvalumab zum neuen Standard. Gegenüber FLOT + Placebo zeigte sich ein deutlich verbessertes EFS mit nach 24 Monaten 67,4 % vs. 58,5 %, dessen Median im experimentellen Arm noch nicht erreicht war (vs. 32,8 Monate).

NIVOPOSTOP: In der adjuvanten Therapie von Kopf-Hals-Tumoren mit hohem Rezidivrisiko führte die Ergänzung der Radiochemotherapie mit Cisplatin um den Checkpointinhibitor Nivolumab zu einer signifikanten Verbesserung des 3-Jahres-DFS (63,1 % vs. 52,5 %) – und zwar unabhängig von der PD-L1-Expression des Tumors.

Bildquelle: ANIRUDH, Unsplash