Konjunktivitis, Katarakt und Kontaktlinsenkeime: Die sommerlichen Temperaturen können schon mal ins Auge gehen. Habt ihr die Risiken im Blick?
Hitze ist das größte durch die Klimakrise verursachte Gesundheitsrisiko in Deutschland. „Und das betrifft auch die Augen“, sagt Prof. Geerling, Experte der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf. So nehmen beispielsweise Oberflächenerkrankungen der Augen hitzebedingt zu: „Studien zeigen, dass allergische Bindehautentzündungen häufiger geworden sind.“
Eine Ursache dafür liegt im Temperaturanstieg, der die Pollensaison verlängert und die Konzentration verdichtet. „Der Augenarzt kann Betroffenen Tropfen zur prophylaktischen Anwendung oder zur Behandlung der allergischen Reaktion verordnen“, rät Geerling. „Aber auch der Besuch bei einem Allergologen zur Desensibilisierung kann helfen.“ Ebenso hilfreich – allerdings nicht immer praktikabel – ist es, sich in klimatisierten Räumen mit Luftfiltern aufzuhalten oder im Freien eine Schutzbrille zu tragen.
Darüber hinaus entwickeln nachweislich mehr Menschen trockene Augen, weil Hitze den Tränenfilm auf dem Auge schneller verdunsten lässt. „Gesellt sich zur trockenen Außenhitze auch noch trockene Raumluft, kann das verstärkt Beschwerden eines trockenen Auges triggern, insbesondere, wenn man bereits an einem instabilen Tränenfilm leidet.“ Trockene Augen sind darüber hinaus anfälliger für Keime. Geerling empfiehlt daher: „Bei Hitze viel trinken, die Raumluft befeuchten und öfter bewusst blinzeln.“ Besonders gefährdet können Alzheimer- und Parkinsonbetroffene sein, die krankheitsbedingt zu wenig blinzeln und Hornhautgeschwüre entwickeln können – Tränenersatzmittel können hier vorbeugen.
Hitzeperioden erhöhen auch das Risiko für Infektionen und Entzündungen am Auge. „Es ist daher wichtig, nach jeder Operation die verordneten Augentropfen konsequent anzuwenden“, betont Geerling. Mit steigenden Temperaturen wächst zudem die Wahrscheinlichkeit für Pilzinfektionen im Auge – etwa durch Schimmelpilze, die beispielsweise in schlecht gereinigten Kontaktlinsenbehältern wachsen und über die Kontaktlinse die Hornhaut infizieren können. „Wir empfehlen dringend, stets auf eine gute Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen und deren Behälter zu achten.“
Wen es im Sommer zum Baden in einen See zieht, der sollte die Kontaktlinsen vorher herausnehmen. Grund: Parasitäre Einzeller wie Akanthamöben, die sich in warmen Gewässern besonders gut vermehren, können über winzige Verletzungen, die durch Kontaktlinsen entstehen, in der Hornhaut Entzündungen auslösen. „Und bitte nicht mit verunreinigten Fingern in die Augen fassen, das kann ebenfalls Infektionen begünstigen“, warnt Geerling. Bei Rötungen oder Sehverschlechterungen sollten Kontaktlinsenträger daher umgehend Augenärztin oder Augenarzt aufsuchen.
„Es wird immer deutlicher, dass der Klimawandel auch langfristige Auswirkungen auf die Augengesundheit hat“, stellt Geerling fest. So zeigt eine aktuelle Studie mit Daten aus den USA: je höher die Durchschnittstemperatur, desto größer das Risiko für schwere Sehbehinderungen. „Eine kausale Erklärung kann die Studie zwar nicht liefern, diskutiert werden in diesem Zusammenhang aber schon seit längerem umweltbedingte Faktoren wie erhöhte UV-Strahlung, Luftverschmutzung und Dehydration.“
Eine weitere Studie aus Südspanien fand einen Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und einem Zuwachs an grauem Star im Folgejahr. Mit der globalen Erwärmung erweitert sich auch das Spektrum schwerer Augeninfektionen – Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Rickettsiosen, die ebenfalls die Augen befallen können, werden zunehmend Deutschland erreichen. „Auf diese neuen klimabedingten Herausforderungen müssen wir uns in der Augenheilkunde einstellen“, so Geerling.
Der Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft e.V. Die Originalpublikationen haben wir euch unten hinterlegt.
Bildquelle: Ed Leszczynskl, Unsplash