Stammzell-Oligarchie im AlterJe älter wir werden, desto weniger vielfältig wird unser blutbildendes System. Eine Forschergruppe aus Barcelona und Heidelberg entwickelte nun eine Methode, mit der dieser Prozess sowohl im Tiermodell als auch beim Menschen dargestellt werden kann. In einer Veröffentlichung im Fachjournal Nature zeigten sie mithilfe der Analyse epigenetischer Merkmale – ähnlich einem Barcode –, dass bereits ab dem 50. Lebensjahr das Reservoir der Blutstammzellen deutlich schrumpft. Übrig bleiben wenige dominante Klone, die vor allem myeloische Zellen produzieren – Immunzellen, die mit chronischen Entzündungen in Verbindung stehen. Die Autoren sehen hierin eine mögliche Ursache der chronischen Entzündung, die im Alter anfälliger für verschiedene Erkrankungen macht – das sogenannte „Inflammaging“ oder Entzündungsaltern. Während im jungen Blut ein bunter Mix aus Zehntausenden aktiver Stammzellen für die Blutzellproduktion sorgt, dominieren im Alter nur noch wenige Klone. Bei älteren Mäusen stammten in der Studie bis zu 70 Prozent der Blutzellen aus wenigen Dutzenden solcher Stammzellen. Beim Menschen zeigt sich ein ähnliches Bild – mit ersten Veränderungen ab 50, markant ausgeprägt ab 60 Jahren. Besonders bemerkenswert: Viele der dominanten Klone tragen keinerlei bekannte Mutationen. Das deutet darauf hin, dass klonale Expansion ein grundlegendes Merkmal der Blutalterung ist – unabhängig von krankmachenden Genveränderungen. Dennoch steigt mit der Verarmung an Vielfalt auch das Risiko für Erkrankungen wie Leukämie, Myokardinfarkt und Schlaganfall. |